Rund 100.000 Menschen in Deutschland leisten Jahr für Jahr einen Freiwilligendienst. Sie nehmen entweder teil am Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder aber absolvieren ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ). Ihr Engagement ist wichtig für die Gesellschaft, sie werden an vielen Stellen gebraucht, oftmals dort, wo Menschen Unterstützung benötigen. Insgesamt aber ist das Einsatzfeld so vielfältig wie das Leben an sich.
BFD und FSJ sind zwei soziale Freiwilligendienste, die man in Deutschland absolvieren kann. Doch wo liegen die Unterschiede der beiden Varianten? Und wer kann sich wann und wo engagieren? Egal, ob man sich für Sport, Integration, Natur- und Umweltschutz, Kultur, die Arbeit mit Senioren, Kindern oder Menschen mit Behinderung interessiert: Beim BFD und FSJ findet jeder ein passendes Angebot.
Lebenserfahrung weitergeben
Um genauer zu werden: Hinter dem Begriff des Bundesfreiwilligendienstes verbirgt sich ein freiwilliges zivilgesellschaftliches Engagement, an dem sich jeder Bürger in Deutschland beteiligen kann, unabhängig von Geschlecht, Religion oder Nationaltät. Der Dienst bietet jedem Menschen die Möglichkeit, sich einzubringen, das Alter spielt keine Rolle. Es gibt auch keine Altersobergrenze. Was bedeutet, dass man diesen Dienst auch noch im Rentenalter antreten kann - eine schöne Möglichkeit, Lebenserfahrung weiterzugeben.
Auch der Schulabschluss spielt beim Bundesfreiwilligendienst keine Rolle. Um Bufdi, so werden die Teilnehmer des BFD meist genannt, werden zu können, muss man aber mindestens die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben. Diese endet, je nach Bundesland, im Alter von 15 oder 16 Jahren.
Wichtiger als der Schulabschluss sind andere Dinge, etwa die Fähigkeit, zuzuhören, wenn Menschen von ihren Sorgen und Nöten berichten, der Wille, mit anzupacken, um Dinge zum Besseren zu verändern, oder die Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzulassen. Auch die Bereitschaft, Erfahrungen zu machen und mit Lebensbereichen in Kontakt zu treten, die man sonst nicht kennengelernt hätte, zählt umso mehr.
Der Bundesfreiwilligendienst kann über eine Dauer zwischen sechs und 18 Monaten, in Ausnahmefällen auch über zwei Jahre, angepeilt werden. Das Freiwillige Soziale Jahr/Freiwillige Ökologische Jahr hingegen richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Gerade für diejenigen, die die Schule hinter sich haben und für die sich nun die Frage stellt, wie es weitergeht - Ausbildung, Studium, Auslandsjahr? -kann die Entscheidung für ein FSJ ideal sein. Denn so haben sie noch Zeit, ehe sie endgültige Entscheidungen über die eigenen berufliche Zukunft treffen und können erstmal wichtige Erfahrungen in verschiedenen Bereichen sammeln. Nicht zu vergessen: Die Bescheinigung über ein absolviertes FSJ macht sich auch gut im Lebenslauf.
Jedes Jahr leisten rund. 100.000 Menschen in Deutschland einen solchen Freiwilligendienst. Wer sich hier engagieren möchte, muss wie beim BFD die Pflichtschulzeit vollendet haben. Allerdings kann man das FSJ nur bis zum 27. Geburtstag absolvieren.
Neues ausprobieren
Egal ob BFD oder FSJ: Mit beiden Diensten kann man sich für die Gesellschaft und die Mitmenschen engagieren und Gutes tun. Dabei hat man die Wahl, ob man dies in einem Bereich tut, der einen ohnehin schon lange interessiert, oder ob man einmal etwas völlig Neues ausprobiert. Gerade für die jüngeren Freiwilligen sind die Dienste eine gute Möglichkeit, um vielleicht neue Berufsfelder für den späteren Lebensweg kennenzulernen. Und unabhängig vom Alter bereichert ein solcher Dienst das Leben aller Beteiligten.
Unverzichtbarer Einsatz
Keine Frage: Der Einsatz der Freiwilligen ist unverzichtbar für die Gesellschaft in Deutschland. Gerade deshalb wächst aber auch die Sorge, dass die Mittel dafür gekürzt werden könnten. Deshalb fordern Wohlfahrtsverbände eine verlässlichen Finanzierung der Freiwilligendienste durch den Bund.
Nachdem im vergangenen Herbst vom Bund geplante Kürzungen im Umfang von 78 Millionen Euro nach Protesten in letzter Minute zurückgenommen wurden, schlagen die Sozialverbände jetzt wieder Alarm. Denn die Bundesregierung wolle 2025 rund 25 Prozent der Mittel streichen, wie etwa der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert. Die geplanten Streichungen drohten für das kommende Jahr große Lücken in den Bereich der Freiwilligendienste zu reißen, was verhindert werden müsse. pm/dpa
Die Vorgeschichte des BFD
Ende des Jahres 2010 wurde vom Bundeskabinett die Aussetzung der Wehrpflicht und somit auch des Zivildienstes beschlossen. Schon im Vorfeld gab es eine Debatte und verschiedene Vorschläge für einen freiwilligen Ersatzdienst. Am Ende einigte man sich auf den Bundesfreiwilligendienst (BFD), der zum 1. Juli 2011 eingeführt wurde und, nach anfänglicher Zurückhaltung, heute als echter Erfolg gilt.