Das Jahr des Hasen: Die Legende der tierischen Zwölf
Sonderveröffentlichung

Chinesisches Neujahr Das Jahr des Hasen: Die Legende der tierischen Zwölf

Weltweit feiern Menschen derzeit das Frühlingsfest. Ein Fest, das in China und vielen anderen Ländern mit chinesischer Bevölkerung seit Jahrtausenden einhergeht

Kochbuchautorin Yan Wang mit ihrem Jiaozi-Geheimrezept. Foto: jmh

01.02.2023

Auch in Ulm hält das Jahr des Hasen feierlich Einzug. Xin Nián Kuài Lè! So lautet der Gruß zum chinesischen Frühlingsfest, ,,Chūn Jié", oder Chinese New Year, das seit dem 21. Januar und bis zum 7. Februar gefeiert wird. Ein Fest, das in China und vielen anderen Ländern mit chinesischer Bevölkerung wie Taiwan, Singapur, Malaysia und Indonesien seit Jahrtausenden mit Feuerwerk, Festessen und Drachentänzen einhergeht. An die Entstehung des Tierkreises erinnert die Erzählung des Jade-Kaisers, der eines Tages alle Tiere eingeladen haben soll. Den ersten zwölf versprach er einen festen Platz im Jahreskreis. Die Tiere schwammen durch das Wasser und kämpften sich durch unwirtliches Gelände. Manche schafften den beschwerlichen Weg durch Teamarbeit, andere mit List. Es waren der Reihenfolge nach die Ratte, ihr folgten Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd und Ziege. Danach trafen Affe, Hahn und Hund ein. Ein leises Trippeln verriet das Schwein als letzten Besucher. Es hatte unterwegs Appetit bekommen und nach einem kleinen Zwischenmahl noch ein Nickerchen eingelegt. Den zwölf Tierkreiszeichen werden, ähnlich den Sternzeichen, unterschiedliche Charaktereigenschaften nachgesagt.

,,In diesem Jahr begrüßen wir den Hasen im Element des Wassers", erklärt Chinesischdozentin und Kochbuchautorin Yan Wang. Menschen, die in den Jahren 1927, 1939, 1951, 1963, 1975, 1987, 1999, 2011 und 2023 geboren sind, gelten als kreativ, einfühlsam und diplomatisch.

Essen, was verbindet

Das Essen wird während des Frühlingsfestes zelebriert. In Südchina sind es kleine Klebreiskuchen, ,,Nián Gão", in Fischform zubereitet. ,,Der Fisch ist ein Glückssymbol", erklärt Yan Wang. „Das Wort für Fisch, im chinesischen yú bedeutet, dass man von allem immer etwas übrig hat. Also niemals einen Mangel erleiden muss." Die chinesische Sprache lebt von Symbolen: ,,Der Aufbau der Schriftzeichen, wie etwa das Zeichen für ,Jahr', zeigt in alter chinesischer Schrift einen Mann, der seine Ernte auf den Schultern trägt. Das ist das chinesische Neujahr ursprünglich: ein Erntefest!" Yan Wang, die aus dem uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang, ganz im Norden der Volksrepublik stammt, lächelt.

Teigtäschchen in Teamarbeit

,,Im Norden Chinas gibt es auch eine Symbolik beim Festmahl. Hier sind es „Jiaozi", kleine Teigtaschen in Form alter chinesischer Münzen. ,,Die Herstellung ist aufwendig und daher eine Frage der Teamarbeit: Einer bereitet den Teig vor, einer knetet, einer bringt sie in Form." Das Neujahrsfest beginnt am Vorabend mit einem festlichen Mahl. Die Fenster werden geöffnet und mit roten Lampions geschmückt, um das Glück hereinzulassen. Die darauffolgenden Tage sind mit Verwandschaftsbesuchen verbunden. Kinder bekommen Geldgeschenke in kleinen roten Kuverts (hóngbão), die Erwachsenen spielen Mah-Jongg. Auch in Vietnam wird das Frühlingsfest gefeiert, wie Thanhhai Nguyen vom Ulmer Asia-Shop im Hafenbad erzählt. Im Bekanntenkreis wird traditionell der Kuchen verschenkt, der den Himmel und die Erde symbolisiert. Thanhhai geht zum Neujahrsfest nach Ravensburg, ,,in den Tempel, um das neue Jahr mit Gebeten zu begrüßen." Am Vorabend des letzten Tages endet das chinesische Neujahr mit dem ,,Yuanxiao-Fest" und selbstgebastelten Lampions.