Hilfe bei neuem Erkrankungsbild: Long-Covid-Behandlung im Klinikum Christophsbad in Göppingen
Sonderveröffentlichung

Christophsbad Göppingen – Long Covid Hilfe bei neuem Erkrankungsbild: Long-Covid-Behandlung im Klinikum Christophsbad in Göppingen

Viele verschiedene Berufsgruppen wirken an der Klinik für Psychosomatische Medizin des Göppinger Christophsbads zusammen. Ein neues Feld ist auch die Behandlung von Corona-Folgen und die Behandlung internistischer Begleiterkrankungen.

Der trapezförmige und dreigeschossige für Psychosomatik wurde im Juni 2020 Neubau der Klinik fertiggestellt. Fotos: Christophsbad

29.06.2022

Long Covid: Die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und klinischen Erfahrungen weisen darauf hin, dass es sich möglicherweise um eine Überreaktion des Immunsystems handelt. Patienten berichten beispielsweise von Atemproblemen, Reizhusten, Gefühlsstörungen, Herzrhythmusstörungen,

Prof. Dr. Petra Beschoner

Müdigkeit oder von Erschöpfungszuständen. Letzteres lässt auch an eine Mitbeteiligung der Psyche denken. Wir alle wissen im Grunde, dass eine körperliche Erkrankung etwas mit der Psyche macht und umgekehrt. Die anhaltenden körperlichen Symptome können Ängste auslösen, die damit verbundenen Einschränkungen das Leben völlig aus der Bahn werfen. Umgekehrt kann Stress durch Alltagsbelastungen und berufliche Probleme dazu führen, dass körperliche Symptome wie Magen-Darmprobleme, Bluthochdruck und Infektanfälligkeit entstehen und so auch Symptome einer Long Covid Erkrankung verstärkt werden. Und genau hier setzt die Psychosomatik mit ihrer ganzheitlichen Sichtweise und Behandlung an.

Etabliertes Verfahren

Durch Stress werden die Abwehrkräfte des Körpers geschwächt, was möglicherweise zur Entwicklung von Long Covid beitragen kann. Umgekehrt kann das Erleben einer beeinträchtigenden Erkrankung wie Long Covid zu psychischen Symptomen wie Depression und Ängsten führen. Der psychosomatische Ansatz geht auf beide Seiten der Medaille ein, indem etwa Lebensumstände reflektiert werden. Dazu braucht es Akzeptanz, und diese kann in der Psychotherapie erarbeitet werden. Zudem werden die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützt. Hier kommen verschiedene Verfahren wie Entspannungstraining, Physiotherapie, Biofeedback und Bewegungstherapie zum Einsatz. Auch tiergestützte Therapie kann hilfreich sein. Durch die Kombination verschiedener therapeutischer Verfahren können Medikamente oftmals sehr reduziert eingesetzt werden. Und schließlich hilft die psychosomatische Medizin den Patienten, eine gewisse Resilienz gegenüber Belastungen zu erwerben.

Dieser Ansatz ist auch in anderen medizinischen Bereichen nicht mehr wegzudenken und hat sich etwa in der Psycho-Kardiologie, der Psycho-Onkologie, der Psycho-Neuro-Immunologie oder der Schmerztherapie etabliert. In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Christophsbad wird dazu einerseits verhaltenstherapeutisch mit schematherapeutischem Schwerpunkt gearbeitet und andererseits tiefenpsychologisch mit mentalisierungs-basiertem Ansatz. Dadurch, dass das Christophsbad Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm ist und Frau Prof. Dr. Beschoner weiterhin an der Uni Ulm lehrt und forscht, bestehen beste Kooperationen zwischen Ulm und Göppingen. So laufen unter der Mitarbeit von Frau Prof. Dr. Beschoner zwei interdisziplinäre Forschungsprojekte zu Long Covid an der Uni Ulm.

Psychosomatische Stationen und Tageskliniken

Für die psychosomatische Behandlung stehen im Klinikum Christophsbad insgesamt 77 Plätze zur Verfügung: zwei großzügige Stationen. und eine Tagesklinik in einem neuen, modernen Gebäude in Göppingen sowie eine Tagesklinik und eine Ambulanz in Geislingen. Eine tagesklinische Behandlung sei besonders geeignet bei stress-assoziierten Erkrankungen wie Burnout, Depression und Angststörungen, sagt Prof. Beschoner, die auch in diesem Segment an der Universität Ulm dazu behandelt und geforscht hat.

Die Tagesklinik in Göppingen bietet durch ihre direkte Anbindung an die Station die Möglichkeit, Patienten nach einer stationären Therapie noch tagesklinisch weiterzubehandeln. In Geislingen verbindet das dortige multiprofessionelle Therapeutenteam in seiner Arbeit tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Aspekte mit psychosomatischer und psychiatrischer Medizin, ergänzt durch ein Angebot aus non-verbalen Verfahren und Sozialarbeit.

Internistische Psychosomatik

Im Klinikum Christophsbad ist man gerade dabei, die internistische Psychosomatik auszubauen, um internistische Begleiterkrankungen und körperliche Erkrankungen mit Auswirkung auf die psychische Gesundheit, wie auch Long Covid, noch besser behandeln zu können. Weitere psychotherapeutisch und psychosomatisch erfahrene Ärzte und Psychologen, aber auch Ärzte mit neurologischer oder internistischer Erfahrung werden derzeit gesucht. Diese Behandlung wird durch sogenannte non-verbale Verfahren, wie Kunst-, Musik- und Körpertherapie, aber auch Physiotherapie und tiergestützte Therapie ergänzt. Das ermöglicht einen emotionsfokussierten Zugang zu den eigenen Themen, Hemmnissen und Ressourcen.

Bunte Mischung der Mitarbeitenden

In der Psychosomatik ist ein Zusammenwirken vieler verschiedener Berufsgruppen erforderlich, um den Patienten gerecht zu werden. Zu diesem multiprofessionellen Team gehören Ärzte, mit unterschiedlichen Vorerfahrungen: Psychosomatische Medizin, Psychiatrie, Neurologie, Innere Medizin und Allgemeinmedizin. Reizvoll für Fachärzte aus somatischen Fachgebieten ist oft auch die Möglichkeit, in der Psychosomatischen Medizin den zweiten Facharztabschluss zu machen. Psychologen und psychologische Psychotherapeuten arbeiten ebenso im Team wie Medizinische Fachangestellte und Spezialtherapeuten in Kunst-, Musik-, Theater- oder Körpertherapie. pm