Spätestens seit Corona wissen alle von diesem seltsamen Widerspruch: Pflege ist eine Säule unserer Gesellschaft oder anders gesagt: systemrelevant. Gleichzeitig wird ihr viel zu wenig Wertschätzung entgegengebracht. Schlechte Bezahlung, unregelmäßige Arbeitszeiten, chronische Überlastung, da zu wenig Menschen unter diesen Bedingungen arbeiten wollen – ein Teufelskreis. Es gibt nun zarte Hinweise darauf, dass sich die Rahmenbedingungen langsam ändern könnten. Müssen sie auch: Jahr für Jahr steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in unserem Land, denn wir werden immer älter.
Zeit also zum Tag der Pflege die Werbetrommel für einen Berufszweig zu rühren, der zwar Nachteile, aber auch sehr viel Positives, Einmaliges zu bieten hat. Ein Aspekt ergibt sich direkt aus der Versorgungslücke: Kaum eine Branche dürfte so zukunftssicher und krisenstabil sein wie die Pflege.
Ausbildung oder Umschulung mit Jobgarantie
Wer eine Ausbildung oder Umschulung als Pflegekraft macht, hat quasi eine Jobgarantie: heute, morgen und übermorgen. Seit Anfang 2020 gibt es eine, zweijährige, generalistische Ausbildung in der Pflege. Die drei Ausbildungen „Gesundheits- und Krankenpflege“, „Altenpflege“ und „Gesundheits- und Kinderkrankenpflege“ wurden zusammengefasst. Absolventen stehen viele Wege offen, es gibt zahlreiche Fortbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten. Viele denken bei „Pflege“ ausschließlich an die Begleitung alter Menschen.
Von der Neugeborenenstation bis zum Hospiz
Tatsächlich bieten sich viele Einsatzmöglichkeiten an: von der Neugeborenenstation über Krankenhäuser und Hospize bis zum ambulanten Dienst im häuslichen Bereich. Ein weiteres, hartnäckiges Vorurteil: „Das kann jeder machen.“ Fakt ist: Pflege ist ein eigenständiger, hoch professioneller Berufszweig. Sie bildet die Schnittstelle verschiedener Professionen im Gesundheitsbereich.
Wer im Pflegebereich arbeiten möchte, sollte gerne mit Menschen arbeiten und nicht die Konfrontation mit Krankheit und Tod scheuen. Über ein Praktikum kann man sich ein erstes Bild machen, ob einem diese wichtige Arbeit liegt.
Langjährig Pflegende sind oft gefrustet, dass es noch immer an gesellschaftlicher Wertschätzung fehlt. Viele würden ihren Beruf aber trotzdem wieder wählen, weil er ihnen Erfüllung und Sinn gibt.
Info Nach Informationen des deutschen Pflegeverbands fehlen bereits heute 200 000 Pflegefachpersonen in Krankenhäusern, Seniorenheimen und ambulanten Diensten. Bis 2030 könnte die Zahl laut Prognose des Verbands auf 500 000 steigen - wenn sich nicht etwas Grundlegendes ändert. Claudia Wohlhüter
5 Millionen Pflegebedürftige könnte es 2050 geben. Quelle: Statista
Würdigung für wahre Helden
Der internationale Tag der Pflege am 12. Mai soll die Arbeit der Menschen würdigen, die Kranken und Alten helfen. Der 12. Mai 1820 ist der Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale, die als Pionierin der modernen Krankenpflege gilt. Spätestens in der Corona-Pandemie wurden Pflegekräfte zu Helden. Bleibt zu hoffen, dass den Dankes-Worten bald noch mehr Taten folgen. pm