Tübinger Bücherfest vom 22. bis 24. September: Andere Sprach-Welten
Sonderveröffentlichung

Das 13. Tübinger Bücherfest Tübinger Bücherfest vom 22. bis 24. September: Andere Sprach-Welten

Italien zu Gast auf dem Tübinger Bücherfest

18.09.2023

Seit dem dritten Bücherfest fest galt stets eine Reihe von Veranstaltungen einem Gastland, und diese Tradition wird auch in diesem Jahr mit einer kleinen, aber feinen Auswahl von Lesungen rund um das Sehnsuchtsland der Deutschen, Italien, fortgeführt. Der bedeutende Essayist und Lyrikentdecker Joachim Sartorius umkreist seine zweite Heimatstadt Syrakus, Germana Fabianos „Mattanza“ verspricht eine besondere literarische Entdeckung, mit Susanne Schüssler vom Wagenbach-Verlag rückt die bahnbrechende deutsch-italienische Reihe „salto“ in den Mittelpunkt. Einem der ganz Großen der italienischen Literatur kann man bei dem Italo-Calvino-Abend des Masckara-Theaters auf der idyllischen Zimmertheater-Terrasse (kostenlos!) begegnen.

Aus dem Italienischen stammt die augenzwinkernd-kritische Redewendung „traduttore, traditore“ („Übersetzer, Verräter“). Sie legt den Finger auf einen Punkt, den jede Übersetzerin und jeder Übersetzer kennt: Beim Herüberschmuggeln eines fremden Textes in die eigene Sprache geht immer auch etwas verloren. Und dennoch sind sie unabdingbar - die Menschen, die uns Literaturen aus anderen Sprachen zugänglich und überhaupt erst erfahrbar machen. Gleich zwei können nun „live“ erlebt werden: Hinrich Schmidt-Henkel stellt mit seinem Verleger Sebastian Guggolz den großen Norweger Tarjei Vesaas vor, und Stefan Moster, jüngst für seine Übersetzung aus dem Finnischen (Volter Kilpi: „Im Saal von Alastalo“) mit dem bedeutendsten deutschen Übersetzerpreis ausgezeichnet, liest aus seinem neuen Roman „Bin das noch ich?“.

Wiederum eine andere Art der Sprache, des Sprechens begegnet uns in der Lyrik, die gar nicht so selten als eine besondere, eine „Fremd“-Sprache wahr-genommen wird. Hier kommt es auf jede Zeile, auf jedes Wort, sogar auf jede Silbe an. Die deutsche Akademie für Sprache und Dichtung gibt jedes Jahr ihre Lyrikempfehlungen heraus und fördert deren Verbreitung. Drei der so Geehrten bereichern das Bücherfest mit ihren neuesten Werken: Sibylla Vrčić Hausmann, Michael Stavarič und Paul-Henri Campbell. Die Bandbreite der Lyrik beim Bücherfest - zu nennen wären noch Timo Brandt oder das WG-Casting „Zwischenmiete“ - umspannt dabei mehr als ein Millennium: von dem über tausend Jahre alten arabisch-jüdischen Dichter Schmuel HaNagid (der nicht persönlich kommen konnte, aber würdig von seiner Übersetzerin Christiane Auras vertreten wird) bis zu den jungen Poeten und Poetinnen des Studios Literatur und Theater und bei der Poets' Corner, an der alle, die etwas vortragen möchten, teilnehmen können.