Hanf und Fischernetze
Sonderveröffentlichung

Der Fachmann hilft Hanf und Fischernetze

Die Autobauer müssen sich Gedanken über Nachhaltigkeit machen - nicht nur bei den Antrieben.

Von Pilzen bis zu veganer Seide reicht die Bandbreite der verwendeten nachhaltigen Werkstoffe der Mercedes-Benz-Studie Vision EQXX. Foto: mercedes-benz ag/dpa-mag

06.10.2022

Ananasfasern für die Sitze, Kapok-Nüsse im Stoff und Fußmatten mit alten Fischernetzen: Autohersteller kommen auf immer neue Ideen, um die Produktion von Autos nicht nur unter wirtschaftlichen, sondern auch unter Aspekten des Umweltschutzes nachhaltiger zu machen. Doch mit dem neuen ökologischen Bewusstsein werden die Dinge nicht immer einfacher. Nicht nur ist es eine Herausforderung, mit zum Beispiel recycelten Materialien gewohnte Qualitätsstandards zu halten - was die Produktion aufwendiger macht. Auch die neuen Öko-Stoffe zu gewinnen, ist komplex.

Die Vorteile von „Recyclaten“ im Fahrzeugbau

Roberto Rossetti, bei BMW verantwortlich unter anderem für die Kohlendioxid (CO2)-Kalkulation und Sekundärrohstoffquote, sieht mehrere Vorteile von nachhaltigen Werkstoffen und Recyclaten im Fahrzeugbau. Neben der CO2-Einsparung zählten dazu Festigkeit, Gewichtsreduzierung und Nachhaltigkeit.

Geschredderte T-Shirts und PET-Flaschen

„Natürliche Materialien sind interessant, weil sie in der Wachstumsphase CO2 aufnehmen und Sauerstoff emittieren. Nachwachsende Rohstoffe können außerdem das Gewicht um 30 Prozent gegenüber herkömmlichen Materialien reduzieren“, sagt BMW-Mann Rossetti.

Auch bei Volkswagen werden neben CO2-ärmerem Stahl neue Materialien verwendet, darunter Flachs, Hanf, Kenaf, Zellulose, Baumwolle und Hölzer. Bei ID.Buzz und ID.Buzz Cargo kommen statt Leder Polyurethan-Recyklate zum Zuge. Für die Sitzoberflächen und Türverkleidungen verwendet VW einen Mix aus recycelten PET-Flaschen und geschredderten T-Shirts. Mazda setzt indes beim MX-30 im Innenraum Kork ein. Und Mercedes will innerhalb der nächsten zehn Jahre den Anteil von Recyclaten in den Fahrzeugen auf durchschnittlich 40 Prozent erhöhen. Beim EQS und EQE kommen bereits Kabelkanäle aus recycelten Haushaltsabfällen zum Einsatz. Für die Lederalternative der Studie Vision EQXX verwendete Mercedes pulverisierte Kaktusfaser und Pilzmyzel, die unterirdische wurzelartige Struktur von Pilzen.

Nachhaltig - aber auch schön?

Markus Schäfer, Vorstand für Entwicklung und Einkauf von Mercedes-Benz, betont die Herausforderung, die die Öko-Verfahren mit sich bringen. Die Materialien müssten unter anderem Temperaturunterschieden von rund 100 Grad standhalten. Je nach Bauteil sei das Recycling aufwendig und teuer sowie seien die Sekundärstoffe nicht immer verfügbar. Ein weiteres Problem: Nicht alle Werkstoffe, die nachhaltig sind, empfinden Insassen auch als schön. dpa