Von der Ampel-Regierung in Berlin ist man Überraschungen gewohnt. Mit 200 Milliarden Euro aus dem von Kanzler Olaf Scholz angekündigten „Doppel-Wumms“-Programm sollen Verbraucher von den exorbitant gestiegenen Energiepreisen entlastet werden. Doch auch Bauherren hat im Frühjahr ein „Wumms“ erwischt: Seit dem 20. April 2022 werden im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) nur noch Effizienzhäuser der Stufe 40 Nachhaltigkeit (NH-Klasse) gefördert. Alle anderen gehen zum Beispiel bei günstigen KfW-Krediten leer aus. Das kann für Bauherren in Zeiten steigender Zinsen unangenehm werden.
Bei Fertighaus Weiss aus dem kleinen Oberroter Teilort Scheuerhalden zeigt ein Blick auf den Auftragsbestand, dass es am Markt zu einer Teilung kommt. Kunden, die keine Förderung anstreben, orientieren sich am Effizienzhaus 55, um ihr Objekt relativ kosteneffizient bauen zu können. Andererseits, erläutert Fertighaus Weiss-Geschäftsführer Hans Volker Noller, gebe es auch ein verstärktes Interesse an Effzienzhäusern der Nachhaltigkeitsklasse 40 NH.
Diese Häuser erfordern eine staatliche Nachhaltigkeitszertifizierung, das sogenannte QNG-Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude, erklärt Noller. Dabei werde die Erfüllung verschiedener Nachhaltigkeits-Kriterien im Zuge von Audits überprüft. „Effizienzhaus-40-NH-Projekte übersteigen an Komplexität deutlich das frühere KfW-Effizienzhaus 40 Plus“, weiß er aus der Praxis. Sein Unternehmen hat sich auf die gesetzliche Änderung eingestellt und bietet eine entsprechende Zertifizierung mit eigenen Auditoren an. Die Kosten dafür beziffert Noller für ein Einfamilienhaus auf einen Betrag von rund 10 000 Euro. Der Bauherr wird mit zusätzlichen Ausgaben konfrontiert, erhält mit dem Zertifikat aber wieder den Schlüssel für zum Teil beachtliche staatliche Zuschüsse.
Wie sich Bauherren entscheiden, sei sehr individuell. Generell, so Volker Noller, sei zu beobachten, dass Häuser „tendenziell effizienter geplant“ werden. Durch die Kostensteigerung der vergangenen Jahre und den Anstieg der Zinsen werde den Bauherren „so eine ideale Lösung von Bedarf und Möglichkeit geboten“. Dabei seien die Einbußen an Wohnfläche moderat, „aber Budgets können oft trotz Kostensteigerungen und Wegfall von Fördermöglichkeiten eingehalten werden“.
Noller spart dabei auch nicht mit Kritik an der Politik: „Als Holzfertighaushersteller unterstützen wir das Ziel nachhaltigeren Bauens. Die Bundesregierung sollte jedoch längerfristige Sicherheit für Bauherren durch klare staatliche Förderrichtlinien schaffen.“
Bei Fertighaus Weiss ist man stolz darauf, nahezu alle Gewerke und Dienstleistungen „aus einer Hand“ anbieten zu können. Das gilt für die Architektur und das klassische Bauhandwerk ebenso wie für Ingenieurdienstleistungen. Wie wichtig gerade Letztere sind, zeigt sich an den ständig wachsenden Herausforderungen an die Technik. In den Häusern von Weiss werden fast ausnahmslos Luft-Wasser-Wärmepumpen für die Heizung eingesetzt. Diese seien „energieeffizient und im Vergleich mit anderen Heizsystemen nachhaltiger“, sagt Noller. Allerdings ist die Steuerung in Kombination mit Be- und Entlüftungsanlagen komplex. Auch hier kommen von Weiss im eigenen Haus entwickelte Lösungen zum Einsatz. Manche der Systeme sind smart und lernen, wenn der Kunde es wünscht, von sich aus dazu. Peter Lindau