Sonderveröffentlichung

Der neue Wohnsinn Möbel Bohn in Crailsheim: Erlaubt ist, was gefällt

Einrichtung: Wie sieht das Wohnen aus in Zeiten der Pandemie, der Energiekrise und der neuen Lust am Kombinieren der Stile? Ein Besuch bei Möbel Bohn in Crailsheim.

Lina Kunz, Alisa Ohrt und Siglinde Lang (von links) sitzen im „Urban Jungle“ von Möbel Bohn. Dieser Wohntrend holt den Jungel ins Wohnzimmer. Foto: Ute Bartels

10.11.2022

Vom gemütlichen Skandi bis zum kühlen Industrial Style: In Sachen Wohnen ist derzeit alles möglich. Denn den einen, allumfassenden Trend gibt es nicht, sagen drei Frauen, die es wissen müssen: Sie alle haben ihre Liebe zum Einrichten zum Beruf gemacht und arbeiten bei Möbel Bohn in Crailsheim als Gestalterin für visuelles Marketing (Lina Kunz), als Fachfrauen fürs Marketing (Alisa Ohrt) und für den Warenfluss, die auch beim Einkauf mit dabei ist (Siglinde Lang).

Wenn die drei durch die Verkaufsräume gehen, sorgen sie für die richtige Mischung. Sie rücken hier einen Stuhl gerade, geben da einem Kissen einen Kniff, legen den Föhn zurück ins Regal.

Ein Föhn im Möbelhaus? Genau. Dort gibt es Badezimmer – wie auch Wohnzimmerecken, Küchen oder Schlafzimmer –, die aussehen, als seien ihre Bewohner gerade aus der Tür gegangen – inklusive Brille, die auf der Ablage liegen geblieben ist. „Die Leute sollen sich ja vorstellen können, wie die Möbel bei ihnen im Haus aussehen könnten“, sagt Lina Kunz.

Überhaupt das Bad: Ein Badezimmer, das über die weiß geflieste Funktionalität hinausgeht, ist ein großer Trend: „Die Kunden planen ihre Bäder mittlerweile so aufwendig wie die Küchen“, sagt Einkäuferin Siglinde Lang. Schwarz oder weiß mit Holz sei gerade beliebt, und Accessoires, die zur Gemütlichkeit beitragen: Kerzen, Holzkästchen für den Schnickschnack, Textilien.

Deshalb stehen auch Pflanzen im Bad. Denn die, oder besser gesagt „Urban Jungle“ – also Pflanzen in der Stadt –, sind derzeit ein wichtiger Trend. „Das sehen wir auf vielen Messen“, sagt Marketingfrau Alisa Ohrt. „Pflanzenwände, passende Tapeten, Textilien in Grün – das alles gehört zum Style.“ Damit das nicht zu monoton ist, würde Lina Kunz diesen Stil dann mit Kognac oder Gelb kombinieren, „und vielleicht einen Sisalkorb hineinsetzen, das passt auch“.

Es wird langfristiger geplant

Denn natürlich haben Pandemie und Energiekrise das Kaufverhalten verändert: „Die Leute sind qualitätsbewusster geworden“, sagt Siglinde Lang. „Sie planen langfristiger. Sie sagen, dass sie die Möbel länger behalten wollen, um nicht gleich wieder wechseln zu müssen.“ Immer mehr Menschen sei auch das Thema Ressourcen wichtig. Woher die Möbel stammen, wird gefragt, oder wie das Holz produziert wurde. „Veganes Leder ist auch ein Thema“, sagt Alisa Ohrt. Ein weiterer Trend, der während der Pandemie so richtig groß geworden ist: Do-ityourself. Also: Deko oder Kleinmöbel selbst basteln. Dekorateurin Kunz: „Kunden kaufen sich Komponenten und stellen sie dann selbst zusammen. Kränze zum Selber Schmücken sind gerade sehr beliebt.“

So spiegelt ein Möbelhaus immer auch die Befindlichkeit der Nation wider. Und diese Befindlichkeit zeigt viele Gesichter: Wo es den „Glamour Style“ mit Samt, Gold und kräftigen Farben gibt, ist der romantische Stil mit Pastellfarben und Blümchenmustern nicht fern. Bringt der „Industrial Style“ Tisch und Stühle aus Stahl und Glas, gibt es die auch ganz verspielt in Holz im Landhausstil, oder natürlich mit Cord- oder Bouclé-Bezügen in Naturfarben.

Verkleinern liegt im Trend

Diesem Markt der Möglichkeiten entspricht auch, wie sich die drei Frauen selbst einrichten: Siglinde Lang zum Beispiel verkleinert sich gerade – dies ist derzeit im Übrigen auch ein Trend. Künftig will sie es klar und schlicht haben. Der Vorteil: Sind Möbel schlicht, verwandeln nur wenige Dekoelemente das Zimmer komplett. Ein paar neue Kissen, ein anderes Bild und passende Deko verändern das Zimmer total. Aus einem Herbstzimmer wird so mit wenigen Handgriffen zum Beispiel ein stimmungsvolles Weihnachtszimmer.

Die Einrichtung von Lina Kunz hingegen ist „eher so ein Mischmasch“, sagt sie. „Ich stehe auf die Mischung von Alt und Neu. Ich habe viele Teile, die man als shabby chic bezeichnen würde.“ Lina Kunz hat außerdem „viel Grünzeug. Und Boho-Sachen.“ Die sind derzeit auch angesagt: Unter den Boho-Style fallen weich-fließende Stoffe, Naturmaterialien, Muster.

Das freilich ist Alisa Ohrts Stil nicht. „Schwarz und Holz, das hat mir schon immer gefallen.“ Sie will sich künftig minimalistisch einrichten – auch das ist übrigens ein Trend.

Nicht mehr wie im Katalog

Weil offenbar erlaubt ist, was gefällt, liegt die Kunst des Einrichtens heute nicht mehr darin, die Wohnung aussehen zu lassen wie im Katalog. Deshalb würden die Kunden heute auch nicht mehr die Wohnwand, den Couchtisch und das Sofa aus dem gleichen Design wählen, heißt es bei Möbel Bohn. Im Gegenteil: Die Kunst des Einrichtens besteht vielmehr darin, Möbelstücke, Dekoration und Accessoires gekonnt zu kombinieren. „Denn alles vom gleichen Stil ist unnatürlich. Die Realität in den Wohnungen sieht ja anders aus“, sagt Lina Kunz.

Wer sich dieses Kombinieren selbst nicht zutraut, der wird von den Bohn-Mitarbeitern auch zu Hause besucht. Dem schlagen sie Möbel und Deko vor Ort vor. „Es sind oft alleinstehende Herren, die uns um Hilfe bitten“, sagt Dekorateurin Kunz. „Eine Wohnung komplett neu einrichten, das macht richtig Spaß.“  Ute Bartels