Die neue pinke Zeitrechnung
Sonderveröffentlichung

Die Tussies in der Saison 2025/26 Die neue pinke Zeitrechnung

Interview mit dem Geschäftsführer Ferenc Rott zur Saison der Bundesliga-Handballerinnen des TuS Metzingen.

Die Tussies sind bereit für das erste Heimspiel in Tübingen. Foto: Thomas Kiehl

15.09.2025

Es beginnt eine neue Zeitrechnung bei den Bundesliga-Handballerinnen der TuS Metzingen. Weil die heimische Öschhalle seitens der Handball Bundesliga Frauen (HBF) nicht mehr für den Spielbetrieb zugelassen ist, erfolgte der Umzug nach Tübingen. Die Paul-Horn-Arena ist beileibe kein Neuland, aber jetzt wird man in die rosarote Halle mit Sack und Pack einziehen. Die SÜDWEST PRESSE hat sich mit Gechäftsführer Ferenc Rott unterhalten. 

Herr Rott, es ist so weit. Die TuS Metzingen zieht in die Paul-Horn-Arena ein. Sie kommt nicht als Gast, sondern als Dauermieterin. Wie wurdet ihr denn aufgenommen?

Ferenc Rott:
Wir wurden von der Sporthallenbetriebsgesellschaft sehr gut aufgenommen. Deren Chefin Claudia Patzwahl hilft, wo sie nur kann. Die Kommunikation läuft ja schon seit einem Jahr, jetzt sind wir in der Endphase. Die Frage ist, wie man alles umsetzen kann. Wir sind ja nicht neu in Tübingen, kommen jetzt aber regelmäßig. Da muss sich vieles erst einspielen, das kann zwei bis drei Spiele dauern.

Die TusSies stürmen praktisch ins Wohnzimmer des Basketball-Zweitligisten Tigers Tübingen. Wie haben die Raubtiere auf die neuen Mitbewohnerinnen reagiert?

Nur positiv. Wir haben ein gutes Verhältnis aufgebaut, alles wurde besprochen. Wichtig ist, dass wir uns nicht als Gegner betrachten, sondern gemeinsam agieren und im Sinne des Sports vielleicht die eine oder andere Tür aufstoßen können. 

Am Samstag steigt das erste Heimspiel der Saison gegen den BSV Sachsen Zwickau. Da hat man im Vorfeld etwas von einheitlicher Kleidung gehört.

Wir hatten die Idee mit pinken Shirts, die alle Zuschauer gratis erhalten. Da geht schon mal der Dank an die Sponsoren, die das ermöglichen. Jetzt hoffe ich nur, dass wir am Ende nicht allzu viele übrig haben.

Das deutet auf einen schleppenden Vorverkauf hin.

In der Tat ist es so, das ist wiederum aber auch nicht neu. Man tut sich in den ersten Spielen immer schwer, die Hallen zu füllen, weil eben noch Urlaubszeit ist. Das hat man an den bisherigen beiden Spieltagen auch an anderen Standorten gesehen. Ich hoffe da sehr auf den Endspurt, denn nächste Woche beginnt ja die Schule wieder. Außerdem wissen kurzentschlossene, dass sie in der Paul-Horn-Arena immer an Karten kommen.

Stichwort Karten. Blieben die Dauerkarten auf dem bisherigen Level?

Da haben wir einige verloren, das hat unter anderem aber auch damit zu tun, dass wir in der Öschhalle eigentlich zu viele hatten. Wer auch nur ein paar Spiele sehen wollte, hat sich Dauerkarten gekauft, weil er sonst kaum Möglichkeiten gehabt hätte, an Tickets zu kommen. Andere sind skeptisch, wollen sehen, wie sich das in Tübingen entwickelt. Und wie schon erwähnt: Man muss keine Angst haben, dass man nicht in die Halle kommt. Es gibt immer genügend Tickets. 

Die Spiele werden aber gut besucht sein. Oder gibt es da Zweifel?

Wir müssen neue Zuschauer gewinnen und sie begeistern. Das ist ein längerer Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Es muss sich alles erst einspielen. Wir sind auch darauf bedacht, ein Spiel zu einem Event zu machen. In erster Linie muss es aber die Mannschaft auf dem Platz regeln.

Immer wieder wurde nach einem Shuttle-Bus gefragt, der die Zuschauer von Metzingen nach Tübingen bringt. Ist so etwas in Planung?

Für das erste Spiel gibt es definitiv einen Shuttle. Ein Bus wird von Metzingen aus nach Tübingen fahren. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass unsere Zuschauer längst nicht alle aus Metzingen kommen. Es gibt sicher manche, die es jetzt sogar näher haben.

Der Umzug in eine andere Stadt ist auch ein Thema bei den Sponsoren. Sind da alle an Bord geblieben?

Wir haben ein paar Sponsoren verloren. Da machen nicht alle den Umzug nach Tübingen mit. Neue gewonnen haben wir schon, aber auch hier muss von einem längeren Prozess ausgegangen werden. Der VIP-Bereich in der Paul-Horn-Arena bietet gute Möglichkeiten, mit neuen Geschäftspartnern ins Gespräch zu kommen. 

Hat der Etat darunter gelitten?

Der liegt nach wie vor bei etwa 1,2 Millionen Euro. Da geht der Dank an jene, die dabei geblieben sind oder das Engagement sogar erhöht haben. Man sollte aber nicht vergessen, dass wir jetzt auch mehr Ausgaben haben und noch mehr von den Zuschauereinnahmen abhängig sind.

Der von der HBF erzwungene Umzug birgt also auch Risiken.

Festzuhalten ist, dass wir der einzige Verein sind, der in eine andere Stadt ziehen muss. Alle anderen, die die Hallenstandards nicht erfüllen, können vorerst bleiben, wenn auch Strafzahlungen drohen. Bei uns wurde plötzlich aus heiterem Himmel die Mindestkapazität von 1200 Zuschauern ins Spiel gebracht. Die Halle ist raus, in der die beste Stimmung in der gesamten Liga war. Das beschäftigt mich nach wie vor, wir können aber nichts ändern und müssen in Tübingen schnell Fuß fassen.

Bei mir ist in dieser Beziehung ein Satz hängen geblieben, den am Samstag der Blomberger Moderator gesagt hat: „Da wird Kultur zerstört“, hat er die HBF für ihre Radikalität im Fall Metzingen getadelt.

So etwas höre ich von vielen Seiten. Ich glaube, oder hoffe zumindest, dass bei der HBF ein Denkprozess eingesetzt hat. Mit Leverkusen und Ludwigsburg hat man zwei Flaggschiffe des deutschen Frauenhandballs verloren. Wenn es so weitergeht, wird die Bundesliga bald aus einem elitären Kreis von sechs Mannschaften bestehen. Und von den großspurigen Zielen, die man erreichen wollte, ist noch gar nichts zu sehen. Mit größeren Hallen erhöht sich nicht automatisch die Strahlkraft. Wolfgang Seitz

Kader Tussies

1 Johanna Schmitz-Veltin (TW), 2 Selina Lindemann (LA), 7 Sabrina Tröster (RA), 8 Ida Petzold (KM), 9 Naina Klein (RL), 10 Nele Franz (RM), 12 Marie Weiss (TW), 14 Klara Schlegel (RR), 15 Katharina Goldammer (RM), 18 Santina Sabatnig, 19 Johanna Farkas (RM), 21 Svenja Demmel (KM), 22 Gabriela Bitolo (RR), 24 Marie Stumpf, 26 Svenja Hübner (KM), 44 Lois van Vliet (LA), 56 Carolin Hübner (RL), 77 Sára Suba (TW), 96 Charlotte Cholevová (RL)

Zugänge: Klara Schlegel (Békéscsabai Előre NKSE), Santina Sabatnig (HC Rödertal), Johanna Farkas (Vasas Budapest), Svenja Demmel (HCD Gröbenzell), Gabriela Bitolo (Costa del Sol Málaga), Caro Hübner (ESV Regensburg), Sara Suba (SV Union Halle-Neustadt), Charlotte Cholevová (Râmnicu Vâlcea)

Abgänge: Julia Behnke (Karriereende), Jana Scheib (Thüringer HC), Lea Schüpbach (Handball Plan-de-Cuques Marseille), Verena Oßwald (Skövde HF), Sandra Erlindsdóttir (Ziel unbekannt). Elinore Johansson (Ziel unbekannt)

Trainerteam: Miriam Hirsch (Chef-Trainerin), Louisa Wolf (Co-Trainerin), Axel Strienz (TW-Trainer), Maxim Stöter (TW-Trainer)


Spielplan TusSies

Vorrunde

Samstag, 13. Sept., 19.30 Uhr

TusSies – BSV Sachsen Zwickau
Samstag, 11. Okt., 19.30 Uhr
TusSies – Bensheim/Auerbach
Samstag, 25. Okt., 19 Uhr
SV Union Halle-Neustadt – TusSies
Samstag, 1. Nov., 19.30 Uhr
TusSies – Buxtehuder SV
Samstag, 15. Nov., 18 Uhr
Thüringer HC – TusSies

WM-Pause

Sonntag, 21. Dez., 17 Uhr

TusSies – VfL Oldenburg
Samstag, 27. Dez., 19.30 Uhr
TusSies – SU Neckarsulm
Dienstag, 30. Dez., 19 Uhr
Frisch Auf Göppingen – TusSies