Saison 2023 für die Unicorns aus Schwäbisch Hall: Viel Zuversicht bei den Haller Gegnern, aber auch ziemlich viele Fragezeichen
Sonderveröffentlichung

DIE UNICORNS - SAISON 2023 Saison 2023 für die Unicorns aus Schwäbisch Hall: Viel Zuversicht bei den Haller Gegnern, aber auch ziemlich viele Fragezeichen

GFL Süd: Die Schwäbisch Hall Unicorns treffen in der regulären Saison auf sieben Mannschaften aus dem Süden. Mit den Ingolstadt Dukes kehren alte Bekannte in die höchste deutsche Spielklasse zurück. 

Das wollen die Unicorns wieder erleben: Im vergangenen Jahr jubeln sie über den fünften deutschen Meistertitel. Foto: Manfred Löffler

22.05.2023

Gleich drei Teams sind in Bayern beheimatet. Die Saarland Hurricanes haben keinen Headcoach, sondern eine Doppelspitze. Die Razorbacks kehren nach sieben Jahren in Weingarten nach Ravensburg zurück. 

Man kann vieles behaupten, aber nicht, dass sich im deutschen Football nichts verändert habe. Der AFVD hat ein neues Präsidium, das den langjährigen Präsidenten Robert Huber samt dessen Entourage abgelöst hat. Das alles nicht reibungslos und es gibt auch Gerichtstermine, bei denen beispielsweise die Frage geklärt werden muss, wer Ausrichter des deutschen Finals ist: der AFVD oder die GFS GmbH, die Robert Huber in der Zeit, in der er AFCD-Präsident war, gegründet hat und dessen Chef er ist. Die GFS hat den Verband verklagt. Der Prozess soll Ende Juni stattfinden.

All das aber ändert nichts daran, dass sich in der GFL einiges getan hat. Es wird bei Unentschieden eine Verlängerung geben, so lange, bis es einen Sieger gibt. Die Interconference-Spiele, also Begegnungen zwischen Teams der GFL Nord und der GFL Süd, gibt es wieder während der regulären Saison. All das soll die sportliche Attraktivität erhöhen. Die GFL versucht den Vorsprung, den die ELF sich aufgebaut hat, aufzuholen.

Die Schwäbisch Hall Unicorns sind seit Jahren der unumschränkte Herrscher in der GFL Süd. Frankfurt Universe war zwar bis zum Übertritt des Teams in die ELF (als Frankfurt Galaxy) ein mehr als ernstzunehmender Gegner, in den direkten Duellen aber waren stets die Unicorns stärker. Mit den Interconference-Spielen bekommen die Unicorns nun auch während der regulären Saison zwei extrem starke Gegner. Diese werden bestimmt durch die Vorjahresplatzierungen. Die Unicorns treffen als Süd-Erste auf die beiden Ersten der Nord-Staffeln, also die Potsdam Royals und die Lions aus Braunschweig.

Knackiger Auftakt

Die Unicorns Saisonauftakt treffen dabei zum auf Potsdam und müssen schon am 3. Spieltag nach Braunschweig. Das mag ein sehr knackiges Auftaktprogramm sein, aber es ist einem Computerprogramm geschuldet, wie Axel Streich in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des GFL-Ligaverbunds erklärt: "Der Computer wird mit vielen Informationen gefüttert. Dazu zählen beispielsweise Termine, bei denen die Clubs nicht über das Stadion verfügen, und noch vieles mehr. Die einzige Auflage für den Spielplan war, dass es keine back-to-back-Spiele geben darf, also dass Teams direkt hintereinander zweimal aufeinandertreffen." Dass die Unicorns so früh ihre Interconference-Spiele bestreiten, sei Zufall.

So kommt es, dass die Unicorns ab dem vierten Spieltag nur noch gegen Süd-Teams spielen werden - bis zu dem Beginn der Play-offs. Die GFL Nord und die GFL Süd sind in je zwei Staffeln eingeteilt. Gegen die Gegner innerhalb dieser Staffel wird zweimal gespielt, gegen die Teams der anderen Staffel nur einmal. So treffen die Schwäbisch Hall Unicorns zweimal auf die Ingolstadt Dukes, die Straubing Spiders und Saarland Hurricanes. Einmal geht es für sie gegen die Allgäu Comets, die Marburg Mercenaries, die Ravensburg Razorbacks sowie gegen die Munich Cowboys.

"Die GFL ist nach wie vor eine Liga mit sehr viel Qualität", urteilt Unicorns-Headcoach Christian Rothe. Auch wenn naturgemäß vor der Saison die Einschätzungen der Gegner nicht leichtfallen, so ist eines offensichtlich. "Es ist europäischer geworden." Die Teams der GFL holen gerne Spieler aus dem benachbarten Ausland.

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Ingolstadt Dukes

Der Aufsteiger ist der erste Süd-Gegner der Unicorns (2. Spieltag). Vor drei Jahren wollte Ingolstadt in die ELF wechseln, doch daraus wurde nichts. Von der Regionalliga haben sich die Dukes mit zwei perfekten Spielzeiten wieder in die höchste deutsche Spielklasse zurückgekämpft. "Die Dukes werden eine hohe Motivation haben", glaubt Christian Rothe. Nicht nur wegen der Historie, sondern auch um sich gegenüber den anderen bayerischen Teams (Straubing, München) zu beweisen. Headcoach ist Eugen Haaf, der bei den Dukes eine Institution ist. Seit mehr als 15 Jahren ist er an Bord. Viele Informationen gibt es vor Beginn der Saison nicht. Einen Roster haben die Dukes noch nicht auf ihre Homepage gestellt.

Straubing Spiders

Für die Spiders gilt das Gleiche, wie es auch für die Dukes und die Cowboys gilt: Es gilt abzuwarten, inwieweit die Teams ihre jeweiligen Abgänge zu den Munich Ravens (ELF) verkraften können. Von Straubing wechselte unter anderem O-Liner Jan Eberl zu den Ravens. Die Straubinger spielten als Aufsteiger eine gute Saison 2022, erreichten sogar als Süd-Vierter die Play-offs. Gegen Potsdam war im Viertelfinale Endstation. Mit Cole-Bailey Cantwell haben die Spiders einen neuen Headcoach, der aber gut bekannt ist, schließlich ist Cantwell, den alle nur CB nennen, schon seit mehr als zwei Jahren in Niederbayern. Christian Rothe hat das Gastspiel in Straubing in guter Erinnerung. Das Stadion hat eine schöne Haupttribüne, man will den Fans ein Event bieten. Ein Vorbereitungsspiel haben die Spiders absolviert. Dabei unterlagen sie den Dresden Monarchs mit 14:34. Quarterback Chris Robison musste früh vom Feld, doch die Spiders konnten recht schnell Entwarnung geben. Er wird zum Saisonauftakt beim Interconference-Spiel gegen Braunschweig dabei sein können.

Saarland Hurricanes

Die Hurricanes sind für Christian Rothe in gewisser Weise ein Phänomen. "Oft fangen sie richtig stark in einer Saison an, lassen dann aber nach." Die Gründe dafür bleiben unbekannt. In der vergangenen Saison verpassten die Hurricanes als Fünfter die Playoffs. Headcoach Christos Lambropoulos wechselte zum ELF-Team der Cologne Centurions. Bei der Neubesetzung gehen die Saarländer neue Wege. In dieser Saison gibt es eine Doppelspitze: Der Headcoach-Posten wurde aufgeteilt und wird von dem ehemaligen Canes-Spieler Hendrik Voss sowie dem neuen Offensive Coordinator Jakob Lawrence besetzt. Der Sportliche Leiter der Saarland Hurricanes wird auf der Vereinshomepage zu dieser Lösung zitiert: "Der Cheftrainer ist nach intensiver Betrachtung nicht derjenige, der am Spielfeldrand alleinige Entscheidungen im Hinblick auf den Spielverlauf trifft, sondern eher die Rolle eines Verwalters innehat. Es geht bei uns nicht mehr nur allein darum, dass einer nach seinen Vorstellungen entscheidet, sondern dass gleich zwei Trainer die bestmögliche Lösung erarbeiten."

Marburg Mercenaries

Die Marburger waren früher ein ernstzunehmender Rivale für die Unicorns. In den vergangenen Jahren allerdings waren sie selten in der Spitzengruppe der GFL Süd anzutreffen. Auch im vergangenen Jahr verpassten sie die Playoffs, wurden Sechster. Allerdings scheint die Kurve wieder nach oben zu gehen. Schon während der vergangenen Saison übernahm Augie Stevens den Headcoach-Posten. Drei Siege und nur eine Niederlage sind seine Bilanz. Auch deshalb wandelte sich die Stimmung in Marburg, sodass die Mercenaries wieder etwas optimistischer in die neue Saison blicken.

Wie stark das Team ist, lässt sich nur sehr schwer einschätzen. Das einzige Vorbereitungsspiel bestritten die Marburger bei dem Zweitligisten Hildesheim Invaders und kassierten dort eine 28:53-Niederlage. "Wir wollten keinen leichten Gegner, der uns einen leichten Sieg beschert - wir wollten harte Lektionen über die Bereitschaft jedes einzelnen unserer Spieler, und genau das haben wir bekommen", wird Augie Stevens zitiert. Das erste Saisonspiel mag schon einen gewissen Fingerzeig bieten darüber, wie stark die Mercenaries sind. Denn mit den Dresden Monarchs kommt ein hoch gehandelter Anwärter auf den Titel der GFL Nord nach Marburg.

Ravensburg Razorbacks

Die Schwäbisch Hall Unicorns feiern in dieser Saison ein "Homecoming-Game", bei dem alle ehemaligen Akteure der Unicorns eingeladen sind. Die Razorbacksfeiern auch ein "Homecoming", dieses bezieht sich aber auf das Stadion. Seit 2015 trugen die Razorbacks ihre Heimspiele im Lindenhofstadion in Weingarten aus. Von dieser Saison an werden sie wieder in Ravensburg beheimatet sein. In Zusammenarbeit mit der Stadt Ravensburg und dem TSB Ravensburg - die Razorbacks sind wie die Unicorns bei der TSG Hall eine Abteilung des TSB wurde im TSB-Stadion eine neue Tribüne mit 800 Sitzplätzen errichtet. Zudem wurden weitere Parkmöglichkeiten direkt am Stadion geschaffen, so dass die Razorbacks nun zurückkehren können.

Die Unicorns werden das alte, neue Stadion kennenlernen, denn die einzige Begegnung mit den Razorbacks findet am 12. August in Ravensburg statt. Wie stark die Unicorns gefordert sein werden, ist momentan ungewiss. In der vergangenen Saison spielten die Ravensburger eine enttäuschende Runde, wurden mit 3:17 Punkten Vorletzter der GFL Süd. Headcoach Sebastian Fandert trat nach der Saison zurück. Der neue Chef an der Seitenlinie ist in Ravensburg gut bekannt: Sascha Brändle spielte bereits in der Jugend für die Razorbacks und übernahm später auch Coaching-Aufgaben. 2018 stieg er mit Ravensburg in die GFL auf, wechselte dann aber als Headcoach zu den Antwerp Argonauts in die erste belgische Liga. Nun kehrt er zurück. "Das Ziel für mich, aber auch für jeden anderen in der Organisation ist simpel definiert, wenn auch nicht einfach umgesetzt: Wir müssen besser werden!"

Munich Cowboys

Die Munich Cowboys spielten eine außerordentlich starke Saison 2022. Nadine Nurasyid, Headcoach und Defense Coordinator in Personalunion, führte die Cowboys auf Rang 2 der GFL Süd und damit zum ersten Play-off-Heimspiel seit 2001. Das ging knapp mit 31:34 gegen die Cologne Crocodiles verloren. Doch mit der Gründung des ELF-Teams der Munich Ravens gab es innerhalb der Stadt weitere Konkurrenz. Die Cowboys verloren einige Akteure an die Ravens. Auch wenn Nadine Nurasyid, die bei der deutschen Nationalmannschaft genau wie Christian Rothe Coaching-Aufgaben hat, den Cowboys treu geblieben ist, bleibt abzuwarten, ob die Cowboys erneut so erfolgreich sein können. Ihr Vorbereitungsspiel gewannen die Cowboys gegen die Kirchdorf Wildcats mit 41:13. Eine interessante Verpflichtung der Cowboys ist der 25-jährige US-Amerikaner Kevin Ransom für die Defense. Er kommt nämlich von den Sioux City Bandits, einem Indoor Football Team aus Iowa. Indoor Football wird in den USA in Hallen gespielt, das Spielfeld hat die Maße einer Eishockeyfläche.

Von Hartmut Ruffer