Adventskalender
Der in der Adventszeit nicht mehr wegzudenkende Adventskalender entstand erst am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Ursprünge lassen sich jedoch bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen. So wurde in religiösen Familien im Dezember 24 Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Einfach, aber nicht weniger effektvoll, war eine andere Variante: 24 an die Wand oder Türe gemalte Kreidestriche, von denen die Kinder täglich einen wegwischen durften (sog. Strichkalender). Oder es wurden Strohhalme in eine Krippe gelegt, für jeden Tag bis Heilig Abend.
Die Weihnachtskrippe
Die Darstellung der Geburt Christi im Stall von Betlehem hat eine lange Tradition. Als „Vater der Krippe“ wird der heilige Franziskus von Assisi bezeichnet. Dieser stellte am Heiligabend 1223 die erste Weihnachtskrippe mit lebendigem Ochse und Esel auf. Franziskus’ Ziel war es den Menschen, welche zu dieser Zeit häufig weder lesen noch schreiben konnten, die Weihnachtsgeschichte besser verständlich zu machen.
Der erste Weihnachtsbaum
Bereits im Jahr 1605 soll es einen ersten, mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum in Straßburg gegeben haben. Schließlich habe dann 1611 in Schlesien der erste kerzengeschmückte Tannenbaum im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien gestanden. Während des 18. Jahrhunderts wurde der Christbaum immer häufiger und Lieselotte von der Pfalz berichtet 1708 von einem Buchsbäumchen mit Kerzen. In Berlin gab es 1780 den ersten Weihnachtsbaum und im Jahr 1813 wurden die ersten Christbäume aus Wien und Graz gemeldet.
Krippenspiele
Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt soll es bereits Krippenspiele gegeben haben, welche aber wieder in Vergessenheit gerieten. Seit dem 10. Jahrhundert sind Krippenspiele am Altar bekannt. Diese Aufführungen mit Maria, Josef und dem Christuskind fanden vor dem Altar statt. Auch die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten und die Anbetung der Heiligen Drei Könige mit ihren Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe (Dreikönigsspiel) wurden szenisch dargestellt. Das Krippenspiel, wie wir es heute kennen – mit Kindern und Jugendlichen als Akteuren – kam erst mit den Jugendbewegungen und der Reformpädagogik der 1920er Jahre auf.
Hausmacher Kartoffelsalat mit Würstchen
An Heiligabend ist vielen die Tradition auch beim Menü wichtig. Der Favorit für das Menü an Heilgenabend ist nach wie vor der Hausmacher Kartoffelsalat mit Würstchen. Der Brauch geht darauf zurück, dass es früher eine zweite Fastenzeit gab, nämlich vom Martinstag (11. November) bis Weihnachten (25. Dezember) und am 24. Dezember noch gefastet wurde. Ebenfalls gibt es die Annahme, das simple Gericht solle auf die Armut von Maria und Josef hinweisen. Ein entscheidender Vorteil des Kartoffelsalats ist die schnelle Zubereitung. So hat man Heiligabend keinen Stress mit einem aufwendigen Menü.
Gans oder Ente
Ein weiterer beliebter Klassiker ist der weihnachtliche Gänse- oder Entenbraten. Besonders die Weihnachtsgans erfreut sich einer langen Tradition. Für diesen Brauch gibt es einige Erklärungen. Eine Variante ist eng mit der Martinsgans verbunden. An St. Martin wurde als letzte üppige Mahlzeit vor der adventlichen Fastenzeit eine Gans gegessen. Auch wenn die Weihnachtsfastenzeit heutzutage meist keine Bedeutung mehr hat, hat sich doch der Brauch gehalten, dass an ihrem Ende wieder ein Gänsebraten auf der Festtafel steht. Eine andere Version geht auf das Jahr 1588. Die englische Königin Elizabeth I. soll gerade Gans gegessen haben, als sie die freudige Nachricht erreichte, dass England die spanische Armada besiegt habe. Sie deutete das Verzehren der Gans als gutes Omen und erklärte den Braten darauf hin zur Weihnachtsspeise.
Weihnachtskarpfen
Auch dieses bekannte Gericht zu Heiligabend hat eine lange Tradition. Hier spielt spielt die adventliche Fastenzeit eine Rolle. Am 24. Dezember waren einerseits Fleischgerichte noch nicht erlaubt, andererseits wollte man trotzdem etwas Besonderes auf den Tisch bringen. Da Fisch zu den erlaubten Fastenspeisen gehörte, entstand so der Brauch des Weihnachtskarpfens.
Plätzchen backen
Was wäre Weihnachten ohne all die Leckereien, vor allem ohne die selbstgebackenen Plätzchen? Dieser Brauch existiert schon länger als die meisten glauben. Wie bei den meisten Bräuchen lässt sich auch hier über den Ursprung streiten. Eine Variante besagt, dass Plätzchen im Mittelalter als Winteressen für arme Menschen gedacht war. Plätzchen sind lange haltbar und enthalten viel Fett, also ideal für den Winter. Allerdings waren Gewürze und Zucker in dieser Zeit Luxusgüter und so für die einfachen Leute unerschwinglich. Die Klöster waren recht wohlhabend, dort wurde in Gedenken an die Geburt Jesu in der Weihnachtszeit Plätzchen gebacken. Diese wurden dann an die Armen verschenkt, um ihnen eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten.
Christbaumloben
Dieser mitunter feucht-fröhliche Brauch findet man vor allem im Süden des Landes, besonders in Bayern und Baden-Württemberg. Die Beteiligten des Christbaumlobens sind meist Freunde und Bekannte aus dem selben Freundeskreis, aber auch Kollegen oder Mitglieder eines Vereins besuchen sich gegenseitig zum Christbaumloben.
Weihnachtssingen
In der Weihnachtszeit ist es üblich, dass die Menschen etwas enger zusammenrücken und viel Zeit gemeinsam verbringen. Dazu gehört traditionell auch das Singen von Weihnachtsliedern. Ebenso ist es in vielen Gemeinden Brauch, eine kirchenmusikalische Feierstunde an einem Sonntag der Weihnachtszeit zu veranstalten.
Sternsinger
Jedes Jahr ziehen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest als Sternsinger verkleidete Mädchen und Jungen von Haus zu Haus. An den Türen der Häuser und Wohnungen bringen sie den Sternsingersegen *C+M+B+ an und singen Lieder oder tragen Gedichte vor. Die Buchstaben C M B stehen nicht, wie häufig vermutet, für die Initialen der Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Vielmehr handelt sich dabei um die Kurzform des lateinischen Segenswunsches „Christus Mansionem Benedicat“ (Christus segne dieses Haus). Renate Emmenlauer