Die Jugendlichen, die in den nächsten Wochen ihre Konfirmation feiern, haben zum ersten Mal seit drei Jahren wieder ein ganz normales" Konfijahr hinter sich: Das vom Evangelischen Jugendwerk organisierte Konficamp im Juli, einige Gruppen gehen auch jetzt noch einmal vor der Konfirmation auf eine Wochenendfreizeit, und niemand musste mehr irgendwo Masken tragen oder ,,Abstände einhalten".
Auch die Konfirmationsgottesdienste werden in den Gemeinden wieder ,,ganz normal" stattfinden: Mit vielen Gästen, und die Frage ist wahrscheinlich eher, ob alle einen halbwegs guten Platz in der Kirche bekommen.
Aber so ,,ganz normal" war dieses Jahr dann doch nicht: Der Krieg in der Ukraine war schon vor den ersten Konfistunden in vollem Gange, und er wird vermutlich auch nach den Konfirmationen noch weitergehen. Wenn Konfis beschreiben wollen, was in der Welt nicht in Ordnung ist und die Zukunft bedroht, dann müssen sie nicht lange nach Beispielen suchen. ,,Krieg, Klimawandel und Umweltzerstörung" sind so allgegenwärtig, dass sie für die Jugendlichen schon eine neue Normalität bilden.
Und zwar eine Normalität, die nur schwer mit dem unmittelbaren Vertrauen auf Gott zusammenpasst: ,,Manchmal denke ich: Warum macht er (Gott) nichts und hilft den Menschen in den armen Ländern nicht? Warum lässt er das einfach zu?" So hat es eine aus unserer Konfigruppe Ende Februar geschrieben, als wir an einem Nachmittag Fragen zur Konfirmation gesammelt haben, auf die jede und jeder für sich Antworten aufschreiben sollte - und sie war damit nicht allein.
Natürlich konnte man diese Fragen auch schon früher stellen,aber so massiv habe ich sie noch selten erlebt. Die vielen Krisen unserer Zeit machen vor den Konfis nicht Halt. Viele Kinderärzte erleben nicht zufällig eine deutliche Zunahme von Depressionen. Allerdings sind viele Jungs in unserer Gruppe auch der Meinung, dass man mit besserer Technologie einige Probleme gut in den Griff bekommt."
Aber diese „große" Realität ist das eine, die „alltägliche" Realität das andere. Damit meine ich die Fragen, Wünsche und Verhaltensweisen, die für Jugendliche mitten in der Pubertät so typisch sind und uns „Alte" manchmal nerven, manchmal unverständlich sind und manchmal auch den Wusch wecken, selbst noch einmal so spontan und direkt zu sein. Vielleicht ist es Zufall, jedenfalls empfinde ich unsere gegenwärtige Gruppe als so chaotisch einerseits und liebenswert andererseits, wie es in der irgendwie immer gebremsten" Coronazeit kaum möglich war.
Und natürlich ist der Konfi keine konflikt freie Zone. Der Stress zuhause, die Rivalitäten untereinander und dass jeder Mensch seine guten und schlechten Seiten hat, das prägt Konfis genauso wie die Erwachsenen, die mit ihnen zu tun haben - nur dass wir Alten" das oft nicht so direkt zeigen und ausleben.
Was macht am meisten Spaß an den normalen Konfi-Nachmittagen? Sehr einfach gesagt: Alles, was nicht nach Nachmittagsschule schmeckt. Alles, was mit Bewegung zu tun hat - und mit ,,selbst tun".
Bei uns bekommen jedes Jahr die Christbaumsammlung oder (wieder Zitat), ,,die Gebets-Stationen, die ich allein machen konnte", die besten Noten. Es geht also gar nicht nur um ,,Spaß und Action", sondern um das sich selbst erfahren bei Dingen, die erfahrbar Sinn machen. Und ist es nicht das, was wir eigentlich wollen im Konfi: Ein ,,eigenes Ja zum Glauben" finden?
Das fordert uns Pfarrerinnen und Pfarrer natürlich immer wieder heraus. Mal gelingt es mit einer Gruppe besser, mal ist es schwieriger, da einen guten gemeinsamen Weg hinzubekommen.
Mir geht es jedenfalls so, dass ich unendlich dankbar bin für die Ehrenamtlichen, die sich Woche für Woche Zeit nehmen, die Konfiarbeit in der Gemeinde zu unterstützen. Das ist, wo es möglich ist und gut gelingt, für alle Seiten ein wahrer Segen.
Zum Schluss noch einmal ein paar Zitate zu der ganz einfachen und zugleich grundlegenden Frage: Was ist für Dich selbst das Wichtigste am Glauben und am christlichen Leben?"
. ,,Dass man weiß, dass Gott da ist, auch wenn es manchmal nicht so scheint."
. „Das gute Gefühl zu wissen, dass ich nicht alleine bin."
. „Das Bedingungslose: Dass man Gott folgen kann, einfach zu ihm gehören."
. ,,Das sich alle respektieren, wie sie sind."
. ,,Zu wissen, dass es noch etwas ganz anderes gibt ganz oben, das kein Mensch hinbekommt."
. „Das selber glauben."
Und wie sieht unsere eigene Antwort aus? Ich wünsche jedenfalls allen Konfis und ihren Familien, die in den nächsten Wochen und Monaten Konfirmation feiern, Gottes reichen Segen.