Der Menschensohn muss viel leiden, und er muss getötet werden“: Wie eine Bombe muss diese Ankündigung Jesu bei seinem Freundeskreis eingeschlagen sein. Ganz unvermittelt, aus heiterem Himmel, hatte Jesus zu seinen Freunden das gesagt - mitten in eine gute Stimmung hinein. Dass er mit„Menschensohn“ sich selbst meint, war allen klar. Sein Freund Petrus hat dann auch gleich abgewiegelt. Das war auch im Sinn der anderen: Vom Tod wollte man nichts hören. Den Gedanken daran hat man weit von sich weggeschoben - aus Angst. Als Jesus ein paar Tage später wieder eine solche Ankündigung machte, haben die Freunde lieber nicht nachgefragt. Das ist im Markusevangelium ab Kapitel 8 nachlesbar.
So gehen auch heute noch viele Menschen mit ihrer Angst um: Sie wiegeln ab und verharmlosen eine unangenehme Angelegenheit, oder sie sprechen lieber nicht darüber. Auch ich hatte als Jugendlicher schon Angst davor, für uncool gehalten zu werden - das wurde damals nur anders genannt. Zu den Losern, den Verlierern, wollte ich auch nicht gezählt werden. Aber eingestanden hätte ich diese Angst nicht.
Tod nicht wahrhaben wollen
Als Jesus wusste, dass seine Gefangennahme kurz bevorstand, war es ihm ein großes Anliegen, seine Angst im Gebet vor Gott zu bringen: „Vater im Himmel, wenn es möglich ist, dann erspar mir Leiden und Tod!“ Seine engsten Freunde sollten mit ihm wachen. Aber dann stellte Jesus fest, dass sie eingeschlafen waren - als ob sie den Kopf in den Sand stecken wollten. Seine Freunde wollten den bevorstehenden Tod nicht wahrhaben (Markus 14).
So verschließen auch heute viele Angehörige ihre Augen vor dem bevorstehenden Tod eines Nahestehenden und sind deswegen unvorbereitet. Man redet sich ein, dass man den Schwerkranken schonen müsse und deswegen nicht den Tod ansprechen dürfe. Oft liegt es aber an der eigenen Angst. Schließlich wurde Jesus gefangengenommen. Es wurde mit ihm kurzer Prozess gemacht, weil seine Verkündigung den Mächtigen nicht gepasst hatte. Er landete am Kreuz, der grausamen römischen Hinrichtungsart für Aufrührer. In tiefer Not hat Jesus gebetet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Fast alle seine Freunde waren abgehauen. Natürlich hatten sie begründete Angst selbst auch noch gefangengenommen und verurteilt zu werden. Sie haben zur Jesus Bewegung gehört. Angst kann Menschen auch dazu bringen, wegzurennen. Aber kann man der Angst wirklich entkommen? Ein gutes Gefühl hatten sie beim Wegrennen ganz sicher nicht.


Auch ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, habt manchmal Angst. Auch ihr steht dann vor der Frage, wie ihr mit dieser Angst umgehen sollt. Wer Angst vor einer Klassenarbeit hat und deswegen eine Krankheit vorschiebt und fehlt, wird die Angst nicht los, und die Klassenarbeit ist höchstens aufgeschoben. Wer Angst vor bestimmten anderen Menschen, zum Beispiel Mitschülern, hat und sie deswegen meidet, verschiebt das Problem nur. Wer Angst davor hat, wegen seiner Meinung ausgelacht zu werden und deswegen lieber gar nichts sagt, wird sich weiterhin nichts zutrauen. Wer aus Angst vor der Zukunft radikal wählt, schürt damit nur seine eigene Angst. Angst wegleugnen hilft nicht: Sie bleibt trotzdem. Aber man kann mit Angst umgehen und sie überwinden. Entweder man hat Angst vor der Zukunft oder man sieht dieser mutig und hoffnungsvoll entgegen. Man muss sich entscheiden.
So hat Jesus zu seinen Freunden gesagt: „In der Welt habt ihr Angst“ verschließt eure Augen nicht davor! Stellt euch dieser Angst und lauft vor ihr nicht davon: Davonlaufen macht es nicht besser - im Gegenteil. „Aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.“ (Johannesevangelium 16,33). Mit der Hoffnung und dem Mut, die aus dem Glauben kommen, habt ihr eine gute Zukunft!
Mit Zuversicht in den Tag
Als Jugendlicher hatte ich selbst oft Angst. Das hat sich langsam geändert, als ich mit meinem besten Freund vereinbart habe: Wir sagen uns jeden Morgen gegenseitig, dass wir gut drauf sind. Dann schaffen wir es auch gegen unsere Ängste - und mit Gottes Hilfe noch viel besser. Von heute auf morgen ging es bei uns nicht. Die Änderung erfolgte langsam, aber nachhaltig. So habe ich im ganzen folgenden Leben davon profitiert, dass wir uns über Monate hinweg jeden Morgen angeblickt haben und uns gesagt haben: „Ich bin gut drauf. Ich gehe zuversichtlich in diesen Tag.“