Energie: Prosumer-Report 2023: Potenzial ausschöpfen
Sonderveröffentlichung

Fachleute für alle Fälle Energie: Prosumer-Report 2023: Potenzial ausschöpfen

Elf Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser können Sonnenstrom produzieren und Hausbesitzer enorm entlasten

Betreiber von Photovoltaikanlagen, die die Einnahmen aus Einspeisevergütungen versteuern, können auch Ausgaben und Reparaturen bei der Steuererklärung angeben. Foto: dpa-Themendienst/Cristin Klose

25.07.2023

Je nach Entwicklung der Energiepreise könnten Deutschlands Eigenheimbesitzer innerhalb von 20 Jahren zwischen 322 und 566 Milliarden Euro Energiekosten sparen, wenn sie von fossilen auf erneuerbare Energien umsteigen. Das geht aus dem neuen Prosumer-Report 2023 hervor. Der auf Datenanalysen von EUPD Research beruhende Report untersucht den Stand der Energiewende im Eigenheim und das Prosumer-Potenzial. 

Prosumer sind Produzenten (PROducer) und Konsumenten (conSUMER) von Solarstrom. Sie erzeugen einen Großteil ihres Energiebedarfs selbst. Die Dächer von elf Millionen Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland eignen sich für den wirtschaftlichen Einsatz von Photovoltaik (PV). Diese Eigenheime bilden das Prosumer-Potenzial. 

Grüne Schlüsseltechnologien

Der Report untersucht sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim. Am weitesten verbreitet sind bisher PV-Anlagen, 18 Prozent beziehungsweise zwei Millionen aller elf Millionen solarfähigen Eigenheime produzieren bereits Sonnenstrom (Stand Ende 2022). Strombetriebene Wärmepumpen kommen in zehn Prozent der solarfähigen Eigenheime zum Einsatz. Weitere Technologien sind Wallboxen (elf Prozent), Heimspeicher (sechs Prozent), Energiemanagementsysteme (sechs Prozent) und Elektroautos (fünf Prozent). 

Die gute Nachricht ist: Der Zubau hat sich 2022 bei allen Technologien beschleunigt. Das größte Sorgenkind ist bisher der Smart-Meter-Ausbau. Lediglich ein Prozent der solarfähigen Eigenheime ist mit einem intelligenten Messsystem ausgerüstet. Echte Smart Meter sind die entscheidende Schnittstelle, um das Prosumer-Haus intelligent mit dem Stromnetz zu verbinden. 

Der für den Report entwickelte Prosumer-Index gewichtet die Technologien und vergleicht ihre aktuelle Verbreitung mit ihrem Potenzial. Der Prosumer-Index stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Punkte auf 11,6 von 100 möglichen Punkten. 100 Punkte wären gleichbedeutend mit einer Vollausstattung aller elf Millionen solarfähigen Eigenheime mit allen sieben Prosumer-Technologien. „Die hohen Energiepreise beschleunigen die Energiewende im Eigenheim. Wir erleben einen Rekordzubau bei Solaranlagen, Wärmepumpen und Heimspeichern. Unser Report zeigt aber auch: Das Prosumer-Potenzial wird bisher kaum ausgeschöpft. Dabei rechnet sich der Umstieg von Öl, Gas und Benzin auf selbst erzeugten Sonnenstrom“, bilanziert Licht-Blick-Sprecher Ralph Kampwirth. 

Modellrechnungen klären auf

Mit Investitionen in Photovoltaik, Heimspeicher, Wärmepumpen und Elektroautos machen sich Hausbesitzer weitgehend unabhängig von steigenden Energiepreisen. Dass belegen zwei repräsentative Modellrechnungen für Einfamilienhäuser. Dabei werden über 20 Jahre Investitions- und Energiekosten von erneuerbaren Lösungen mit fossilen Alternativen für Hausstrom, Wärme und PKW-Mobilität verglichen. Mit erneuerbaren Technologien sparen Hausbesitzer im Sanierungs-Beispiel bis zu 49 Prozent (51 000 Euro). Im Neubau-Beispiel liegt der Kostenvorteil bei bis zu 40 Prozent (44 000 Euro). Die klimaneutralen Prosumer-Häuser entlasten die Umwelt um bis zu 95 Tonnen CO2. 

Relevante Größe im Strommarkt

Prosumer werden zu einer relevanten Größe für im Stromsystem. Denn bei voller Ausschöpfung des Potenzials können elf Millionen Prosumer-Eigenheime 92 Milliarden Kilowattstunden Sonnenstrom im Jahr erzeugen. Das entspricht 88 Prozent ihres eigenen Energiebedarfs bzw. der der Produktion von zehn mittleren Kohlekraftwerken. 

Ein weiterer Vorteil: Millionen von Prosumern genutzten Elektroautos und Heimspeicher können künftig in virtuellen Kraftwerken zu systemdienlichen Großbatterien vernetzt werden.

Finanzielle Vorteile

Prosumer-Häuser können auf mehreren Wegen in den Markt integriert werden: Durch dynamische Tarife für den Reststrombezug, die Einspeisung des überschüssigen Sonnenstroms nach Marktpreisen oder die Steuerung flexibler Stromabnehmer wie der Wärmepumpe. ots