Eine Analyse der Energieeffizienzklassen der im Jahr 2023 auf der Plattform Immowelt.de zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien zeigt großen Sanierungsbedarf. Knapp 36 Prozent der Wohnimmobilien hatten eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Bei Einfamilienhäusern wurden sogar 50 Prozent mit den niedrigsten Klassen F, G und H angeboten. Ein besserer energetischer Zustand zeigte sich bei Wohnungen. Nur etwa 14 Prozent rangierten in einer Energieeffizienzklasse schlechter als E. Deutschlandweit wurde deutlich: Strukturschwache ländliche Regionen haben den höchsten Anteil an Wohnimmobilien mit schlechter Energiebilanz.
Auf viele deutsche Immobilienbesitzer könnten in den nächsten Jahren hohe Kosten für die energetische Sanierung zukommen. Das legt eine aktuelle Analyse von Immowelt zur Energieeffizienz der im vergangenen Jahr zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien nahe. Demnach hatten 35,8 Prozent der auf der Plattform inserierten Wohnimmobilien eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Die höchsten Effizienzansprüche der Klassen A+ und A erfüllten dagegen insgesamt nur 6,2 Prozent aller inserierten Wohnobjekte. Der schlechte energetische Zustand vieler Wohnimmobilien in Deutschland könnte die von der Europäischen Union beschlossenen Energieziele im Gebäudesektor gefährden. So hatte sich die EU im Dezember darauf geeinigt, den durchschnittlichen Energieverbrauch im Gebäudebereich um mindestens 16 Prozent bis 2030 und mindestens 22 Prozent bis 2035 zu senken. Ursprünglich hatten die Pläne der EU-Kommission sogar vorgesehen, dass alle Wohngebäude bis 2030 mindestens die Energieeffizienzklasse E erreichen sollten.
„Bei deutschen Wohnimmobilien herrscht ein enormer energetischer Sanierungsbedarf“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. „Die mitunter hohen Kosten für eine energetische Sanierung schrecken jedoch viele Immobilienbesitzer ab und der zwischenzeitliche Stopp mehrerer Förderprogramme im Zuge der Haushaltskrise hat für zusätzliche Verunsicherung gesorgt. Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung nun Klarheit bei der Förderung geschaffen hat. Für mehr Investitionen in energetische Sanierungen sind Planbarkeit und Verlässlichkeit der Förderprogramme für Eigentümer essenziell.“
Jedes zweite Einfamilienhaus mit schlechter Energiebilanz
Besonders groß ist der Sanierungsbedarf im Segment der Einfamilienhäuser, bei dem freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenendhäuser betrachtet wurden. Dort verfügten im vergangenen Jahr insgesamt 50,4 Prozent der angebotenen Immobilien über eine Energieeffizienzklasse niedriger als E. Den größten Anteil am Gesamtangebot machen mit 20 Prozent sogar Objekte mit der schlechtesten Energieklasse H aus. Die höchsten Effizienzansprüche erfüllen dagegen lediglich 3,1 Prozent (Klasse A+) und 3,8 Prozent (Klasse A) der angebotenen Häuser.
Deutlich besser sieht es bei der Energieeffizienz von Wohnungen aus. Lediglich 14,1 Prozent der im vergangenen Jahr angebotenen Objekte weisen eine Energieeffizienzklasse schlechter als E auf. Wohnungen mit der niedrigsten Energieklasse H machen sogar nur 1,4 Prozent des Angebots aus. Allerdings sind auch Appartements mit den bestmöglichen Effizienzstandards A+ (2,1 Prozent) und A (3 Prozent) vergleichsweise selten. Am häufigsten werden dagegen Wohnungen mit der mittleren Energieeffizienzklasse D angeboten – ihr Anteil lag bei 30,4 Prozent.
Schlechteste Energiebilanz in strukturschwachen Regionen
Große Unterschiede bei der Energiebilanz zeigen sich auch beim Vergleich der kreisfreien Städte und Landkreise. Vor allem in strukturschwachen ländlichen Regionen gibt es viele Immobilien, die dringend energetisch saniert werden müssten. Den höchsten Anteil an Wohnimmobilien mit einer Energieeffizienzklasse schlechter als E weisen der rheinland-pfälzische Landkreis Vulkaneifel sowie der Landkreis Kronach im Norden Bayerns auf: In beiden Kreisen waren jeweils 76,1 Prozent der Wohnimmobilien, die dort im vergangenen Jahr angeboten wurden, mit den Energieklassen F, G und H gekennzeichnet. Auch im Landkreis Mansfeld-Südharz (72,1 Prozent) in Sachsen-Anhalt finden sich besonders viele Wohnimmobilien mit den drei niedrigsten Energieklassen.
Am besten schneidet dagegen Rostock im Deutschland-Vergleich ab - lediglich 7,9 Prozent der in der kreisfreien Stadt angebotenen Wohnimmobilien besitzen eine Energieeffizienzklasse schlechter als E. Für die gute Energiebilanz dürfte vor allem das große Angebot an hochwertigen Ferienwohnungen und Ferienhäusern sorgen. Vergleichsweise wenig Objekte mit den Energieklassen F, G und H wurden darüber hinaus in Schwerin (8,3 Prozent) und Leipzig (8,9 Prozent) angeboten. Seit der Wiedervereinigung wurden dort sehr viele Immobilien aufwendig saniert, was laut den Experten für den relativ geringen Anteil von Objekten mit schlechter Energiebilanz in der Gegenwart sorgen dürfte.
In den wirtschaftlich starken Regionen Süddeutschlands machen Wohnimmobilien mit einer Energieeffizienzklasse schlechter als E ebenfalls nur einen vergleichsweise geringen Anteil am Gesamtangebot aus. So weisen beispielsweise in München lediglich 16 Prozent der im vergangenen Jahr inserierten Immobilien eine der drei schlechtesten Energieklassen auf. Im gleichnamigen Landkreis München sind es sogar nur 12,4 Prozent.
Die Datenbasis der Studie waren Kaufangebote, die im Jahr 2023 auf Immowelt.de in Deutschland inseriert wurden und eine Angabe zur Energieeffizienzklasse enthielten. Dabei wurden ausschließlich Wohnimmobilien im Bestand berücksichtigt. Objekte, die in den vergangenen zwei Jahren gebaut wurden, wurden ausgeschlossen. ots