Kfz-Lackierermeister Jürgen Beiter und seine Frau Karina gründeten ihren Lackierfach- und Unfallinstandsetzungsbetrieb im Hechinger Gewerbegebiet Lotzenäcker am 2. Dezember 2002. Im Jahr 2013 erweiterten sie die Firma.
Jetzt zum 20-jährigen Jubiläum wurde ein energetischer Umbau des Betriebes nach zehnmonatiger Planungs - und nach sechswöchiger Umbauphase fertiggestellt. Statt bisher Gas versorgen seit Mitte Januar eine mit Holzpellets gespeiste Heizungsanlage, ein Warmwasser-Wärmepufferspeicher, eine hochmoderne Lackierbox und eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäude den Betrieb mit Energie. Die Kosten für den zukunftsweisenden und umweltbewussten energetischen Umbau belaufen sich auf rund 500 000 Euro.
Kompetentes Unternehmen
Der Hof des Lackierfach- und Unfallinstandsetzungsbetriebes im Lötzenäcker 17/1 steht regelmäßig voll mit mal mehr, mal weniger beschädigten ,,Heiligsblechle", also Fahrzeugen, die alle darauf warten, wieder schmuck gemacht zu werden, sodass man ihnen ihre Beschädigung nicht ansieht. Zuständig dafür sind seit der Gründung die Betriebsinhaber, Kfz-Lackierermeister Jürgen Beiter und seine Frau Karina.
Während sich Jürgen Beiter zusammen mit seinen zehn Mitarbeitern in dem modernen und technisch auf neusten Stand ausgestatteten Unternehmen um die großen und kleinen Unfallschäden kümmert, um Rost, Hagelund Parkdellen sämtlicher Automarken, ist seine Frau Karina Ansprechpartnerin für alles Organisatorische.
Sie hält nicht nur Kontakt zu den Autohäusern aus der ganzen Region, sondern bietet auch Hilfe bei der Schadensabwicklung mit den Versicherungen an. Darüber hinaus berät sie ihre Kunden über die Kosten und bietet Bring- und Holservice an. ,,Momentan stehen unseren Kunden für die Dauer der Reparatur sieben Ersatzfahrzeuge bei einem geringen Unkostenbeitrag zur Verfügung", erklärt sie.
Frage der Existenz
Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Frühjahr 2022 standen Jürgen und Karina Beiter mit ihrem auf Importgas angewiesenen Betrieb auf einmal vor den Fragen: ,,Was passiert, wenn die bedrohliche Gas-Mangellage sich weiter verschärft? Was passiert, wenn wir das Gas drosseln müssen? Müssen wir den Betrieb einstellen und unsere Mitarbeiter entlassen?" Nachdem der Familienrat zusammengetreten war - mit dabei Tochter Lisa, die 2015 ihren Bachelor machte und jetzt in den Betrieb einsteigt, und Sohn Phillip, der seine Meisterprüfung vollendet - kam man zu der Entscheidung, den Betrieb energetisch umzurüsten, berichtet Karina Beiter.
Pellets und Fotovoltaik
Nach einer zehnmonatigen Planungsphase begann der Umbau am 1. Dezember 2022. Unter anderem mit einbezogen hatte man die Firmen Barwig (Heizungsanlagen, Hirrlingen), Sehon (innovative Lackieranlagen, Gechingen), Elektro Nill (Bodelshausen) und Der Elektromann (Rottenburg).
Seit 10. Januar 2023 ist die Anlage jetzt in Betrieb - eine Anlage mit einem vollelektronischen CO₂-neutralen Pellets-Verbrennungsofen, der aus einem 14,8 Tonnen umfassenden Hochbehälter mit Pellets automatisch versorgt wird.
,,Die entstehende Asche kann im Garten verwendet werden", sagt Karina Beiter. Ein mit 1000 Litern Wasser gefüllter Wärmepufferspeicher lässt sich dadurch auf 70 Grad erhitzen und dient als Wärmerückgewinnung. Der Wasserpufferspeicher dient auch als Energiespeicher bei einem Überschuss der Stromproduktion der Photovoltaikanlage.
Im Zentrum der Werkstatt wurde eine hochmoderne Lackierbox eingebaut, in die eine Wärmerückgewinnungsanlage integriert ist. Komplettiert wird das energetische Konzept durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie zwei Ladestationen für E-Fahrzeuge am Eingang der Firma. ,,Wir sind auch auf Elektrofahrzeuge vorbereitet und haben unsere Mitarbeiter dementsprechend schon geschult", merkt die Chefin dazu an.
Die richtige Entscheidung
Erfahrungswerte über den umweltbewussten Umbau würden noch nicht vorliegen, dazu sei die Zeit seit der Inbetriebnahme noch zu kurz, so Karina Beiter. Sowohl sie als auch ihr Mann sind jedoch überzeugt davon, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Was sie zudem positiv in ihrer Branche feststellen können, sei die Tatsache, dass, entgegen anderen Prognosen, bei ihnen die Nachfrage von Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz ansteigend sei.
Von Michael Brandt