DHB-Pokal in der Porsche-Arena Stuttgart: Es ist alles möglich
Sonderveröffentlichung

Final Four 2024 mit den TusSies DHB-Pokal in der Porsche-Arena Stuttgart: Es ist alles möglich

Final Four-Turnier der Frauen am 9. und 10. März. Lokalmatador gehandelt werden die TusSies aus Metzingen.

Maren Weigel (links) gegen Merle Carstensen. Nicht ausgeschlossen, dass sich die beiden Damen in Stuttgart wieder über den Weg laufen. Eines der Halbfinals beim Final Four um den DHB-Pokal lautet TuS Metzingen - VfL Oldenburg. Foto: Eibner

06.03.2024

Die Zeit ist längst überreif. Drei Mal in Folge hat die SG BBM Bietigheim den DHB-Pokal geholt, der Thüringer HC schaut auch auf drei Titel zurück, siegte zuletzt 2019. Eine Pokal-Sensation schaffte der VfL Oldenburg 2018 - was bereits Pokalsieg Nummer vier war. Bis auf 2022 war die TuS Metzingen immer dabei beim Final4, seit in der Porsche-Arena gespielt wird, gewonnen hat sie den Pott noch nie. Auf ein Neues in 2024 - die Konkurrenz ist aber immens.

Man kennt sich selbstverständlich bestens. Ob nun im ersten Halbfinale die TuS Metzingen auf den VfL Oldenburg trifft oder im zweiten die SG BBM Bietigheim auf den Thüringer HC. Die Sieger spielen den Pokalsieger aus, die Verlierer kämpfen um Platz drei. Entscheiden am Ende die berühmten Kleinigkeiten oder überrascht ein Trainer mit taktischen Finessen, die noch niemand auf dem Zettel hat? Man wird es erfahren beim Final Four-Turnier, das sich längst in der Porsche Arena etabliert hat. Und auch für die Auflage 2024 ist beste Stimmung garantiert. Die Arena wird an beiden Tagen gut gefüllt sein.

TusSies sind Lokalmatador

Das ist das Ding. Um diesen Pott wird beim Final4 in der Porsche-Arena gekämpft. Foto: Eibner
Das ist das Ding. Um diesen Pott wird beim Final4 in der Porsche-Arena gekämpft. Foto: Eibner

Als Lokalmatador gehandelt werden die TusSies aus Metzingen. An der pinken Wand wird eifrig gebastelt, schließlich liegt Stuttgart ja „um die Ecke“, wie Trainer Werner Bösch gesagt hat, der zusammen mit Maren Weigel die pinken Farben bei der PK in der vergangenen Woche vertrat. Doch Obacht: Oldenburgs Trainer Niels Bötel hat verraten, dass aus dem hohen Norden mindestens 200 VfL-Fans die Reise in den wilden Süden antreten werden. Tendenz steigend. Der TuS-Anhang muss sich also mächtig anstrengen, um in der Landeshauptstadt Heimspielatmosphäre zu schaffen.

Die Tussies und der VfL haben eine gemeinsame Vorgeschichte - aus dem vergangenen Jahr. Da traf man sich im Spiel um Platz drei, das Oldenburg mit 30:26 für sich reklamieren konnte. Gibt es also Revanchegelüste? Nicht unbedingt, wie Werner Bösch sagte. Man will schlicht und ergreifend ins Finale, das reicht als Motivation vollkommen. „Natürlich ist Niels gut vorbereitet auf uns, kennt die Stärken und Schwächen. Die sind uns von Oldenburg aber auch bekannt. Wir werden Extrameter machen, die Kreuzbewegungen mitgehen müssen. Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe, wer den besseren Tag hat, wird das Halbfinale für sich entscheiden. Wir müssen alles tun, um diesen besseren Tag zu erwischen“, machte Werner Bösch klar.

Für Maren Weigel ist es das letzte Final4. Sie wird ihre Karriere nach dieser Saison beenden. „Die Motivation beim Final4 ist sowieso riesig, das gibt mir aber noch den Extra-Push an Energie und Motivation“, hat sie gesagt.

Niels Bötel schiebt die Favoritenrolle galant nach Metzingen, musste aber zugeben, dass seine Mannschaft an einem guten Tag die TusSies durchaus schlagen könne. Und solche Tage hat der VfL schon des Öfteren erlebt in Stuttgart.

Recht frisch ist das Rekordspiel der Oldenburgerinnen, die vor zwei Wochen die Vipers aus Bad Wildungen 48:34 schlugen. So viele Tore sind in einem Bundesligaspiel noch nie gefallen. Einiges hat Bötel ausprobiert, fraglich nur, ob er gegen Metzingen auch wieder mit einer neuen Deckungsvariante experimentiert. Torhüterin Madita Kohorst wäre es recht, wenn im Bereich vor ihr eine gewisse Konstanz herrschen würde (siehe auch Extra-Kasten).

Welche Experimente in der Partie SG BBM Bietigheim gegen den Thüringer HC beim Aufeinandertreffen in der Bundesliga kürzlich gelaufen sind, konnte bis heute noch nicht geklärt werden. „So eine Geschichte ist einmalig. Das wird es nie wieder geben“, sagte Herbert Müller. Und der Trainerfuchs des THC hat wahrlich schon einiges erlebt in seiner langen Karriere. Noch einmal Müller: „Wir haben in der ersten Halbzeit gar nicht stattgefunden.“

9:18 lag seine Mannschaft zurück, 10:20 in der 34. Minute. „Wir wollten einfach unser Gesicht wahren, haben gar nicht mehr auf das Ergebnis geschaut“, verriet THC-Torhüterin Nicole Roth, die maßgeblichen Anteil an der Aufholjagd hatte, der als Krönung nur der Siegtreffer versagt blieb.

Das 27:27 geht auf alle Fälle in die Geschichte des deutschen Frauenhandballs ein - und zwei Wochen später trifft man sich schon wieder. Bietigheim kann viel zurechtrücken und der THC zeigen, dass die SG doch nicht unschlagbar ist. Weil Pokal ist, wird es sicher einen Sieger geben.

Bietigheim nimmt Rolle an

Für Bietigheims Trainer Jakob Vestergaard ist es im Gegensatz zu vielen seiner Spielerinnen das erste Pokal-Finalturnier in Deutschland - und auch beim Dänen ist die Vorfreude riesig. Einen gewissen Anspruch hegt er aber schon mal. „Das ist ein großes Event, mit vielen Zuschauern und guten Gegnern - und wir können den nächsten Titel gewinnen, da bin ich sehr gespannt.“ Vestergaard nimmt die Rolle des gejagten Titelverteidigers ohne Umschweife an: „Wir sind der Favorit, weil wir eine Super-Mannschaft haben, aber auch der THC hat zuletzt gegen uns eine Super-Leistung gezeigt. Dennoch sind unsere Ziele in Stuttgart das Finale und der Pokalsieg.“

Selbstverständlich sind die Bietigheimerinnen auch ein Lokalmatador. Aus dem Enztal ist es nicht sehr weit bis in die Landeshauptstadt. 


Wichtiges zum Final4 am Rande

Rahmenprogramm: Weil der Vorverkauf sehr gut angesprungen ist, rechnet man in der Porsche-Arena an den beiden tollen Pokal-Tagen mit sehr gutem Zuspruch. „Die Porsche-Arena wird wie immer gut gefüllt sein“, sagt auch HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt. Neben vier attraktiven Handballspielen erwartet die Besucher in Stuttgart auch ein prall gefülltes Rahmenprogramm mit einem digitalen Fanquiz, den Maskottchen aller vier Vereine, Fancam sowie der traditionellen Fanparty im Raum Cancun des „Palm Beach“ am Samstag ab 19.15 Uhr, die längst mehr als ein Geheimtipp ist.

Übertragung: Alle Partien des Haushahn Final4 werden bei Eurosport übertragen: Das zweite Halbfinale zwischen Thüringen und Bietigheim sowie das Endspiel werden live gezeigt, die beiden übrigen Partien zeitversetzt. Darüber hinaus können die Spiele des Haushahn Final4 wie die Ligaspiele der Handball Bundesliga Frauen bei Sportdeutschland.tv und Dyn live verfolgt werden. Wolfgang Seitz

Wissenswertes zum Final4

Europa winkt
Insgesamt gibt es für Deutschland fünf Startplätze in den europäischen Wettbewerben. Der Meister spielt in der Champions League, der Pokalsieger in der European League - und drei weitere Teams gemäß dem Abschneiden in der Bundesliga. Wenn der Pokalsieger später auch Meister wird, rückt der Verlierer des Finales in die European League. Und nur dann. Wenn also beispielsweise der Vizemeister den Pokalsieg erringt, ist der Unterlegene nicht als Nachrücker vorgesehen. Sollte es ein Upgrade in der Champions League geben, Deutschland einen zweiten Startplatz erhalten, wird sich die Anzahl der Vereine, die international spielen, nicht verändern. Es bleibt bei Fünf. Außer, wie Ferenc Rott betonte, der EHF falle noch etwas anderes ein. Das sei in der Vergangenheit durchaus schon passiert. Für beide Teilnehmer des ersten Halbfinales könnte es zum Bonus kommen, dass der Finaleinzug möglicherweise zur Europapokalteilnahme berechtigt. Die Trainer Niels Bötel und Werner Bösch winken jedoch energisch ab: „Den Titel zu gewinnen ist die große Motivation“, so beide unisono. „Wir wollen ins Finale und dabei denken wir nicht an den Europapokal, denn erst am Ende der Saison wird abgerechnet“, ergänzt der Metzinger Trainer. Weil das Final Four dieses Jahr früher steigt als bisher, liegt das Saisonende noch in weiter Ferne. Von einem Bietigheimer Meistertitel kann man aber trotzdem ausgehen. Und vom erneuten Finaleinzug?

Ex-TusSie-Keeperinnen
Zwei ehemalige Torhüterinnen der TuS Metzingen kommen mit ihren aktuellen Vereinen zum Final4. Nicole Roth reist mit dem Thüringer HC an, Madita Kohorst steht beim VfL Oldenburg im Kasten. Wieder, muss man in diesem Fall sagen. Nach Engagements in Metzingen und Dortmund zog es Madita Kohorst zurück in die Heimat. 2018 hat sie mit dem VfL Oldenburg den Pokal gewonnen - ohne allerdings beim Final4 zu spielen. Ein Kreuzbandriss verhinderte den Einsatz auf der Platte, außerhalb hat sie allerdings alles gegeben. Der Wechsel nach Metzingen war da schon klar, deshalb blickte auch der pinke Anhang mit Sorge auf das, was die neue Keeperin neben der Bank veranstaltete. Mit Krücken gab sie alles, feuerte unermüdlich ihre Kameradinnen an. Und die haben die größte Sensation der vergangenen Pokalrunden geschafft. Nach dem 29:28-Sieg gegen die SG BBM Bietigheim wackelte die Porsche-Arena. Und Madita Kohorst hat keine Jubelschäden davongetragen. Jetzt kommt sie also wieder in die Porsche-Arena, wird garantiert spielen - und trifft im Halbfinale auf ihren Ex-Verein TuS Metzingen. „Das ist schon cool, aber es sind ja nicht mehr viele dabei, die ich von früher kenne“, sagt die VfL-Keeperin. Und noch etwas: „Man möchte jedes Spiel gewinnen, egal, wer der Gegner ist.“ Klarer Fall, das gilt aber nicht nur für Madita Kohorst. Jede Spielerin will das - und ganz besonders beim Final4. Da muss alles sitzen, kann nichts repariert werden. Wolfgang Seitz