Flaschnerei Rudolph in Hechingen: 100 Jahre Handwerkstradition
Sonderveröffentlichung

Flaschnerei Rudolph Flaschnerei Rudolph in Hechingen: 100 Jahre Handwerkstradition

Firmenjubiläum - Vom Königlichen Hof-Flaschner zum eigenen Familienbetrieb: Seit drei Generationen ist die Flaschnerei Rudolph in Hechingen tätig.

Firmeninhaber in dritter Generation Adolf Rudolph mit Vater Emil und Ehefrau Ingrun Rudolph. Privatfoto: Roland Beck

22.12.2025

Ein außergewöhnliches Doppeljubiläum darf die Hechinger Bäder- und Blechmanufaktur Rudolph diesen Monat feiern. Den Familienbetrieb in der Unterstadt, der in dritter Generation von Adolf Rudolph geführt wird, gibt es seit 80 Jahren. Dazu kommt noch, dass der Großvater des heutigen Geschäftsinhabers, der ebenfalls Adolf Rudolph hieß, schon lange vor seiner Firmengründung als Mitarbeiter auf der Burg Hohenzollern tätig war. „Auf der Burg hat mein Großvater beim damaligen Königlichen Hof-Flaschner-Meister Otto Strobel seine Handwerksausbildung gemacht und dort als Geselle und Meister auf der Burg weitergearbeitet“, erzählt Firmeninhaber Adolf Rudolph. 

Seit exakt 100 Jahren ist die Hechinger Familie Rudolph eng mit dem preußischen Königshaus verbunden und führt auf der Burg sämtliche anfallenden Flaschner- und Installationsarbeiten aus. Ein halbes Jahr nach dem Krieg im Dezember 1945 hat sich Adolf Rudolph schließlich als Flaschner-, Sanitär- und Installationsbetrieb in der Runkellenstraße 16 in der Hechinger Unterstadt selbstständig gemacht. 1998 starb er im Alter von 87 Jahren. Zuvor, im Jahr 1978, hat Adolf Rudolph Senior den väterlichen Handwerksbetrieb als Meister übernommen und in den 1950er Jahren die Werkstatt in die Reichenbachstraße 36 verlegt. 

Im Jahr 2000 übertrug Handwerksmeister Emil Rudolph das Geschäft seinem Sohn Adolf Rudolph als dritter im Bunde der Familiendynastie. Der jetzige Firmenchef blickt voller Stolz auf die 80-jährige Firmengeschichte zurück. „Hut ab, was in all den Jahrzehnten alles geleistet wurde. Das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt Adolf Rudolph, der sich schon in jungen Jahren für das Handwerk seines Vaters und Opas interessierte, im väterlichen Betrieb die Ausbildung machte und gleich zwei Meisterprüfungen ablegte: 1990 im Gas- und Wasserinstallateur-Handwerk und 1994 als Flaschner. Auch heute noch ist der 63-Jährige für sämtliche Flaschner- und Installationsarbeiten auf der Burg Hohenzollern tätig. Für seine Tätigkeit hat er schon mehrere Dankesschreiben und -urkunden für den „jahrelangen und unermüdlichen Einsatz“, wie es darin heißt, von Georg Friedrich Prinz von Preußen erhalten. Auf der Burg gebe es ständig etwas zu tun, sagt Adolf Rudolph. „Man arbeitet da teils in schwindelerregenden Höhen und kraxelt auf den Dächern herum.“ 

Um die Wasserversorgung auf der Burg hat sich die Firma Rudolph 50 Jahre lang gekümmert. Bis ins Jahr 1998 unterhielt die Burg noch ihre eigene mechanisch-biologische Kläranlage, bis sie ans öffentliche Kanalnetz angeschlossen wurde. Die heutige Pumpstation, die 2016 installiert wurde, werde zwar von den Hausmeistern betreut, aber für die restlichen Sachen, wie die Hauswasserversorgung, die Reinigung der Wasserbehälter, das Säubern und Kontrollieren der Quellen – dafür sei man auch heute noch zuständig. Zum Aufgabengebiet zählen außerdem die Blecharbeiten. Nach dem schweren Erdbeben 1978 mussten alle Türme neu eingedeckt werden, auch größere Teile der Dachflächen. 

Spektakulär: 1952 schaute der Firmengründer dem Leichnam vom „Alten Fritz“ (1712 – 1786) direkt ins Gesicht. Der Handwerksmeister sollte den Sarg des Preußenkönigs reparieren und wieder abdichten, der beim Transport von Marburg nach Hechingen gelitten hatte. Das Zink sei spröde gewesen, erinnert sich der Enkel an seine Erzählungen. Dazu musste der Sarg geöffnet und die Lötnähte gereinigt werden. Sein Großvater habe erzählt, der „Alte Fritz“ in seiner blauen Uniform sei im Sarg gelegen, als wäre er noch am Leben: Der Stern des Schwarzen Adlerordens auf dem Rock, auf dem Haupt den Dreispitz, unter dem noch Locken hervorlugten. Nur die Nasenspitze des toten Königs sei eingetrocknet gewesen.

 Auch sonst habe man viel zu tun: Aufträge aus öffentlicher Hand, Kirchen, Industrie (zum Beispiel die ortsansässige Firma Merz Maschinenfabrik) und Privatkunden gebe es genügend, so Rudolph, dessen Werkstatt einem kleinen Museum gleicht. Hierzu zählen alte und bewährte Maschinen wie die 100 Jahre alte Rundmaschine, die 80 Jahre alte Schlagschere oder die Abkantbank aus den 1950er Jahren. „Mit denen arbeite ich heute noch.“ Aber es sei auch laufend modernisiert worden. Auch der blaue stadtbekannte Pritschenwagen, ein Hanomag-Henschel, Baujahr 1971, ist immer noch im Einsatz. 

Was ihm, seinem Großvater und 86 Jahre alten Vater immer besonders am Herzen lag und liegt, ist der Kontakt zum Kunden. „Den Dienst am Kunden haben wir immer sehr hoch bewertet, und das bedeutet, dass wir auch bei kleineren Reparaturen immer zur Stelle sind“, betont der Chef, der von seiner Ehefrau Ingrun tatkräftig im Büro und auch mal auf der Montage unterstützt wird. Klaus Stifel