Der 70. Geburtstag des Luftsportvereins Erbach im vergangenen Jahr ging fast ein bisschen unter. Die Pandemie ließ keine großen Feiern zu. Umso mehr sehnen die Flieger und ihre Fans den kommenden Sonntag herbei – denn dann ist wieder Flugplatzfest.
Die Vereinsmitglieder haben im Vorfeld ein weiteres Mal kräftig angepackt, und so wird es im Vereinsgebäude, den Flughallen und natürlich vor allem draußen auf den großen Freiflächen viel zu sehen, zu staunen und zu genießen geben: Kunstflugvorführungen, Fallschirmspringer, Mitfluggelegenheiten sowie der gleichzeitige Start mehrerer Heißluftballone stehen auf dem Programm.
Los geht es um 10 Uhr, und von der ersten Minute an können sich die Gäste mit Speisen und Getränken versorgen. Besonders beliebt sind erfahrungsgemäß die selbstgebackenen Kuchen, für die die Vereinsmitglieder fleißig waren. Der Erlös kommt natürlich dem LSV zugute. Die Besucher können übers Gelände schlendern und die verschiedensten Fluggeräte begutachten, sowohl von Vereinsmitgliedern als auch von benachbarten Vereinen, die sich hier traditionell ein Stelldichein geben. Die Besitzer beantworten auch gerne die Fragen der Besucher – und in vielen Fällen ist auch das Probesitzen in den Maschinen kein Problem. Ganz wagemutige können sogar selbst abheben – als Begleiter bei einem Rundflug, versteht sich.
Sowohl Motorflugzeuge stehen dazu zur Verfügung als auch ein Hubschrauber, an dessen Steuerknüppel im Jetranger Michi Ganser sitzen wird. Und auch Stefan Kaiser ist mit seinen Tragschraubern vor Ort. In seiner Funktionsweise einem Hubschrauber ähnlich, vergleichbar als kleine Ultraleicht-Variante des Helikopters. Jedoch wird der Rotor nicht durch eine Turbine oder einen Motor angetrieben, sondern allein passiv durch den Fahrtwind in Drehung versetzt. Der Tragschrauber steht für Rundflüge ebenfalls zur Verfügung. Wer den Wind während des Flugs hautnah spüren will und keine Höhenangst hat, sollte bei Gerd Eichinger vorbeischauen. Der erfahrene Fallschirmspringer bietet im Rahmen des Erbacher Flugplatzfestes Tandemsprünge an.
Neben den Flügen können Besucher auch die Mitfahrt in einem Ballon buchen. Dieser wird – günstige Wetterbedingungen vorausgesetzt – am Abend zum Höhepunkt des Festes gemeinsam mit vielen anderen starten. Wenn rund ein Dutzend Ballone gemeinsam in den Himmel steigen, ist das ein tolles Spektakel. (Vorabbuchung unter Tel. 0170-3233915). Auch Besucher, die nur gucken wollen, bekommen beim Erbacher Flugplatzfest einiges geboten. Den ganzen Tag über gibt es Vorführungen von Kunstflugpiloten, darunter ist einmal mehr Johann Britsch, der „fliegende Wirt“ aus Finningen mit seiner Pitts ultimate S 1. Britsch ist ein erfahrener Kunstflieger, der vergangenes Jahr sogar für eine ZDF-Produktion als Stuntdouble vor der Kamera stand. Aber auch Davi Held auf ihrer Extra 300, Kai Joppich auf seiner Extra 300 und Rainer Kamitz auf seiner Pitts werden den Zuschauern sicher staunende „Ahhhhhhs“ und „Ohhhhhs“ entlocken.
Robin Enderle zeigt, dass auch Segelflieger Kunstflug beherrschen. Eine Nummer kleiner sind die Modellflugzeuge, die am Sonntag ebenfalls in Erbach zu Gast sind und die in Vorführungen zeigen, was sie in der Luft so alles drauf haben. Wobei die Nummer kleiner gar nicht so klein ist – einige der Modelle kommen auf Flügelspannweiten von 3,3 Metern. Der Luftsportverein hat natürlich auch an die Kleinen gedacht, die nicht nur gucken, sondern auch toben wollen. Ein Bungee-Trampolin, eine Kinderhüpfburg und ein Luftballonwettbewerb sorgen dafür, dass es auch für die Kids ein spannender Tag wird. Kerstin Auernham
Die Wurzeln des LSV Erbach
Im Jahr 1951 gründete eine Schar junger Burschen in der Gaststätte Eisenbahn, besser bekannt als „Jäckle“, den Luftsportverein Erbach. Sie hatten kein Flugzeug und keinen Flugplatz, aber sie wollten in die Luft. Also bauten sie erst einmal ein doppelsitziges Segelflugzeug, den Specht, fuhren mit einem Maybach, der gleichzeitig auch Schleppwinde war, überland und flogen in Blaubeuren und Schwaighofen. Erst fast zehn Jahre später wurde im Erbacher Taubried das Fluggelände erschlossen, auf dem die Vereinsmitglieder heute noch starten und landen.