Eigentlich ist der Begriff Powerfrau überholt: schon längst müssen Frauen nicht mehr beweisen, dass sie im Beruf ihren männlichen Kollegen gegenüber ebenbürtig sind – sie haben es längst!
Trotzdem gibt es manchmal noch Vorbehalte, manche Berufe sind nach wie vor „typisch männlich“ und immer wieder wird „Caring“, also das unbezahlte Füreinander-Da-Sein, nicht so hochgeschätzt, wie es sein sollte.
Powerfrauen finden sich überall – genauso wie ihre männlichen Gegenüber. Ganz besonders gilt das jedoch für das Verlagshaus der GEISLINGER ZEITUNG: das wird seit April 2022 nicht nur von einer Frau – Marina Braig (34) – geleitet, sondern auch die Chefinnen der Redaktion, der Technik sowie des Media-Teams sind weiblich. Redaktionsleiterin der GEISLINGER ZEITUNG ist seit 2019 Kathrin Bulling (43), für den reibungslosen Ablauf bei den Aufgaben des Media-Teams sorgt Anna Katharina TerVeen (34) und verantwortlich für alles rund um die Gestaltung von Anzeigen und Sonderveröffentlichungen ist Svea Volland (50). „Das ist Zufall, sie alle waren ja bereits in ihrer Position, als ich Geschäftsführerin wurde“, sagt Marina Braig dazu. Dennoch empfindet sie die Zusammenarbeit mit den drei anderen Frauen als „deutlich entspannter und auf jeden Fall anders“, als sie die Zusammenarbeit mit männlichen Vorgesetzten an früheren Arbeitsstellen in Erinnerung hat. „Es gibt weniger Missverständnisse, wir Frauen verstehen einander besser, weil wir einfach irgendwie dieselbe Sprache sprechen“, sagt sie. Das Gerücht, dass Frauen emotionaler auf Druck reagieren oder zickiger sind, kann Marina Braig nicht bestätigen. In der Art der Kommunikation liegt ihrer Meinung nach ein großer Unterschied zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen. „Mein letzter Chef war unnahbar“, berichtet Marina Braig, sie selber dagegen lasse sich möglichst oft bei ihren Mitarbeitern blicken, um in Kontakt zu bleiben. „Wenn es was gibt, sprechen wir Frauen das vermutlich schneller an als Männer, damit sich kein Druck aufbaut.“
Trotzdem würde Marina Braig nicht automatisch einer Frau für eine Führungsposition bei der GEISLINGER ZEITUNG den Vorzug geben. Für sie kommt es immer auf die Kompetenz der jeweiligen Person an. „Unser stellvertretender Redaktionsleiter ist ein Mann – und der kommt mit der ganzen Frauenpower ganz gut klar“, sagt sie lachend.
Übrigens ist selbst die Stelle des Hausmeisters der GZ weiblich besetzt: seit 2016 kümmert sich Gabi John um all die Dinge, die in diesem Aufgabenbereich anfallen.
Ihre Frau in einem immer noch typischen Männerberuf steht auch Daniela Krüger. Die 52-Jährige hat vor 22 Jahren den Lkw-Führerschein gemacht, hat sich damit einen langjährigen Traum erfüllt und ist seitdem für die Geislinger Spedition Wiedmann und Winz „zwischen Belgien und Polen und von Dänemark bis Spanien“, wie sie sagt, unterwegs als Fernfahrerin. Für die Fahrten nimmt sie sich das Essen von zu Hause mit, schlafen tut sie im Führerhaus ihres Lasters. „Ich habe noch nie Urlaub gemacht. Brauche ich auch nicht, ich sehe das Meer, wenn ich arbeite“, sagt sie lachend.
Der Job sei wesentlich einfacher als früher, erzählt Daniela Krüger, weil die Lkw deutlich einfacher zu bedienen seien. „Ohne Retarder und Tempomat möchte ich nicht fahren müssen.“ Klar, bekennt sie, sei es manchmal auch „ein Scheißjob“ – „aber wenn ich dann durch Österreich fahre, der Tag bricht an, es ist Vollmond und überall liegt Schnee, dann weiß ich, warum ich es mache. Sowas erlebt man im Büro nicht. Solche Momente entschädigen für alles.“
Eine ganz andere Art Powerfrau ist Karin Langner. Die 50-Jährige ist Mutter von fünf Kindern zwischen 10 und 24. Ihre „Power“, also die Kraft für diese Aufgabe bekommt sie – davon ist sie überzeugt – von Gott. Für sie sind ihre Kinder ein Geschenk, das Miteinander von Groß und Klein findet sie toll.
Karin Langner ist selber mit drei Geschwistern aufgewachsen und weil sie Kinder schon immer liebt, hat sie Erzieherin gelernt. Als solche arbeitet sie auch wieder seit einigen Jahren in geringem Umfang. Wichtig ist es ihr, immer auch Zeit zu haben, sich ehrenamtlich in Kindergarten, Schule oder Kirche einzubringen, wenn sie gebraucht wird. Claudia Burst