Lust auf soziales Engagement
Sonderveröffentlichung

Freiwilligendienst FSJ & BFD Lust auf soziales Engagement

Arbeit: Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist schnell vorbei, aber währenddessen gibt es viele Gelegenheiten, die Persönlichkeit zu stärken, das erste Geld zu verdienen und sich weiterzuentwickeln.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist bei jungen Menschen beliebt. Archivfoto: Waltraud Grubitzsch

23.03.2021

Mit der Schule bist du durch, doch welche Richtung du in deinem künftigen Arbeitsleben einschlagen möchtest, ist dir noch nicht ganz klar? Vielleicht ist ein Studium oder eine Ausbildung eine Option? Das will auf jedem Fall gut überlegt sein. Schließlich wäre es schade, im Endeffekt Zeit für Dinge geopfert zu haben, die einem gar nicht zusagen. Um nicht tatenlos auf eine Eingebung zu warten und nach der theorielastigen Schulzeit etwas Praktisches sowie noch äußerst Sinnvolles zu tun, bieten sich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und ein Bundesfreiwilligendienst (BFD) an.Ein soziales Jahr ist bei jungen Menschen äußerst beliebt. Dabei engagieren sie sich zeitlich befristet auf sozialer Ebene und helfen anderen Menschen. Sie lernen Dinge, die ihnen auch später im Leben weiterhelfen können und treffen auf interessante und gleichgesinnte Menschen.

Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist ein sozialer Freiwilligendienst in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene, die die Vollzeitschulpflicht erfüllt und noch nicht das 27. Lebensjahr vollendet haben. Im Bereich der evangelischen Kirche wird es auch als Diakonisches Jahr bezeichnet. Die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) sind in Deutschland im Jugendfreiwilligendienstegesetz (JFDG) geregelt.

Im Bundesfreiwilligendienst (BFD) engagieren sich Menschen als Bufdis, BFDler oder Bundesfreiwilligen für das Allgemeinwohl, insbesondere im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich sowie im Bereich des Sports, der Integration und des Zivil- sowie Katastrophenschutzes. Ziel des BFD ist es unter anderem, das Konzept des Freiwilligendienstes auf eine breitere gesellschaftliche Basis zu stellen, da der Bundesfreiwilligendienst im Gegensatz zu den Jugendfreiwilligendiensten, wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ), auch für Erwachsene über 27 Jahre offen ist. Die zentrale Verwaltung wird durch das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) wahrgenommen.

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist dem FSJ nahezu gleichgestellt, bei den Leistungen gibt es kaum Unterschiede. Die Freiwilligen heißen BFDler und absolvieren ein Bufdi. Es gibt keine Altersbegrenzung nach oben, das Engagement ist in Teilzeit möglich. In der Regel dauert der Bundesfreiwilligendienst sechs bis 18 Monate.

Zuwachs auch im Ländle

Immer mehr Menschen engagieren sich im Bundesfreiwilligendienst. Gemäß der Statistiken des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben steigt die Anzahl der Freiwilligen in Baden- Württemberg von Jahr zu Jahr. Im Februar 2021 standen 6335 Menschen im Dienst der Allgemeinheit. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 verzeichnet die Statistik des Bundesamtes im Schnitt pro Monat 5869 BFDler in Baden-Württemberg. 2019 waren es im Vergleich dazu weniger Helfer: 5507 Baden-Württemberger.

Bei den Unter-27-Jährigen engagierten sich im Februar 2021 insgesamt 2111 Männer und 3492 Frauen. Aber auch 561 der 27- bis 50-Jährigen absolvierten ein BFD in diesem Monat. Vereinzelt leisten auch die 51- bis 65-Jährigen (50 Frauen und 85 Männer) sowie die Über-65-Jährigen (16 Frauen und 20 Männer) den Dienst an der Allgemeinheit in Baden-Württemberg. Auch die Resonanz in Deutschland ist enorm: Allein im Februar 2021 waren durch den Bundesfreiwilligendienst insgesamt 39 130 Personen beschäftigt.

Die Bewerbung ist unabhängig vom Abschluss und von den Schulnoten.

1964 wurde das Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Sozialen Jahres vom Bundestag verabschiedet. Damit war die rechtliche Grundlage für einen geregelten Freiwilligendienst für junge Leute bis 27 Jahre geschaffen, unterstreicht der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Bonn/Rhein-Sieg/Eifel. Hintergrund war der Arbeitskräftemangel in vielen Pflegeeinrichtungen und der Wunsch, bürgerschaftliches Engagement zu stärken.

Obwohl es von Beginn an für Frauen und Männer offen war, meldeten sich zunächst hauptsächlich junge Frauen, da Männer in der Regel den Militär- oder den Zivildienst ableisteten. Es dauerte eine Weile, bis sich der Gedanke verbreitete und sich hauptsächlich Schulabgänger und Schulabgängerinnen entschlossen, sich ein Jahr Zeit für einen sozialen Einsatz zu nehmen.

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Im Seniorenheim betreut ein junger Bufdi einen Pflegebedürftigen. Foto: Patrick Pleul/dpa

Auch eine Vergütung ist drin

Erst ab 2004 wurde ein FSJ als geleisteter Zivildienst anerkannt, sodass das FSJ auch für junge Männer attraktiver wurde. Kontinuierlich steigende Teilnehmerzahlen – 2003 waren bundesweit 25 000 FSJler im Dienst, 2011 schon 34 840 und 2013 sogar 48 800 – zeigen die Attraktivität des Angebots und die soziale Einsatzbereitschaft der jungen Leute. Insgesamt sind es etwa 65 Prozent junge Frauen und 35 Prozent junge Männer, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten, teilt der ASB mit.

Ein FSJ lohnt sich, denn es ist mehr als ein Praktikum. Die Teilnehmer erhalten eine fachkundige Betreuung, werden weitergebildet und können sich beruflich orientieren, indem sie erste praktische Joberfahrung sammeln. Sie können die Wartezeit auf die Ausbildung oder das Studium sinnvoll überbrücken. Der Zeitraum des Freiwilligendienstes wird ihnen als Wartesemester angerechnet.

Laut Internetportal Aware von den Maltesern erhalten FSJler eine Aufwandsentschädigung von rund 40 Wochenstunden. Die Höhe ihres Taschengeldes legt der Träger der Einrichtung fest. In der Regel bekommt ein FSJler um die 500 Euro im Monat. Der Kindergeldanspruch bleibt bestehen, es gibt 26 Urlaubstage und weitere Ermäßigungen. Die Einsatzstelle übernimmt die Kosten für Kranken-, Renten-, Pflege-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung.

Die Bewerbung ist unabhängig vom Abschluss und von den Schulnoten. Es spielt keine Rolle, ob man eine Ausbildung oder ein Studium angefangen und abgebrochen hat. Und Freiwilligendienste sind im Alter ab 18 Jahren auch im Ausland möglich.

36 Personen, die älter als 65 Jahre alt waren, leisteten im Februar 2021 den BFD in Baden-Württemberg. Am meisten engagiert sind aber die Unter-27-Jährigen.