Friseur werden ist out! Oder doch nicht? Dem Handwerksberuf haftet nach wie vor ein verstaubtes Image an. Kaum jemand denkt daran, dass sich hinter diesem Beruf eine kreative und erfüllende Tätigkeit verbirgt. Trotzdem strömt der Nachwuchs nicht gerade in Scharen in die Salons, um das Handwerk zu erlernen. Obwohl sich diese Branche stetig weiter entwickelt, wodurch spannende Weiterbildungsmöglichkeiten bestehen, bis hin zur Selbständigkeit mit einem eigenen Salon. „Auch ich musste als Abiturient mit dem Vorurteil kämpfen „nur' Friseur zu werden“, erzählt Andreas Sebastian Ehrle, der seit knapp einem Jahr Obermeister der Friseur-Innung Tübingen ist.
Als neuer Obermeister nimmt er die Herausforderung mit Überzeugung und Leidenschaft an, neue Wege zu gehen, den Beruf als Friseur und die Innung „sichtbarer zu machen.“
„Mit mir als Obermeister trifft die Tradition auf den Rebellen“, lacht er und ist überzeugt, dass diese Kombination viel Potenzial in sich birgt. „Die Innung verfügt über lange Erfahrung und Tradition, und ich bringe neue Impulse mit. Unter sichtbar machen verstehe ich zum Beispiel, in direkten Kontakt mit jungen Menschen zu kommen. Wir gehen in Schulen und werben für uns, und warum nicht einmal auch einen Politiker in den Salon einladen, damit er versteht, was unser Handwerk wirklich ausmacht und vor welchen Herausforderungen wir stehen?“ Er möchte sich auch verstärkt gegen die Schwarzarbeit im Friseurhandwerk einsetzen: „Es geht darum, Fairness und Qualität zu sichern“, betont er.
Obermeister
Nachwuchs gewinnen mit „Bock auf Friseur“
Um junge Talente für das Handwerk zu begeistern, organisierte Ehrle in Kooperation mit Roberto Laraia, dem 1 Obermeister der Friseur-Innung Reutlingen, im Herbst dieses Jahres die Premiere von „Bock auf Friseur“ im Tübinger Casino. Die Veranstaltung, die ein abwechslungsreiches Programm mit Live-Shows und Moderationen bot, war ein voller Erfolg, komplett ausverkauft und inspirierend für alle Beteiligten. „Im nächsten Jahr wollen wir die Veranstaltung wiederholen, aber in einer anderen Stadt“, so Ehrle.
Friseur sein ist sexy
Doch was macht diesen Beruf nun wirklich aus? Da kommt Ehrle so richtig ins Schwärmen: „Wir arbeiten in einer warmen, angenehmen Atmosphäre, schaffen Schönheit und gestalten einzigartige Werke am Kopf“, erzählt er. „Kein Tag gleicht dem anderen. Man kann bei der Arbeit tragen, was man will, völlig ungezwungen auch in Jogginghosen hinter dem Stuhl stehen. Und das Beste: die Arbeit mit den Menschen. Mit der Zeit entstehen zum Teil echte Verbindungen zu den Gästen, die oft zu Freunden werden.“ Für Ehrle ist der Beruf mehr als nur ein Handwerk: „Er ist ein Job voller Wertschätzung, Kreativität und Anerkennung und genau das macht ihn so sexy.“