Ob Dinner beim Kerzenschein, großformatige Jubiläumsfeier, die gemütliche Einkehr nach einem Ausflug, ein schneller Snack für zwischendurch oder ein geselliger Abend mit Freunden in der Stammkneipe. Selbst bei kulturellen Großveranstaltungen, Sportevents oder Jahrmärkten versorgen Mitarbeiter der Gastronomie die Besucher mit Getränken und Speisen. Insgesamt und 2,2 Millionen Menschen stehen in Deutschland, laut der Bundesagentur für Arbeit, im Dienst der Gastronomie. Mitarbeiter, die in der Regel dann in der Küche oder im Service arbeiten, wenn für andere ihre Freizeit genießen. Arbeitszeiten also, die nicht immer beliebt sind. Damit verlangt die Branche viel Begeisterung und Engagement ab. Da liegt es nahe, dass auch in diesem Geschäft der Fachkräftemangel ein allgegenwärtiges Thema ist. Neben der Suche fähigem Personal nach fähigem macht dem Gastgewerbe auch die stetige Kostensteigerung zu schaffen.
Gehen Wirtshäuser, geht Lebensqualität
Während in diesem Jahr die Umsätze im Vergleich zu den vergangenen Jahren um fast elf Prozent stiegen, mussten Wirte nach der Inflationsbereinigung ein Minus von rund zwölf Prozent verzeichnen. Tatsachen, die dem Gast also bewusst sein müssen, wenn er sich über die hohen Preise in der Speisekarte ärgert. Denn die gepflegte Gastlichkeit, die wir in unserer Freizeit genießen, ist wertvoll und hat ihren Preis. Etwa 1600 Gaststätten und Hotels mussten 2023 ein Insolvenzverfahren anmelden. Jede Gaststätte, die aus dem Ortsbild verschwindet, hinterlässt nicht nur leere Tische, sondern nimmt ein Stück Lebensqualität mit sich. Essen zu gehen ist schließlich mehr, als sich die Arbeit des Kochens oder des Abspülens zu sparen. Wie wichtig das Essengehen ist, wurde uns spätestens beim Lockdown der Corona-Pandemie bewusst.
Essen zu gehen, ist ein soziales Ereignis
Die Sehnsucht nach Pizza und Pasta beim Italiener oder Sushi vom Profi sei sehr nachvollziehbar, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. „Man möchte teilhaben am öffentlichen Leben, und dazu gehört auch essen zu gehen.“ In Gemeinschaft zu essen, sei ein tief menschliches Bedürfnis.
Der Wissenschaftlerin zufolge erfüllt das auswärtige Essen verschiedene Bedürfnisse: „Essen ist hochemotional und immer eine soziale Angelegenheit“, sagt sie. Das Essen in einem Restaurant habe dabei eine herausragende Stellung: „Essengehen ist etwas Besonderes und ein Höhepunkt im Alltag.“
Von Andreas Brücken