Sonderveröffentlichung

Glaser-Innung Ursachensuche und Prävention

Fachmann: Die Experten wissen, wie man gelben Flecken auf Kunststoff-Fenstern zu Leibe rückt.

Kunststoff-Fenster sind anfällig für gelbe Flecken – wenn man sie falsch behandelt. Foto: Archiv

28.10.2019

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Im Jahr 1978 erschien der Spiegel mit der bedrohlichen Schlagzeile „Die gelbe Gefahr“ auf seinem Titelblatt. Gemeint war damit die Gefahr durch die militärische Macht des kommunistischen Großreiches China. Im Jahr 2018 hat die Angst vor dem Kommunismus deutlich nachgelassen, doch die Experten der Glaser-Innung und die Fensterbauer wissen mit der Aussage durchaus noch etwas anzufangen. Denn die moderne „gelbe Gefahr“, das ist die Gelbverfärbung von weißen Kunststoff-Fenstern.

Im Jahr 2003 tauchten in Österreich und der Schweiz, später dann auch in Deutschland erstmals solche gelben Flecken auf. Untersuchungen durch unabhängige Institute ergaben eine Veränderung der Oberfläche durch eine chemische Reaktion, welche auf Ablagerungen von Metallstäuben zurückzuführen war. Außerdem eine Rolle bei der Entstehung der Flecken, so die Analyse, spielten wohl der Einfluss von UV- Licht, die Metallzersetzung und Pollen.

Woher diese Metallstäube stammten, war zunächst rätselhaft. Zumal oft nur einzelne Häuser in Neubaugebieten betroffen waren. Des Rätsels Lösung nach langem Suchen: die großzügige Verwendung von eisenhaltigem Rasendünger im Garten. Bei der Düngung können nämlich Metallstäube punktuell in großer Menge verteilt werden und sich verstärkt an Fenstern in den unteren Etagen ablagern.

Werden die Metallstäube nicht in den folgenden Tagen durch Abwaschen entfernt – am besten mit Hilfe von Reinigungsmitteln, wie sie Experten wie Glaser und Fensterbauer verwenden –, können sich diese hauptsächlich an den unteren Profilen festsetzen und die Gelbverfärbung verursachen.

Inzwischen hat man herausgefunden, dass gelbe Flecken auch ohne Einwirkung von Eisenstaub entstehen können. Und zwar durch die Überdosierung von Haushaltsreinigern, die bestimmte Substanzen enthalten.

Problem Konzentrat

Eine solche Überdosierung geschieht heute leicht, denn die neue Generation von Haushaltsreinigern und Spülmitteln wird oft als Konzentrat verkauft. Gibt man dann zuviel davon in zu wenig Wasser, wird es unangenehm. Und sind dann noch Zusätze wie Orangen-, Zitronen- oder Pfefferminzgeschmack enthalten, können diese sauren Stoffe die PVC-Oberfläche des Fensterrahmens angreifen.

Befindet sich in den Reinigungsmitteln gar Ammoniak und/oder Benzylalkohol, ist eine Zerstörung der PVC-Oberfläche im Mikrobereich fast zu erwarten. Speziell Benzylalkohol oxidiert mit Sauerstoff zu Benzaldehyd, was sich mit Hart-PVC nicht gut verträgt. Bei ammoniakhaltigen Reinigern verhält es sich so, dass im Falle einer Überdosierung und – wenn der mit diesem Mittel geputzte Fensterflügel geschlossen wird – die chemische Substanzen zwischen Flügelprofil und Blendrahmenanschlagdichtung eingeschlossen sind und dann mit dem PVC reagieren.

Die Folge: kleine Aufquellungen am Flügelprofil, die wegen der Dichtungsanlage wirken, als seien sie mit dem Lineal gezogen. Diese Erhebungen treten meist zeitlich vor der Gelbverfärbung auf und sind klares Indiz für den Missbrauch oder eine Überdosierung von Haushaltsreinigern.

Nun stellt sich die Frage, wie man es schafft, dass die Fenster wieder schön weiß strahlen. Fest steht, dass sich die gelben Flecken nicht mit Haushaltsreinigern – besonders wenn sie Geschmacksstoffe, Terpene, Ammoniak oder Benzylalkohol enthalten – entfernen lassen. Hier muss der Profi ran. Nur durch Abschleifen der Oberfläche beziehungsweise durch ein abrassives Säubern der Profile können die betroffenen Fenster gereinigt werden. Im Anschluss erfolgt die Versiegelung der behandelten Oberfläche. Danach sind die Profile wieder so sauber, dass man sich drin spiegeln kann. Jürgen Sieber