Im Jahr 1955 gab es in ganz Baden-Württemberg lediglich fünf Golfclubs. Nur zehn Jahre nach Kriegsende waren die Menschen vorwiegend damit beschäftigt, sich eine neue Existenz aufzubauen und der jungen Republik neuen Schwung zu verleihen.


Unter massiver Hilfestellung einiger Industrieller aus dem Zollernalbkreis, einer sehr begrenzten Anzahl von Golfinteressierten und der Stadt Hechingen als Verpächter eines zunächst rund 20 Hektar großen Geländes – damals meist Wacholderheide samt Schafweide – konnten zunächst neun Spielbahnen entstehen. Künstliche Hindernisse wie Teiche oder Sandbunker waren noch weitgehend unbekannt. Dafür hatte man mit vielen stacheligen Wacholderbüschen und den Hinterlassenschaften der dort weidenden Schafe zu tun. Die damals naturbelassenen Grüns – heute quasi der Augapfel jedes Greenkeepers – wurden seinerzeit einfach mit dem Handmäher gestutzt.
Golfsport-Gesundheit - Geselligkeit
Das Clubhaus – eher eine bessere Hütte – diente als Treffpunkt und Basis für fröhliches Beisammensein.
Schon damals waren die drei „G‘s“ entscheidend für den weiteren Erfolg: Golfsport, Gesundheit und Geselligkeit.
An überregionale Turniere war noch lange nicht zu denken. Man spielte Freundschaftsspiele und gab montags den Balljungen, genannt Caddies, – zumeist Jugendliche aus Hechingen, die ihr Taschengeld aufbessern wollten – die Gelegenheit zu einer Runde.
Ab dem Jahr 1957 wurde der „Prinz Louis Ferdinand von Preußen“- Preis mit einem Pokal ausgespielt und noch viele Jahrzehnte fortgeführt. Dieser Pokal war so bedeutend, dass die Caddies an diesem Tag sogar schulfrei bekamen, heute undenkbar.
300 Mitglieder Anfang der 80er Jahre

So wuchs der Verein stetig weiter und erreichte Anfang der 80er Jahre etwa 300 Mitglieder, die damals noch eher einer Elite zugehörten.
Mit den Jahren wuchsen aber auch die Wünsche, und Golf erfuhr mit den internationalen Erfolgen von Bernhard Langer, dem Aushängeschild des deutschen Golfsports, eine breitere gesellschaftliche Bedeutung.
Greenkeeper und Personal im Sekretariat wurden benötigt, es entstand in der Folge sogar eine Warteliste von mehreren Hundert Interessierten. Eine weitere Expansion schien nur möglich durch eine Erweiterung auf 18 Spielbahnen, dem inzwischen üblichen internationalen Standard.
So konnte schließlich durch weitsichtiges und unternehmerisches Handeln der damaligen Vorstandschaft und unter Einschaltung eines weiteren Verpächters im Sommer 1993 die Spielfreigabe der neuen Bahnen 7-15 gefeiert werden. Mit den nun hinzukommenden neuen Mitgliedern musste aber auch die vorhandene Infrastruktur dem wachsenden Bedarf angepasst werden. Konsequent wurde daher ein neues Clubhaus in Angriff genommen und konnte bereits Mitte der 90er Jahre fertiggestellt werden. Weitere Projekte folgten, so der Bau einer neuen Driving Range – die „alte“ war eine ständige Gefahrenquelle für Spieler auf anliegenden Spielbahnen – und die Errichtung eines Kurzspielplatzes für effizientes Training, oder die Gestaltung neuer Greens und größerer Bewässerungsteiche.
Heute gibt es rund 860 Mitglieder
Heute verfügt der Golfclub Hechingen über etwa 860 Mitglieder, eine integrierte Gastronomie mit Terrasse und Blick auf das letzte Grün. Das Golfclub Restaurant versorgt sowohl Golfspieler als auch externe Besucher ganzjährig mit ausgesuchten Spezialitäten und bildet stets den passenden Rahmen nach einem Turnier oder einfach nach einer Golfrunde unter Freunden.
In der heutigen Zeit nun, muss sich der Club neuen Herausforderungen stellen. Da wäre an erster Stelle der Klimawandel, der automatische und computergesteuerte Bewässerungsanlagen erfordert und zukünftig noch mehr Speicherteiche benötigt, die überschüssiges Wasser auffangen und als „Quelle“ in trockenen Phasen im Hochsommer dienen können.


Renaissance für die Schafe
Aber auch die Schafe erleben wie vor 70 Jahren eine Renaissance. Manch ein Spieler oder Spaziergänger mag sich wundern, wenn er seit einiger Zeit wieder Schafe neben den Spielbahnen sieht, die die sogenannten „Roughs“ abweiden und für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen. Auch die Universität Freiburg ist gelegentlich auf dem Platz zu sehen, die mit einem viel beachteten „BioDivers“ Projekt Nachweise für Lebensräume schützenswerter Pflanzen und Tierarten liefert.
Schülerinnen und Schüler ante portas
Und eine weitere Spezies wird in den kommenden Wochen auf den Spielbahnen zu sehen sein. Schülerinnen und Schüler aus vier umliegenden Schulen (der Realschule Bisingen, der Jenaplan Schule Mössingen, dem Technischen Gymnasium Balingen sowie bereits seit Jahren dem Gymnasium Hechingen) schnuppern dann erstmals in den Golfsport und versuchen ihre ersten „Drives“ und „Puts“ auf dem Kurzgemähten und den Grüns. Denn beides darf nicht aussterben: Die bestehende Fauna und Flora zum Schutz einer intakten Natur, aber auch der spielerische Nachwuchs für den Golfclub, damit sich auch noch in weiteren 70 Jahren viele am Spiel und der malerischen Landschaft am Fuße der Schwäbischen Alb und der Burg Hohenzollern erfreuen können. Werner Eisele