"Deine Zukunft ist bunt." So lautet die Nachwuchsinitiative für das Maler- und Stuckateurhandwerk. Wir fragten bei Innungsobermeister Thomas Nill nach der aktuellen Situation in der Branche.
Neuester Stand
Immer auf dem neuesten Stand zu sein ist für den Innungsobermeister äußerst wichtig. So sei auch momentan wieder eine Werksbesichtigung bei einem Kollegen geplant. „Diese Termine sind fachlich für uns sehr bedeutsam, aber es ist auch wichtig, dass wir ab und zu einen gemeinsamen Ausflug machen, um unser Netzwerk wieder auf Vordermann zu bringen,“ so der engagierte Innungsobermeister.
Wird denn die Innung überhaupt von jungen Betrieben angenommen? „Ja, es gibt junge Handwerksbetriebe, denen wir dann auch gerne die Vorteile einer Mitgliedschaft in der Innung aufzeigen“, so Nill. An vorderster Stelle steht hier für ihn der Erfahrungs- und Informationsaustausch. Aber auch Vergünstigungen bei Versicherungen von Firmenautos und interessante Informationen von Seiten des Landesverbandes seien hier zu erwähnen. Dieser kümmere sich letztlich auch um technische Fragen und leiste Unterstützung bei der Betriebsführung, was durchaus hilfreich sein könne. „Die Experten haben einfach ein breites Know-how, einen guten Background und kennen die Finessen des täglichen Geschäftes“, so Nill.
Wärmedämmung
Viele Anfragen erreichen die Handwerker zum Thema Wärmedämmung. Laut Nill seien die Kunden nach wie vor spürbar durch die Energiekrise sensibilisiert und versuchen, energetisch so viel wie möglich aus den eigenen vier Wänden „herauszuholen“. „Die Kunden fragen schon frühzeitig an und machen sich viele Gedanken, sie planen einfach viel mehr vor, als dies in der Vergangenheit der Fall war“, so der Innungsobermeister. Da es ja auch einen Mehr wert für das Gebäude bringe, seien diese Gedanken nur mehr als nachvollziehbar, sagt Nill.
Schimmel vorbeugen
Im Sommer sei das Thema Schimmelbildung seltener der Fall – in den Wintermonaten dafür aber immer häufiger ein Thema. „Oftmals ist das Problem die hohe Luftfeuchtigkeit“, so Nill. Gerade in Altbauten hätte man bauzeitbedingte Wärmebrücken, die oftmals eine Schimmelbildung mit sich brächten. Dafür gebe es dann entsprechende Dämmmaßnahmen, um diese loszuwerden.
Natürliche Materialien
Mit den sogenannten „wohngesunden Produkten“ könne man auch präventiv etwas gegen Schimmel machen. Zum Beispiel gebe es mineralische Dämmplatten, so der Fachmann. „Auch mineralische Farben und Putze an Decken und Wänden werden vermehrt nachgefragt. Bei Lackierarbeiten im Innen- und Außenbereich kommen wasserverdünnbare Lacke zum Einsatz. Lösemittelhaltige Produkte gibt es so gut wie gar nicht mehr“, so Nill. Der Vorteil hier sei, dass es im Innenbereich zu nahezu keiner oder sehr geringer Geruchsbelastung komme. Das Angebot an konservierungsmittelfreien Farben und Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen, von der Farbe bis zum Bodenbelag, sei sehr groß.
Ungewolltes Graffiti
Laut Nill sei Graffiti kein Tübingen-spezifisches Problem, wobei er sich schon wundern muss. „Kaum war der Lastenaufzug vom Schwäbischen Tagblatt in der Uhlandstraße lackiert, war er zwei Tage später schon wieder verschmiert.“
Das A und O laut Nill sei bei der Entfernung von Graffiti, dass es schnell gehen müsse. „Es gibt einige Methoden, von simpel bis aufwändig. Mit Hilfe einer modernen Farbmesstechnik, die den Farbton des Bestands sehr genau bestimmt, gibt es die Möglichkeit, Teilbereiche einer Fassade zu überstreichen und auszubessern“, erklärt Thomas Nill.
Nachwuchs
„Fast jeder Betrieb sucht händeringend Azubis und Lehrlinge“, so Nill. Die meisten Betriebe ließen nichts unversucht, um an Fachkräfte zu gelangen. „Was ich den jungen, interessierten Menschen am liebsten rate: Macht ein Praktikum. Das ist eine tolle Sache und man bekommt den besten Einblick in den Maler- und Lackierer-Beruf. Und sieht erst mal, was ein Maler tagsüber alles macht, um dem Klischee entgegenzutreten, dass er den ganzen Tag nur streicht“, sagt Nill und lacht.
Ein Tipp, den der Innungsobermeister noch hat: Wenn man sich eine Photovoltaik-Anlage installieren lasse, stehe bereits ein Gerüst am Haus. Dies könne man im gleichen Atemzug auch dazu nutzen, die Fassade renovieren zu lassen. So spare man sich doppelte Gerüstkosten. Simone Maier