Von Iris Ruoss
Freitag, 12.30 Uhr: Die Tür zum „Heaven Underground“ in der Göppinger Grabenstraße 11 öffnet sich und die Menschen strömen. Alte und Junge, Frauen und Männer kommen ins Untergeschoss. Man kennt sich, das wird schnell klar. An den Tischen gibt es teilweise schon eine Stammbelegung. Das Hilfsprojekt Heaven Underground wurde vor zwölf Jahren von einem Göppinger Ehepaar auf die Beine gestellt, helfen statt wegschauen war die Devise, sich um die kümmern, die von der immer weiter klaffenden Schere zwischen Arm und Reich besonders betroffen sind.
Der Bedarf nach Gesprächen ist groß
Vor zehn Jahren haben sich die Volksmission, die Baptistische Gemeinde, die Adventgemeinde Göppingen und die Christliche Gemeinde Albershausen zusammengetan und den Verein gegründet. Als Streetworker versteht man sich.
Freitags ist Großeinsatz für die rund 15 Helfer. Ab 8 Uhr werden die Lebensmittel bei verschiedenen Supermärkten abgeholt, sortiert und dann geht es ans Kochen. Bis zu 80 warme Essen werden freitags serviert und serviert ist wörtlich zu nehmen, denn die Gäste werden selbstverständlich bedient. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen und obendrauf noch eine große Tasche voller Lebensmittel zum Mitnehmen. Das Projekt läuft, viele sind Stammgäste, manche kommen nur sporadisch. „Ich freue mich immer auf den Freitag“, sagt eine alte Dame, die strahlend lächelt und immer wieder von Menschen, die ins Heaven Underground strömen, umarmt wird.
Heaven Underground steht nicht nur für Essensausgabe, sondern ist sozialer Treffpunkt, der Platz wo man unter Menschen sein kann, wo andere sind, die Verständnis für die schwierige Lebenssituation und immer ein offenes Ohr haben. „Unsere Arbeit basiert auf drei Säulen“, erklärt erklärt Vereinsvorsitzender Bernd Eppinger. Mit den Lebensmitteln werden die Grundbedürfnisse befriedigt, es gibt Raum für Begegnung und Gemeinschaft, die abendliche Andacht soll die religiöse Seite zum Klingen bringen. Als Eppinger mit der sozialen Arbeit begann, musste er sich erst einmal einfinden und Anknüpfungspunkte für Gespräche suchen. Jetzt läuft es wie von selbst.
Heaven Underground ist wie eine große Familie
„Mittlerweile sind wir wie eine große Familie“, sagt Eppinger und er bezieht nicht nur die ehrenamtlichen Helfer ins „Wir“ mit ein, sondern auch die vielen Besucher und Bedürftigen, die jeden Freitag kommen. Längst kennt Eppinger auch Einzelschicksale, Menschen, die etwa durch einen Schicksalsschlag den Boden unter den Füßen verloren und nie wieder Tritt gefasst haben.
„Eine Mischung aus dem Bewusstsein etwas Sinnvolles zu tun und dem Spaß an der ehrenamtlichen Arbeit“, nennt Bernd Eppinger seinen Antrieb für den sozialen Einsatz. Viele der Helfer sind schon von Anfang an dabei. Anfangs wollte man halt mal schauen, vielleicht mal mithelfen, jetzt ist der Freitag längst fester Termin im den Kalendern der Helfer. Seit einiger Zeit ist auch Dienstag abends geöffnet. „Das Bedürfnis nach Gesprächen ist groß“, begründet Bernd Eppinger den zweiten Öffnungstag.