Fast sechs Meter breite Flure mit Feinsteinzeug-Bodenfliesen, wie sie vor 50 Jahren verbaut wurden. Weite Treppen, Wände aus Klinkersteinen. Die sanierte Helmut-Rau-Schule versprüht den Charme der Vergangenheit und ist in den Bereichen Energie, Brandschutz, Fluchtwege und Ausstattung gleichzeitig modern. Als „großzügig, hell und qualitativ hochwertig“ beschreibt Rektorin Christine Kuhn das gleich einem Campus aus mehreren Gebäuden, Park und Sportflächen gestaltete Schulgelände. Um auch pädagogisch zukunftsorientiert aufgestellt zu sein, wurden Fachbereiche gestaltet. Klassenzimmer gibt es nur bis zur sechsten Klasse. „Damit bereiten wir bereits auf die Gegebenheiten in weiterführenden Schulen vor“, erläutert die Rektorin. 2012 hatte es erste Überlegungen zur Schulsanierung gegeben. Nach intensiven Auseinandersetzungen über mehrere Jahre entschied man sich, so Bürgermeister Damian Komor, „gegen Flickschusterei und für die grundlegende Sanierung“, um auch energetisch und brandschutztechnisch auf neuestem Stand zu sein. Man besichtigte mehrere Schulen und traf schließlich zwei grundlegende, und wie sich herausstellte, goldrichtige Entscheidungen.
Ein Schulbauausschuss wurde gegründet, der schnell Entscheidungen treffen konnte, ohne dass der gesamte Gemeinderat einberufen werden musste. Und man beauftragte keinen externen Dienstleister, sondern Ortsbaumeister Volker Heiden mit der Projektsteuerung. Vier Jahre lang kümmerte sich der gelernte Bautechniker um wirklich alles auf der Baustelle. Er war Ansprechpartner für das Architekturbüro, die Schule, die Gemeinde und die Baufirmen, sorgte dafür, dass die 27 Gewerke wie zuverlässig aufeinander abgestimmte Zahnräder ineinander griffen, half aber auch weiter, wenn während der Bauzeit etwa eine Heizung ausfiel. „Einen Besseren hätten wir nicht finden können“, sagen Kuhn und Komor übereinstimmend. Und der Bürgermeister ergänzt: „Wir sind megastolz, mit der Schule ein Projekt in dieser Größenordnung fertiggestellt zu haben, das trotz der Herausforderungen durch die Corona-Krise und Lieferengpässen durch den Ukraine-Konflikt weniger kostete als angenommen.“ 17,4 Millionen Euro hatte man veranschlagt. Am Ende waren es zwar 18,2, aber durch einen weiteren Zuschuss in Höhe von einer Million Euro gab die Gemeinde 200.000 Euro weniger aus.
Mannigfach waren die Herausforderungen während der Bauzeit. Schüler und Lehrer mussten mehrmals umziehen von der Grundschule in den Kindergarten, von der Realschule in die Grundschule, später in Container und wieder zurück. Die Wege auf dem Gelände mussten abgesichert werden. „Vier Jahre lang haben wir ja auf der Baustelle gelebt“, sagt Christine Kuhn. Trotzdem habe niemand gejammert. „Alle haben mitgezogen und das Projekt Schulsanierung zu ihrem eigenen gemacht“, freut sich Bürgermeister Komor. Dass man gemeinsam etwas Schönes schaffen wollte, zeigt sich auch in der Ausgestaltung der Gebäude. So haben sich die Schüler zusammen mit dem Bereich Bildende Kunst selbst Gedanken gemacht, wie sie die einzelnen Fachbereiche verschönern können.
So ist im Bereich Technik Albert Einstein mit seiner berühmten Formel E=m2 abgebildet und im Bereich Biologie eine Weltkugel mit Tieren und Pflanzen, die von zwei schützenden Händen gehalten wird. Apropos: Nachhaltigkeit ist in der Schule ein ebenso großes Thema wie die Vermittlung von Verbraucherbildung, wofür die Schule vor kurzem ausgezeichnet wurde. „Die Bäume wachsen, die Wände werden bunter und Leben zieht in die Räume“, freut sich Volker Heiden über sein erstes Großprojekt, das nun fertiggestellt ist. Claudia Linz
Zahlen auf einen Blick
• Bauzeit: von September 2019 bis Juni 2023
• Kosten: 18,2 Millionen Euro
• Fördermittel: 5,4 Millionen Euro
• Nutzfläche: 5968 Quadratmeter
• Gesamter Bruttorauminhalt: 34.397 m³ bei allen Gebäuden
• 32,3 km Stromkabel und etwa 6,3 km Datenkabel
• 1280 m² Dachsteine
• Sämtliche technische Gebäudeausstattung (Strom, Wasser, Heizung etc.) erneuert
• 90 Prozent Baubestand (Rohbau, tragende Wände, Dach) erhalten
• Ausbau, Möbel und Ausstattung weitestgehend neu
• 2700 m² Kautschuk-Bodenbelag
• 127 Innentüren und 165 Außenfenster erneuert
• Barrierefreiheit über 70 Prozent
• 600 Schüler, davon rund 200 Grund- und 400 Realschüler
• Kollegium aus 50 Lehrern
Buntes Programm
Mitmachangebote, Bühnenprogramm und Führungen.
Mit einem Schulfest wird am Sonntag, 21. Juli, von 11 bis 16 Uhr die Fertigstellung der Helmut-Rau-Schule in Mainhardt gefeiert. Führungen, Mitmachangebote, ein Bühnenprogramm und natürlich die neue Schule selbst sollen die Besucher neugierig machen. Besonders freut sich Rektorin Christine Kuhn über die Schul- und Gemeindebücherei, die mit über 6000 Medien eine „sehr große Auswahl bietet“.
Durch die Schule führen Bürgermeister Damian Komor und Ortsbaumeister Volker Heiden, der bei technischen Fragen detailliert Auskunft geben kann. Besucher können durch die Gänge schlendern, sich die Fachräume und eine Kunstausstellung ansehen. In der Grundschule ist Stabpuppentheater zu sehen. Auf der Bühne werden Sketche dargeboten. Der Chor der Grundschule singt, die Zumba-AG zeigt eine Show und Schülerinnen führen einen Tanz auf.
Das Mitmachprogramm reicht vom Barfußpfad über Experimente bis hin zu Workshops und römischen Kinderspielen. Es gibt Bastel- und Maltische, einen Mitmach-Zirkus, eine Spielstraße, einen Rollbrettparcours und Torwandschießen. Wer möchte, kann Buttons herstellen, sich schminken oder mit einem Kindertattoo schmücken lassen.
An der Druckmaschine der Schüler-mit-Verantwortung (SMV) werden Taschen und T-Shirts mit dem Schullogo bedruckt. dia