Christian Bried von PEG Ulm und Architekt Stefan Rapp: Eine ganze Stadt im Regal
Sonderveröffentlichung

Hier lebe ich - Söflingen Christian Bried von PEG Ulm und Architekt Stefan Rapp: Eine ganze Stadt im Regal

Ein innovatives und nachhaltiges Projekt ist das Stadtregal in Söflingen: eine Stadt in der Stadt. Ganze acht Auszeichnungen gab es für die kreative Umnutzung einer Industriebrache. Bestechend ist neben der Architektur auch die Lage.

Mit dem Stadtregal wurde ein ganz neues Stadtquartier geschaffen. Foto: PEG/Martin Duckek

22.02.2022

Was einst die Fertigungshalle des Magirus-Werks 2 war, ist heute das Stadtregal. Geplant wurde die Umnutzung der Fabrikhalle aus den 1960er-Jahren im Jahr 2004. Von 2006 bis 2012 wurde die Industriebrache in fünf Bauabschnitten Stück für Stück zum Stadtregal umgebaut.Aus einem profanen Gebäude etwas Neues gemachtChristian Bried, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft Ulm (PEG) fasst die Projektidee zusammen: „Wir haben praktisch jedes Jahr einen Bauabschnitt gemacht“, blickt Bried auf die zwischen 2006 und 2012 entstandenen fünf Bauabschnitte. „Die Bauabschnitte sind an baulichen Zäsuren abzulesen, am deutlichsten erkennbar aus der Vogelperspektive: In den langgezogenen Fabrikkörper wurden Schneisen eingezogen, die rechtlichen Vorgaben wie dem Brandschutz sowie einem Mehr an Belichtung dienen. Wir haben aus einem sehr profanen Gebäude etwas Neues gemacht. Wir haben das Gebäude umgenutzt und durch einfache, aber effektive Maßnahmen ein neues Stadtquartier geschaffen. Es wurden Baugrundstücke auf den Etagen entwickelt. Die Käufer konnten ihre Einheiten individuell gestalten.“ Dies führt zu der Namensgebung Stadtregal: „Ein Regal ist ein Gerüst mit verschiedenen Schubladen. In jeder ist etwas anderes drin“, äußert Stefan Rapp vom Architektenteam. Die Schubladen im Stadtregal sind ganz unterschiedlich gefüllt.

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Von 60 bis 750 Quadratmeter

Es ist eine Stadt im Regal mit Arbeiten, Freizeit, Kultur und Verkehr“, bringt Architekt Rapp den Loft-Mix auf den Punkt. Er selbst hat sein Büro im Stadtregal. Beim Gang durch die Räumlichkeiten mit hohen Decken wird klar, dass der Industriecharakter beim Umbau erhalten blieb. „Der Raum ist so etwas wie eine Architekturfabrik.“ Die Trägerkonstruktionen aus Beton sind sichtbar. Markierungen für Gabelstapler sind noch zu sehen, ebenso wie Gebrauchsspuren und ein kleines Graffiti. Die Betonträger sind das erhalten gebliebene Skelett, an welchem die Einteilung der Einheiten ausgerichtet wurde. „Die Stützen geben das System vor. Eine Grundeinheit hat 120 Quadratmeter. Die Einteilung der Einheiten war variabel, die kleinste hat 60 Quadratmeter und die größte 750“, bemerkt Rapp. Das Belassen der Betonstrukturen hat Produktionsenergie gespart – einer der Nachhaltigkeitsaspekte des Projekts. „Zudem haben wir uns für den nachwachsenden Rohstoff Holz entschieden, was die Zwischenebenen und Aufbauten angeht – damit waren wir unserer Zeit voraus“, betont Rapp und deutet auf die Fassade: „Hier haben wir eine Glas-Holz-Ständer-Fassade. Das Ganze ist mit robusten, industriemäßigen, erschwinglichen Materialien gestaltet, von denen wir ja jede Menge verbaut haben. Neben der gewollten Industrieoptik ergab sich der Vorteil, dass die Einheiten für Käufer relativ günstig waren.“

Aufwertung durch die Blauterrassen

Wie in einer Stadt ist aufgrund der Nutzungsmischung die ganze Zeit etwas los im Stadtregal. „Von morgens bis nachts sind Leute hier“, unterstreicht Rapp. Und: „Die Lebensqualität ist hoch hier, nicht zuletzt auch wegen der guten Infrastruktur.“ Zum Blautal-Center und in die Blaubeurerstraße sind es nur wenige Gehminuten, ebenso zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Verbindung zum Blautal-Center ist ein Steg über die Blau – er wurde im Zug der Anlage der Blauterrassen angebracht.

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Christian Bried, Geschäftsführer PEG (links) und Architekt Stefan Rapp. Foto: Starzmann
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Im Stadtregal kann man wohnen ...
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... und arbeiten
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Hier werden neue Ideen entwickelt.
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Das Innenleben des Stadtregals. Fotos: Armin Buhl

Die Blauterrassen schließen an die Freiflächen entlang der Nordfassade des Stadtregals an. Die Flusslandschaft war mit ein Grund, die Nordseite zur Hauptseite des Stadtregals zu machen. Zudem wurde mit dem Projekt Blauterrassen die Blau erlebbarer gemacht. Menschen aus dem Stadtregal finden hier wie alle Passanten Aufenthaltsqualität. „Im Rahmen des Sanierungsgebiets Stadtumbau West kamen die Blauterrassen“, weist PEG-Geschäftsführer Bried auf die Stufen zur Blau hinunter, dem Hauptmerkmal der Blauterrassen. Sitzend oder liegend lässt sich hier wunderbar Erholung finden, was auch viel und gern genutzt wird. Petra Starzmann

Info Bei der PEG ist ein Buch über das Stadtregal erhältlich. Darin gibt es reichlich Bildmaterial und Texte von Carmen Böhm, sie geben ein umfassendes Bild von dem innovativen Projekt.