Hall: Zwischen Sieder und Schlager muss sich der OB politisch positionieren
Sonderveröffentlichung

Hier sind wir zu Hause Hall: Zwischen Sieder und Schlager muss sich der OB politisch positionieren

Rund 200 Gäste kommen am Dienstag zur Leseraktion und genießen das Angebot für groß und klein

Wer am lautesten Schreit und am meisten Applaus erhält, gewinnt den Malwettbewerb. Fotos: Ufuk Arslan

20.07.2023

Im Schatten der Bäume am Haalbrunnen stellen sich die jüngsten Zuschauer auf die Bänke, während der Kleine Siedershof einmarschiert. Sie trommeln, sie spielen Querflöte und tanzen dazu. Knapp 200 Besucher sind bei der Leseraktion dabei, zu der die Südwest Presse Hohenlohe mit Haller Tagblatt, Hohenloher Tagblatt und Rundschau Gaildorf für Dienstag eingeladen hat. Der Abend zu „Hier sind wir zu Hause“ wird zu einem Fest für die ganze Familie. Während Biergarten-Pächter Paul Bonin mit seinem Team die Gäste bewirtet, amüsieren sich die Kinder auf der Hüpfburg oder drehen am Glücksrad. Schlagerstar Carmen Lehmann unterhält die Gäste bei freiem Eintritt. 

„Wir freuen uns außerordentlich, dass wir mit unserer Leseraktion endlich mal in Schwäbisch Hall sein dürfen“, sagt Geschäftsführer Thomas Radek. Es sei eine besondere Ehre, dass auch der Kleine Siedershof mitwirkt. Seit 2011 gibt es die Aktion, immer wechselnd in den Kommunen im Verbreitungsgebiet der Tageszeitungen. „Der Erfolg hat uns ermutigt, die Aktion fortzusetzen. Dieses Mal fokussieren wir uns voll auf die Stadt Hall“, so Radek. 

Am liebsten mit dem E-Up

Bereits im Vorfeld hatte die Zeitung dazu aufgerufen, Fragen einzureichen. 59 kamen an. Redaktionsleiter Dr. Marcus Haas nutzt einen Teil davon, um Oberbürgermeister Daniel Bullinger beim Live-Interview aus der Reserve zu locken. So erfahren die Gäste auch einiges Privates vom hochgewachsenen Stadtoberhaupt, der seit 2021 im Amt ist. Etwa, dass er angelt und – wenn es die Zeit zulässt – bei den alten Herren in seinem Wohnort Oberrot kickt, von wo er erstmal nicht wegziehen will. Dass er keinen Dienstwagen nutzt, sondern privat mit einem Ford Fiesta fährt. Dienstlich nehme er am liebsten einen ElektroVW-Up aus dem Pool. 


Aber auch zu politischen Fragen muss sich der 38-Jährige positionieren – auch wenn er das in einigen Punkten nicht will. Redaktionsleiter Haas bohrt immer wieder nach. Bullinger zieht zunächst ein positives Fazit seiner bisherigen Amtszeit. Viele wichtige Entscheidungen seien getroffen worden, etwa der Neubau der Grundschule Hessental. Da hakt Haas direkt ein: „Entschuldigung: Sie haben sich aber nicht durchsetzen können!“ Denn vom OB war vorgeschlagen worden, eine kleinere Schule zu bauen, stattdessen Kinder aus dem Sonnenrain in die Kreuzäckergrundschule zu schicken. Das hat der Gemeinderat jüngst klar abgelehnt. 

Nicht die einzige Sache, die gegen den OB-Willen geendet ist. Die Übernachtungssteuer wurde etwa nach Einwänden der Hoteliers durch den Rat wieder kassiert. „Fachlich haben wir keine Fehler gemacht“, meint Bullinger. „Es gab Fallstricke, die hatten wir nicht auf dem Schirm.“ Diese wären bei einem Austausch mit den Hoteliers früher aufgefallen. Haas konfrontiert den OB auch mit kritischen Stimmen in Hall, die behaupten, er zeige „noch ein bisschen zu wenig Profil“, es fehle ihm an Dynamik und Entscheidungsfreude. Bullinger weist das zurück, nennt als Gegenbeispiel umfangreiche Tagesordnungen im Rat mit großen Themen. Dann ergänzt er: „Ein Politiker hat mal gesagt: Wer zu viele Visionen hat, muss zum Arzt. Das wird man bei mir nicht finden.“ Angelehnt ist diese Äußerung an ein jahrzehntealtes Zitat von Helmut Schmidt. 

Zur finanziellen Lage rechnet der OB vor: 63 Millionen Euro betrugen die Schulden in den Eigenbetrieben, was umgerechnet 1510 Euro pro Haller Bürger ausmache. Sparpotenzial sieht er durch Kürzungen der Etats, aber auch durch Einzelmaßnahmen, beispielsweise die Schließung von öffentlichen Toiletten, von denen es elf in der Altstadt gibt. „Wie viele denn“, will Haas wissen. Doch Bullinger bleibt unkonkret. „Das Konzept wird gerade erarbeitet.“


Ähnlich ist das bei der Frage zur Situation in städtischen Kitas, wo rund 40 Erzieherstellen nicht besetzt sind. Neben Spanien hat sich die Stadt offenbar weitere Länder ausgeguckt, um Fachkräfte anzuwerben. Die Vorgespräche sind laut OB weit vorangeschritten. Bloß: Er nennt sie auch auf Nachfrage von Haas nicht.

Parkgebühren können steigen

Bei der Schnell-Frage-Runde positioniert sich Bullinger zu manchen Themen aber konkret. Beim Weilertunnel bevorzugt er die Lösung mit einer Röhre. Den Stadtnamen könne man auch auf Hall ohne Schwäbisch davor reduzieren. Er wäre auch dafür, die Innenstadt komplett für den Verkehr zu sperren - also nicht nur an Wochenenden nach Ladenschluss. Kitagebühren komplett zu streichen, sei mit Blick auf Steuerzahler nicht fair. Weil es aber ebenso eine Frage der Kalkulation ist, sei es aus seiner Sicht vertretbar, die Parkgebühren noch weiter zu erhöhen. Thumilan Selvakumaran

Je 250 Euro für Kitas Katharina und Pfiffikus

Toni Lauterbach hat allen Grund zur Freude: Das Bild des städtischen Kinderhauses Katharina, an dem der Fünfjährige mitgewirkt hat, erzielt lautstarken Applaus bei der Aktion auf dem Haalplatz. Es ist Teil des Malwettbewerbs, den die drei Tageszeitungen ausgelobt haben. Zu sehen sind viele Kinderhände, die bunt bemalt sind.

Vier Beiträge sind in der Endausscheidung. Per Schallmessgerät wird der Applaus gemessen. Auf rund 112 Dezibel kommt der Beitrag aus dem Kinderhaus Katharina. SHO-Geschäftsführer Thomas Radek überreicht dafür 250 Euro. Laut Kita-Leiterin Gabriele Aniol-Dietrich fließt das Geld in eine neue Matsch-Küche.

Minimal lauter war der Beifall beim Beitrag für die Kita Pfiffikus – mehr als 113 Dezibel. Die Kinder haben mehrere Häuser gemalt, wo sie sich wohlfühlen, sagt Leiterin Theresia Röger. Für 250 Euro kann jetzt Baumaterial für die Konstruktionsecke gekauft werden. Der WaldorfKindergarten und der Waldkindergarten erhalten jeweils 125 Euro.