Die Achterbahn folgt ihrer Spur. Und der Trauernde muss mit. Sie bestimmt, wo das Leben langgeht. Dieser Teil fühlt sich gar nicht nach einem selbst an. Man erkennt sich in vielen Situationen nicht wieder. Doch dieser neue Bestimmer ist nichts Fremdes. Er ist ein Teil des Ichs, der durch den Schicksalsschlag wachgerüttelt wurde. Ein Teil, der einen bis zum Lebensende begleiten wird. Je besser man ihn kennenlernt, desto besser geht es einem.
Oft versteht man sich in Trauer selbst nicht. Man hat es nicht gelernt, mit der eigenen und mit fremder Trauer umzugehen. Man ist sich und anderen ein Rätsel. Als spräche man eine neue Sprache, die man nicht versteht. Die Trauersprache ist so individuell wie der Mensch. Die Ursache findet sich in einer Mischung aus dem Schicksalsschlag, dem eigenen Umgang mit der Trauer und den Lebensumständen.
So hat ein Trauernder mit Kindern andere Themen als jemand ohne Kinder. Betroffene, die ihr Kind verloren haben, sprechen eine andere Trauersprache als jemand, der ein Elternteil verloren hat. Emotionale Menschen haben einen anderen Weg, mit Trauer umzugehen, als rationale Menschen.
Es gibt Tausende verschiedener Trauersprachen – allein auf Deutsch. Manchmal passen sie zusammen, meist aber leider nicht. Dabei ist es wichtig, jemanden mit gleicher Trauersprache zu finden. Verständnis im Außen fühlt sich nänlich einfach gut an. Für Trauernde ist dieses Verständnis aber noch viel mehr.: Wenn man jemanden im Außen hat, der die gleiche Trauersprache spricht, dann ist das wie ein Spiegel, um sich selbst in Trauer besser kennenzulernen. Verständnis im Außen schafft Verständnis im Inneren.
Man lernt sich neu kennen und kann besser sagen, was gut und was weniger gut für einen ist, Es ist ein Weg, der einen besseren Umgang mit der Trauersituation zeigt und der Heilung die Tür öffnet.
Menschen, die ihre Trauersprache kennengelernt haben, berichten rückblickend, dass sie sich reich beschenkt fühlen. Sie sprechen von klareren Lebenszielen, fühlen einen ganz neuen Selbstwert und eine neue Selbstliebe. Alles, was im eigenen Leben unwichtig oder unecht war, wurde über Bord geworfen. Der eigene Weg ist klarer und purer.
Die Trauer bleibt, denn es bleibt ja auch die Liebe für den Verstorbenen. Doch die Farbe und Wucht der Trauer verändern sich. Neben ihr wird ein „Danke, dass Du in meinem Leben warst!“ immer größer, bis es im Vordergrund stehen darf.
Mit großem Glück ist der Mensch, der die eigene Trauersprache spricht, im eigenen sozialen Umfeld zu finden. Dies ist aber eher die Ausnahme. Oftmals findet man sie woanders. So kann es helfen, Trauergruppen zu besuchen, die vielerorts angeboten werden.
Eine weitere Möglichkeit: Die Gründer von trosthelden. de haben zum Beispiel zusammen mit Experten aus der Trauerbegleitung und der Psychologie ein System erarbeitet, das genau dieses Zusammenkommen möglich macht: Es bringt Gleich und Gleich als Trostpartner zusammen, um der Trauer gemeinsam und auf Augenhöhe zu begegnen.
Die Erfahrung zeigt, dass eine ganz neue Art der Freundschaft entsteht. Trostpartner werfen sich in dunklen, traurigen Momenten Rettungsringe zu, um nicht unterzugehen. Sie gehen gemeinsam durch die Trauer und schenken einander Hoffnung. ots