Sonderveröffentlichung

Jahresrückblick Votum gegen Naturzerstörung: Aichelberger begraben Gewerbegebiet

Bürgerentscheid: An der A8 scheitert nach sechs Jahren eine Planung für 13 Hektar wegen zukünftiger Schäden an Landschaft, Flächenfraß, Ackerböden und Natur

Protestplakat an der Landschaft, die zugebaut werden sollte: Beim Bürgerentscheid am 21. Mai sagte Aichelberg Nein zu einem interkommunalen Gewerbegebiet an der A8. Foto: Giacinto Carlucci

30.12.2023

Der Bürgermeisterin der finanzschwachen Gemeinde Aichelberg, Heike Schwarz, tat es „in der Seele weh“: Am 21. Mai votierten die Bürger mit 367 zu 293 Stimmen gegen ein Gewerbegebiet an der A8. Jäh endete eine Planung über mehr als sechs Jahre, die der Gemeinderat zur Zukunftssicherung anstrebte, an der sich vier weitere Gemeinden beteiligt hätten und die auch die Region wollte: für größere Betriebe, für Logistikunternehmen. Eine namhafte Spedition aus dem Kreis hatte vor dem Bürgerentscheid ihr Interesse bekundet.

Zuvor hatte schon Dettingen gegen ein Gewerbegebiet an der A8 gestimmt. Die Uhinger wollten keines, die Donzdorfer auch nicht. Die Weilheimer aber schon. Dort soll ein Gewerbegebiet von gleich mal 30 Hektar kommen, mit einer Brennstoffzellenfabrik. Hätte Aichelberg auch ja gesagt, wären nochmal 13,4 Hektar an der A8 dazugekommen.

Die Stimmung am Ort hielt man für günstig. Man hatte die Bürger ja Ende 2016 gefragt: Was sagt ihr zu den Plänen? Es kam kein Nein. Jetzt trat eine Bürgerinitiative auf. Mitstreiter kamen von außen. Darunter Wolfgang Daiber aus Holzhausen für die Landwirtschaft. Jetzt wurde hart diskutiert: über Flächenfraß, Ackerböden und Natur, Landschaftsverschandelung und dass ein Gewerbegebiet nichts bringe. Der fehlende Grunderwerb wurde ein großes Thema. Die Bürgermeisterin war zuversichtlich, ihn mit Flächentausch zu bekommen.

Vergeblich warb Planer Thomas Kiwitt von der Region für einen so günstigen Standort, abseits des Ortes. Aber die Aichelberger hätten auf eine Firmenlandschaft geblickt. Die Abgeordnete und Ministerin Nicole Razavi warb für eine „Riesenchance“: „Ohne Wachstum kein Wohlstand.“ Es half auch nichts, dass zuletzt noch eine Bürgerinitiative Pro Gewerbegebiet auftrat.
js