Sonderveröffentlichung

JOBBÖRSE 2023 Job-Börse der VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall: Jugendliche haben alle Möglichkeiten

Ausbildungsmarkt: Die Experten der HWK, der IHK und der Agentur für Arbeit berichten über Übernahmechancen, freie Stellen und Tipps zur Berufswahl

10.05.2023

HWK: ,,Übernahmechancen sind hoch"

Kerstin Lüchtenborg ist Leiterin der Berufsbildung bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Foto: HWK 
Kerstin Lüchtenborg ist Leiterin der Berufsbildung bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken. Foto: HWK 

Wie ist die derzeitige Lage auf dem Ausbildungsmarkt?

Trotz der aktuellen Krisen bilden die Handwerksbetriebe weiter aus. Derzeit sind die Auftragsbücher in den meisten Gewerken gut gefüllt und in einigen Bereichen werden Azubis händeringend gesucht. In Anbetracht des erhöhten Fachkräftebedarfs sind die Übernahmechancen nach der Ausbildung hoch. Diese Chance sollten sich Jugendliche nicht entgehen lassen. Bei den mehr als 130 Ausbildungsberufen im Handwerk ist für jeden etwas dabei. Und Handwerksberufe sind keinesfalls nur etwas für Jungs. Auch Mädchen bietet das Handwerk interessante, moderne und vielseitige Berufsperspektiven. Und was vielen nicht bewusst ist: Das Handwerk bietet tolle Verdienst- und Karrierechancen. Als Handwerksmeister oder Betriebswirt des Handwerks ist sogar ein Studium möglich. Handwerksazubis können im Rahmen des Programms ,,Go for Europe" schon während ihrer Ausbildung Auslandserfahrung sammeln.

Welche Aus- und Nachwirkungen haben die diversen Krisen der vergangenen drei Jahre?

Die Folgen der aktuellen Krise sind natürlich auch im Handwerk spürbar. Viele Betriebe haben mit Materialengpässen, Preissteigerungen und Unterbrechungen in den Lieferketten zu kämpfen. Auch die Energiekrise macht vielen zu schaffen. Vor allem energieintensive Gewerke wie etwa Bäcker leiden unter den hohen Preisen für Strom und Gas. Aktuell entspannt sich die Situation glücklicherweise wieder etwas und das Handwerk ist und bleibt ein zukunftssicherer Wirtschaftsbereich, der gebraucht wird. Gerade wenn wir an Klimaschutz und Energiewende denken, wird klar, das Handwerk ist unverzichtbar. Denn wir arbeiten daran, die Welt umweltfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten.

Ihr Tipp für Jugendliche, für die das Thema Berufswahl ansteht?

Praktika sind immer noch der allerbeste Weg für junge Menschen, um herauszufinden, ob der ausgesuchte Beruf Spaß macht. Ein tolles Angebot sind die Praktikumswochen Baden-Württemberg. Hier bekommen Schüler die Möglichkeit, in fünf Tagen fünf Unternehmen kennenzulernen. Die Praktikumswochen finden in den Pfingstferien und den zwei folgenden Schulwochen sowie in den Herbstferien und den zwei davorliegenden Schulwochen statt.


IHK: ,,Mehr als 1000 freie Stellen"

Claudia Scheunpflug, Mitglied der Geschäftsleitun und Leiterin Berufsbildung bei der IHK Heilbronn-Franken. Foto: IHK
Claudia Scheunpflug, Mitglied der Geschäftsleitun und Leiterin Berufsbildung bei der IHK Heilbronn-Franken. Foto: IHK

Wie ist die derzeitige Lage auf dem Ausbildungsmarkt?

Die Angebote sind aus Sicht der Bewerber gut. 2022 haben in der Region Heilbronn-Franken erstmals seit 2018 wieder mehr junge Menschen eine Ausbildung in Industrie und Handel begonnen. Aus Sicht der Unternehmen bleibt es aber nach wie vor schwierig, geeignete Bewerber zu finden. Vor allem im Bereich Handel öffnet sich die Schere zwischen Angeboten und Bewerbern. Unsere Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de ) verzeichnet aktuell mehr als 1000 freie Ausbildungsstellen mit Start 2023.

Welche Aus- und Nachwirkungen haben die diversen Krisen der vergangenen drei Jahre?

Wir erfahren aus den Betrieben, dass tatsächlich jetzt einige der Bewerber, die in den zurückliegenden Jahren nochmals auf Schulen gegangen sind, jetzt am Ausbildungsmarkt ankommen. Ansonsten stellen wir nach den Einschränkungen Corona-Pandemie während der wieder einen großen Bedarf an Berufsorientierung und Praktika fest. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Bewerber mit Defiziten aus den Schulen kommen und in ihrem Level den Vor-Corona-Jahren hinterherhinken.

Ihr Tipp für Jugendliche, für die das Thema Berufswahl ansteht?

Sie sollten die Angebote nutzen, vor allem die regionalen Berufsorientierungsmessen, wie die Job-Börse der VR Bank, die Praktikumswochen Baden-Württemberg oder auch die einzelnen Angebote in den Schulen, um mehr über Ausbildung und berufliche Möglichkeiten zu erfahren. 


BA: ,,Die eigenen Stärken herausfinden“

Carsten Schäfer, Berufsberater Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. FOTO: AGENTUR FÜR ARBEIT
Carsten Schäfer, Berufsberater Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. FOTO: AGENTUR FÜR ARBEIT

Wie ist die derzeitige Lage auf dem Ausbildungsmarkt?

77 Prozent der Azubis wurden 2022 laut IAB (Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung) nach ihrem Abschluss übernommen, das zeigt den hohen Bedarf der Arbeitgeber. O-Töne von manchen Unternehmen bei Betriebsbesuchen bestätigen die wachsende Bereitschaft, bei den Anforderungen Zugeständnisse zu machen: „Wir nehmen alle Ausbildungssuchenden" (Maschinen- und Anlagenführer), ,,Wer schaffen will, bekommt eine Chance" (Kaufmann/Kauffrau Groß- und Außenhandel). Die Chancen für junge Menschen in unserer Region, eine Berufsausbildung aufzunehmen, sind weiterhin sehr gut und die Unternehmen bieten vielfältige Möglichkeiten.

Welche Aus- und Nachwirkungen haben die diversen Krisen der vergangenen drei Jahre?

Junge Menschen sind durch die Corona-Krise verunsichert, berufliche Orientierung litt unter fehlenden Praktika und Kontaktmöglichkeiten. In Beratungen und Sprechzeiten mit der Berufsberatung zeigte sich bei vielen Schülerinnen und Schülern der Wunsch, eher weiterführende Schulen zu besuchen, aus der Sorge heraus, den falschen Ausbildungsberuf zu wählen. Dabei sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz aktuell so gut wie nie. Die Bedeutung von Noten tritt eher zurück und soziale Kompetenzen werden bedeutsamer. Arbeitgeber legen mehr Wert auf Einsatzbereitschaft, Motivation, Lernbereitschaft und Zusammenarbeit im Team. Selbstverständlich müssen die Anforderungen der Berufsschulen erfüllt werden, um die Ausbildung erfolgreich abschließen zu können. Für Auszubildende mit Unterstützungsbedarf bietet die Agentur für Arbeit über die Assistierte Ausbildung Stütz- und Förderunterricht an, der von Kolping Berufsbildung durchgeführt wird.

Ihre Tipps für Jugendliche, für die das Thema Berufswahl ansteht?

• Stärken herausfinden: Selbstbild mit Fremdbild abgleichen, welche Berufe passen zu meinem Stärkenprofil?
• Selbsteinschätzung: Was bin ich für ein Typ? Sozial oder handwerklich oder doch etwas anderes? • Realistische Einschätzung meiner Möglichkeiten, die Anforderungen der Ausbildung zu bewältigen, Bandbreite der Ausbildungsberufe überblicken.
• Unser Erkundungstool Check-U online machen. Das dauert etwa zwei Stunden und man erhält eine Auswertung zu Fähigkeiten, sozialen Kompetenzen, Interessen und beruflichen Vorlieben. Es werden Ausbildungs- und Studienberufe vorgeschlagen, die zum persönlichen Stärkenprofil passen. Zu finden unter: www.arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt
• Recherche: Welche Ausbildungen gibt es? Videos, Anforderungen, Steckbrief, welcher Schulabschluss wird gefordert?
• Entscheidung treffen: ausprobieren, ob der Beruf zu einem passt, mehrere Praktika machen.