Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt stellt für junge Menschen eine besondere Herausforderung dar.
Nach einem Jahrzehnt Schule verlassen sie dieses geschützte Umfeld und sollen jetzt selbstständig ihr weiteres (Berufs-) Leben gestalten. Dieser Schritt führt in einen weitgehend unbekannten Lebensbereich mit anderen Personen, anderen Anforderungen und anderen Rahmenbedingungen.
Zusätzlich stehen junge Menschen heute einer unübersichtlichen Anzahl an theoretisch wählbaren beruflichen Optionen gegenüber. Sie sollen vor dem Hintergrund erhoffter beruflicher Karrieren eine eigenverantwortliche Entscheidung über einen möglichen Berufsweg treffen, der passt zum eigenen Lebenskonzept und zugleich weitreichende Konsequenzen für die künftigen Lebenschancen hat - und das in jungen Jahren.
Mit dieser tiefgreifenden Bedeutung der Berufswahl ist auch die Unsicherheit über die richtige Entscheidung groß. Dies und die Komplexität der Einflussfaktoren unterstreichen die Notwendigkeit einer systematischen Berufsorientierung. Diese soll es jungen Menschen ermöglichen, einen Beruf zu ergreifen, der zu ihren Fähigkeiten und ihren Stärken passt.
In der Berufsorientierung gibt es nicht nur den einen Weg, sondern viele. Bei jedem läuft sie anders ab. Die folgenden Tipps sollen jungen Menschen eine Richtschnur bieten, ihren eigenen Weg erfolgreich zu gestalten. pm
Frühzeitig beginnen
Je vielfältiger sich Berufslaufbahnen entwickeln, desto wichtiger und anspruchsvoller wird die Berufswahl. Berufsorientierung ist kein linearer Prozess, sondern eher ein Prozess des Entwickelns und des Verwerfens und wieder Neuentwickelns von Ideen. Das erfordert Zeit.
Erst im letzten Schuljahr mit der Berufsorientierung zu beginnen, schafft unnötigen Zeitdruck und schränkt zudem die eigenen Chancen massiv ein.
Eltern einbeziehen
Bei der Berufswahl sind Eltern und Familie die ersten Ansprechpartner. Sie sind stabile und verlässliche Berater, emotionale Unterstützer und vermitteln Zugänge zu ihrem sozialen Netzwerk.
Einflussfaktoren bewusst machen
Soziale Faktoren bestimmen die Berufswahl weitgehend unbewusst mit. Das eigene Geschlecht, das soziale Umfeld und erworbene soziale Kompetenzen begrenzen den Spielraum bei der Berufswahl. Oder anders ausgedrückt: Jugendliche entwickeln ihren Berufswunsch in der Regel im Einklang mit ihrer sozialen Herkunft, ihren individuellen Fähigkeiten und externen Anforderungen.
Diese Grenzen sollten bewusst reflektiert werden, um auszuschließen, die gut zu den eigenen nicht Berufe Stärken passen.
Authentische Informationen über Berufe einholen
Authentische Informationen über einen Beruf können nur Personen vermitteln, die selbst diesen Beruf ausüben oder in diesem ausgebildet werden.
Ein Betriebspraktikum ist ein wichtiges Element, um Arbeitssituationen und betriebliche Abläufe wirklichkeitsnah zu erleben. Solche Gelegenheiten sind systematisch einzuplanen.
Angebote externer Akteure nutzen
Für eine systematische Berufsorientierung sind auch externe Organisationen nachhaltig einzubeziehen. Agentur für Arbeit, Berufliche Schulen, Handwerk, Hochschulen, IHK sowie Unternehmen bieten vielfältige Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten. Dabei sind die individuellen Ergebnisse der Potenzialanalyse zielgerichtet im weiteren Berufsorientierungsprozess, z. B. bei der Wahl eines geeigneten Praktikumsplatzes, und in Beratungen weiterzuverwenden.
Auf die eigenen Stärken kommt es an
Das Bild der persönlichen Interessen und Stärken gibt entscheidende Impulse für die weitere Gestaltung des Berufswahlprozesses und sollte dort zielgerichtet eingesetzt werden.
Ein Berufsorientierungstest oder eine Potentialanalyse zur Erfassung von Kompetenzen und Potentialen können dabei helfen, die Berufswahlentscheidung zu objektivieren.
Aktivitäten vor- und nachbereiten
Die einzelnen Aktivitäten zur Berufsorientierung müssen aufeinander abgestimmt sein und jeweils vor- und nachbereitet werden, um nachhaltige Wirkungen zu erzeugen.
Alternativen entwickeln
Ein zu breites Berufsspektrum ist ebenso gefährlich wie das kompromisslose Festhalten an einem Wunschberuf. Anpassungsstrategien für einen „Plan B" müssen vertieft werden.
Zeitplanung realistisch gestalten
Die tatsächlichen Zeithorizonte für Ausbildung und Studium sind zu beachten und ein individueller Berufsorientierungsfahrplan ist zu entwickeln und stringent zu verfolgen. In Ausbildung und Studium erfolgt die Bewerbung teilweise bereits ein Jahr vor dem eigentlichen Beginn. Dieser Zeitpunkt sollte nicht verpasst werden.
Betriebliche Perspektiven beachten
Junge Menschen streben in einem auffällig hohen Maße schulische Karrieren an. Der Anteil, die eine Ausbildung anstreben, ist erschreckend niedrig. Vielfach ist dies eine Reaktion auf unklare berufliche Wünsche, fehlendes Wissen zu Bewerbungen und zum richtigen Zeitpunkt. Betriebliche Ausbildungsmöglichkeiten dürfen nicht vernachlässigt werden.
Sinnvolle Abfolge bei der Berufsorientierung wichtig
Vier Phasen sind in der Berufsorientierung zu durchlaufen, um eine wohlbegründete berufsbezogene Entscheidung zu treffen. Diese Phasen beschreiben einen Entwicklungsprozess, der vom ersten Erkennen der Notwendigkeit und ersten Einsichten in eigene Interessen und Fähigkeiten bis zum Übergang in Ausbildung oder Studium führt.
Phase1 - Einstimmen: Potenziale erkennen
In dieser Phase steht die Förderung der Bereitschaft zur Planung der eigenen Zukunft und das Erkennen der eigenen Stärken im Vordergrund.
Phase 2-Erkunden: Berufsfelder kennenlernen
Konkrete Erfahrungen mit der Berufswelt stehen im Mittelpunkt dieser Phase. Berufsbezogene Informationen werden zielgerichtet gesucht sowie spezifisches Wissen über Berufe und deren Anforderungen durch exemplarische Erkundungen von Berufen erlangt.
Phase 3 - Entscheiden: Praxis der Arbeitswelt
Hier wird die Entscheidung über den weiteren Berufsweg getroffen. Die persönlichen Voraussetzungen für die Berufswahl werden reflektiert, Berufsbilder hinsichtlich ihrer Anforderungen analysiert, spezifische Berufsfelder in Betriebspraktika erkundet und gezielt Informationen zum gewählten Beruf gesucht.
Phase 4 - Erreichen: Berufswahl und Übergang
In dieser Phase wird der Übergang Schule-Beruf aktiv gestaltet. Es werden Ausbildungsstellen gesucht, Bewerbungsunterlagen erstellt und Informationen über Auswahlverfahren gesammelt.
Darstellung der Berufe in den Medien kritisch betrachten
Medien vermitteln verzerrte Bilder von Berufen. Im Prozess der Berufsorientierung ist dies zu beachten, um die Entwicklung und Verfestigung unrealistischer Vorstellungen zu vermeiden.
Das Vorstellungsgespräch gründlich vorbereiten
Auch für das Vorstellungsgespräch gibt es keine zweite Chance. Es muss deshalb umfassend vorbereitet werden: Hintergründe zum Unternehmen und zur (Ausbildungs-) Stelle recherchieren, Selbstvorstellung vorbereiten, eigene Bewerbungsunterlagen kennen, Körpersprache und Dresscode beachten, Rückfragen und Abschluss vorbereiten.
Bewerbungsunterlagen sorgfältig erstellen
Die Bewerbungsunterlagen sind die Türöffner zur ersten Kontaktaufnahme mit dem künftigen (Ausbildungs-) Unternehmen. Hierbei werden aber häufig Fehler gemacht, die schnell das Aus für die Bewerbung bedeuten können.
Das Aussehen und der Umfang der Bewerbungsmappe sowie deren Ordnung tragen mit zur Entscheidung bei und erhöhen die Chancen deutlich.