Schon lange war der Bedarf einer aktiven Begleitung und Unterstützung der Rettungskräfte seitens der Kirchen erkannt. In Ulm und im Alb-Donau-Kreis war das für den damaligen Betriebsseelsorger Werner Baur ein Herzensanliegen. Nach vielen Gesprächen wurde die Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis schließlich am 31. Dezember 1998 von der Stadt Ulm, dem Alb-Donau-Kreis, den evangelischen Kirchenbezirken und dem katholischen Dekanat im Ulmer Rathaus gegründet und gleich am 1. Januar des neuen Jahres nahm die Notfallseelsorge ihren Dienst auf.
Stütze in schweren Stunden
Seit diesem Tag stehen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger rund um die Uhr für die psychosoziale Akutbetreuung bei Verkehrs-, Bahn- und Betriebsunfällen, häuslichen Todesfällen, bei einem plötzlichen Kindstod, bei der Überbringung einer Todesnachricht zusammen mit der Polizei, bei Gewaltverbrechen, bei Bedrohungslagen und Evakuierungen, bei Amok- und Terrorlagen, bei häuslicher und sexueller Gewalt, bei Suiziden und Suizidversuchen und bei der Einsatzkräftebetreuung zur Verfügung. Von Anfang an erfolgten die Einsätze in enger Absprache mit der Feuerwehr Ulm, der Polizeidirektion Ulm sowie den Ulmer Notärzten. Seit ihrer Gründung ist die Notfallseelsorge bei der Feuerwehr Ulm beheimatet.
Sicheres Fundament geschaffen
Ein bedeutender Meilenstein war der Abschluss einer Trägerschaftsvereinbarung am 20. November 2008 zwischen dem Katholisches Dekanat Ehingen-Ulm, den Evangelischen Kirchenbezirken Blaubeuren und Ulm, dem Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm. Dadurch wurden die gewachsenen Strukturen der Notfallseelsorge auf ein rechtlich tragfähiges Fundament gestellt.
Werner Baur leitete bis zum Jahr 2011 als Geschäftsführer die Notfallseelsorge. Sein Amt übernahm Michael Lobenhofer, der hauptberuflich Gemeindereferent der katholischen Kirche ist. Initiiert durch den Notfallseelsorger Helmut Schön ergänzen seit 2014 auch Notfallseelsorger und –seelsorgerinnen mit muslimischen Wurzeln das ehrenamtliche Team der Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis. Im Februar 2022 konnte eine 50-prozentige hauptamtliche Stelle eingerichtet werden. Diese hat der Notfallseelsorger Markus Sautter inne, der gleichzeitig auch stellvertretender Geschäftsführer ist. 53 Notfallseelsorger und –seelsorgerinnen umfasst das Team derzeit. Ein Koordinationsteam, bestehend aus Vertretern der beiden Kirchen, der Notärzte, je einem Vertreter von Polizei und Feuerwehr Ulm, Alb-Donau-Kreis und Stadt Ulm, organisiert die Geschäftsführung und die Einsatzbereitschaft der Notfallseelsorge.
Sorgfältige Ausbildung
Wer Notfallseelsorger werden will, muss mindestens 24 Jahre alt sein, idealerweise eine entsprechende Ausbildung mit Schwerpunkt Kommunikation mitbringen, selbst psychisch stabil und zeitlich flexibel sein. Die Ausbildung umfasst 110 theoretische Unterrichtseinheiten. Themen wie Psychotraumatologie, Krisenkommunikation, Bestattungsrecht und viele weitere Themen, die für den Einsatz in der Notfallseelsorge wichtig sind. Außerdem hospitiert man in den Bereitschaftswochen der aktiven Notfallseelsorger und macht Praktika auf einem Rettungswagen, beim Einsatzleiter der Feuerwehr und fährt eine Nachtschicht bei einer Polizeistreife mit.
Zeitgleich zum Jubiläum findet am 22. Juni eine Fachtagung im Stadthaus Ulm ein Landesfachtag statt. Für die Öffentlichkeit wird es im Anschluss interessant, wenn es ab 15 Uhr eine Fahrzeugaufstellung auf dem Münsterplatz gibt. Eingeladen ist auch jeder zum Blaulichtgottesdienst um 17.30 Uhr im Ulmer Münster. pm/uho
B oder E? Was ist der Unterschied?
Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) „B“ versorgt Betroffene in Krisen- und Ausnahmesituationen. Die Psychosoziale Notfallversorgung „E“ richtet sich an Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst nach einem Einsatz. Diese erfordert eine zusätzliche Ausbildung der Notfallseelsorger.
1415
Personen wurden im Jahr 2023 von der Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis betreut
3,20
Stunden war die durchschnittliche Einsatzdauer im Jahr 2023