Fachkräftemangel befördert Quereinstieg
Doch nicht jede Branche eignet sich gleich gut für den Quereinstieg. „Die Gründe liegen vor allem in den Zugangsvoraussetzungen“, sagt Enzo Weber, der am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) unter anderem untersucht, wie sich der Arbeitsmarkt entwickelt. Je strenger die Voraussetzungen, umso höher die Schwelle: Physiotherapeut etwa darf sich nur nennen, wer einen entsprechenden Abschluss vorweisen kann, Gleiches gilt für Ingenieurinnen. Weber beobachtet aber: „Wenn es in einer Branche einen Fachkräftemangel gibt, verschiebt sich einiges.“ Einstiegshürden werden abgesenkt, Umschulungen oder neue Ausbildungswege entwickelt.
Auch in der Gesundheitsbranche setzen etliche Arbeitgeber auf Quereinsteiger. Nach Angaben des Onlineportals medi-karriere.de ist etwa in der Pflege die Umschulung zum Pflegehelfer besonders beliebt. Für die Qualifikation als Pflegehelfer genügt bereits das Absolvieren eines Pflegebasiskurses (etwa über Sozialdienste) mit einem Umfang von 200 Stunden. Dieser wird oft von der Agentur für Arbeit vom Arbeitsamt gefördert. Hauptaufgabe im Berufsalltag ist dann die Unterstützung von Krankenpflegerinnen oder Altenpflegern bei der Betreuung pflegebedürftiger Menschen.
Generell ist es ratsam, sich bei Interesse an einer Umschulung bei der Agentur für Arbeit zu melden. Diese kann nicht nur bei Fragen zu Fördermöglichkeiten weiterhelfen, sondern hat teilweise bereits Kontakte zu Betrieben. Durch Vermittlung könnte eine Win-Win-Situation entstehen: Der Betrieb unterstützt den Arbeitssuchenden bei der Umschulung, etwa auch zu einer höherwertigen Qualifikation. Und der „Umschüler“ kann sich nach Beendigung der Fortbildung auf einen sicheren Arbeitsplatz verlassen.
Wer erhält eine Förderung für die Schulung?
Die Kompetenzen und Fähigkeiten, die man bereits mitbringt, sind entscheidende Faktoren für eine positive Quereinstieg-Erfahrung.
Wenn sie zum neuen Job passen, könne auch der Einstieg in eine vermeintlich schwer zugängliche Branche gelingen, sagt Arbeitsmarktforscher Enzo Weber. Medikarriere.de nennt auch dafür verschiedene Beispiele: Wer einen Beruf im juristischen Bereich hatte und wechseln möchte, könnte sich als gesetzlicher Betreuer betätigen. Hierfür ist keine Ausbildung vorgeschrieben. Wer Betreuer sein will, kann sich bei den entsprechenden Behörden (Jugendamt, Gesundheitsamt) registrieren lassen. Oftmals werden aber gute Rechts- und Verfahrenskenntnisse verlangt. Als gesetzlicher Betreuer unterstützt man pflege- und betreuungsbedürftige Menschen bei der Regelung ihrer Angelegenheiten.
Eine Förderung durch die Arbeitsagentur erfolgt in der Regel in Form von Bildungsgutscheinen. Ob man diese erhält, hängt jedoch von den jeweiligen persönlichen Ausgangsbedingungen ab: Etwa, wenn die Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt in der bisherigen Tätigkeit ungünstig sind. Im Zweifel heißt es auf jeden Fall: Fragen kann man ja mal. pm
796 tausend Mitarbeitende hatten die Pflegeheime in Deutschland 2019. Bei ambulanten Pflegediensten waren 2019 insgesamt 422 000 Menschen beschäftigt.
Quelle: Statista