Seit die Pflegeberufe Anfang 2020 reformiert wurden, gehört die duale Ausbildung zum Pflegefachmann oder zur Pflegefachfrau zum Standard. Vor diesem Datum gab es verschiedene Ausbildungsberufe in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege.
Berufsabschluss wird in der ganzen EU anerkannt
Die neue generalistische Ausbildung bereitet angehende Pflegefachleute darauf vor, Menschen in jedem Alter und in allen Versorgungsbereichen zu pflegen. Dafür erhalten alle Auszubildenden zwei Jahre lang eine gemeinsame, generalistisch ausgerichtete Ausbildung. Die Theorie wird dabei an anerkannten Pflegeschulen gelehrt, für den Praxisteil gehen die Auszubildenden in ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung. Mit Ende der Ausbildung erlangen sie einen EU-weit anerkannten Berufsabschluss und können sich flexibel entscheiden, in welchem Fachbereich sie arbeiten wollen. Das dritte Jahr ist dabei flexibel gestaltbar: Entweder die Auszubildenden setzen die generalistische Ausbildung fort oder sie spezialisieren sich auf ein Gebiet und erwerben einen gesonderten Abschluss in der Altenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Bis Ende 2025 soll überprüft werden, ob für die gesonderten Berufsabschlüsse in der Altenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege weiterhin Bedarf besteht. Als akademische Alternative wurde auch der duale Studiengang Angewandte Pflegewissenschaften eingeführt. An Fachhochschulen lerne man die Theorie, an Pflegeschulen die berufsfachliche Ausbildung, ergänzend gibt es praktische Einsätze. Genauso gilt seit Anfang 2020: Wer Hebamme werden will, muss ein Studium absolvieren. Das duale Bachelorstudium heißt Hebammenkunde oder angewandte Hebammenwissenschaft. Hintergrund der vielen Neuerungen ist vor allem das Ziel, die Pflegeberufe aufzuwerten und an moderne Anforderungen anzupassen.
Kein Schulgeld mehr
Die Finanzierung der Pflegeausbildung wurde auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Sie erfolgt einheitlich über Landesfonds und ermöglicht damit bundesweit eine qualitätsgesicherte und wohnortnahe Ausbildung. Durch ein Umlageverfahren werden ausbildende und nicht ausbildende Einrichtungen gleichermaßen zur Finanzierung herangezogen.
Zukunftsmusik: europaweite Pläne
Nicht nur Deutschland kämpft mit einem Fachkräftemangel in der Pflege. Das Thema beschäftigt auch unsere Nachbarländer.
Die EU-Kommission hat nun einen Vorschlag für eine Europäische Pflegestrategie unterbreitet. Der Entwurf zielt darauf ab, fachgerechte Pflege- und Betreuungsdienstleistungen für alle Lebensalter und zu bezahlbaren Preisen EU-weit verfügbar zu machen.
Generelle Ausweitung des Angebots
Auch die Arbeitssituation der Pflegenden soll sich verbessern, gleich ob es sich um Fachpersonal oder nicht ausgebildete Kräfte handelt. Der Vorschlag der EU-Kommission strebt bis 2030 im Bereich der Langzeitpflege eine generelle Ausweitung des Angebots und hohe Qualitätsstandards an. Für pflegende Angehörige und andere nichtprofessionelle Kräfte soll es Trainings, Beratung sowie psychologische und finanzielle Hilfe geben. In den Pflegeberufen sieht der Entwurf die Förderung von Tarifabschlüssen und höhere Standards in der Aus- und Weiterbildung vor. Geplant sind auch Anreize, um Pflegeberufe attraktiver zu machen, insbesondere für Männer. Laut der EU-Kommission werden fast 90 Prozent der Pflegedienstleistungen in formalen Beschäftigungsverhältnissen von Frauen erbracht. 7,7 Millionen Frauen in der EU seien wegen pflegerischer Verpflichtungen nicht berufstätig; durch Investitionen in die Pflege könnten zusätzliche 13,6 Millionen Arbeitsplätze bis 2030 entstehen. Als Nächstes müssen die zuständigen Minister der Mitgliedstaaten das Konzept erörtern, es handelt sich also noch um Zukunftsmusik. Verbände begrüßten das Vorhaben. Pflegedienste brauchten einen „klaren regulatorischen Rahmen und hohe Qualitätsstandards“, erklärte die Generalsekretärin von Caritas Europa, Maria Nyman. dpa/ka