Axialer Mittelgang
Auch bei der Gestaltung des Innenraumes gibt es einige Änderungen. Die Kilianskirche besitzt eine sogenannte „Kanzel-Altar-Wand“ – das umschreibt die zentrale Anordnung von Altar, Kanzel und Orgel übereinander. Beim Umbau 1966 wurde der axiale Mittelgang, der ursprünglich auf die Markgräfler Altarwand ausgerichtet war, durch den Einbau durchgehender Bänke zerstört. Die wichtigste Maßnahme der neuesten Renovierung war nun die Wiederherstellung des ursprünglichen Aufbaus durch den Einbau neuer, mobiler Kirchenbänke. Deren Anordnung und auch der Bodenbelag, beides aus Eichenholz, sind so gestaltet, dass die alte Mittelachse und die Querverbindung zwischen den Seiteneingangstüren wiederhergestellt wurde. Die bisherigen Bänke aus massivem Eichenholz wurden an eine Kirche in Rumänien gespendet.
Eine weitere Neuerung betrifft den Chorraum hinter dem Altar. Hier ist eine Kapelle mit ganz eigenem Charakter entstanden. Sie ist mit einer halbtransparenten Schiebetür aus Glas von der reich gestalteten Kanzelwand abgetrennt. In der Kapelle wurde bewusst auf sakrale Elemente verzichtet. Die Möblierung ist mit Stühlen und einer ringförmigen Pendelleuchte schlicht gehalten. Die helle Holzoberfläche des Raumes wird einzig durchbrochen von kleinen Kreuzen. Diese kleinen Lücken in der Verkleidung können beleuchtet werden und schaffen so eine ganz besondere Stimmung.
Ein geschützter Raum ist auch im hinteren Teil des Erdgeschosses entstanden. Der neu gestaltete Kirchsaal bietet mit seinen Stühlen einen schönen Rahmen für Eltern, die mit ihren Kleinkindern dem Gottesdienst folgen wollen und Angst haben zu stören. Eine transparente Glaswand, die komplett geöffnet werden kann und die alte, hölzerne Abtrennung ersetzt, macht den Gottesdienst weiter erlebbar. Zudem lädt hier ein neu geschaffener Bereich mit mobilen Thekenmöbeln nach dem Gottesdienst zum Verweilen und zu Gesprächen ein.
Bunte Bemalung
Die farbigen Bemalungen auf den Brüstungsfeldern der beiden Emporen sind Merkmale, die Besuchern der Kilianskirche wohl als erstes ins Auge fallen. Die bunten Ornamente wurden bei der Renovierung 1965/66 wieder freigelegt, nachdem sie im Jahr 1888 im Zuge einer „Verschönerung“ mit graugrüner Farbe übermalt wurden. Restauratorin Annette Bischoff hat die Bemalung nun Strich für Strich wieder aufgefrischt und Details nachgemalt. Auch alle anderen historischen Bauteile wie die Markgräfler Altarwand samt der Orgelbrüstung, die Holzsäulen und der Christus wurden sorgsam gereinigt, gesichert und retuschiert. So kann der gesamte Innenraum des spätbarocken Gotteshauses nun in neuem Glanz erstrahlen. Adina Bauer