Von Iris Ruoss
Das Kinderhaus Wieseneck ist nach einem Umbau und zusätzlich erstelltem Neubau eingeweiht. Aus einem Realisierungswettbewerb für den Umbau und die Sanierung des Bestandsgebäudes sowie für einen Erweiterungsbau ging 2013 das Stuttgarter Architekturbüro Ackermann + Raff als Sieger hervor. Mit der Bauleitung war das örtliche Büro Gaus + Knödler beauftragt. Dem Neubau als erstem Bauabschnitt folgten anschließend der Umbau und die Sanierung des Gebäudebestands aus dem Jahr 1913. Im September vor drei Jahren war erster Spatenstich, seither wurde um- und neu gebaut sowie saniert.
Die Baukörper sind klar getrennt. Entsprechend ihrer geschichtlichen Bedeutung für die Stiftung Wieseneck und den Stadtbezirk Jebenhausen blieb das historische Haus im Wesentlichen erhalten. Die Außenanlagen wurden komplett neu gestaltet. Ein zweigeschossiger Neubau mit Flachdach wurde erstellt. Alt- und Neubau sind räumlich zwar klar getrennt, aber durch einen verglasten Baukörper verbunden, der als zentraler Zugang fungiert. Die Barrierefreiheit ist durch einen Aufzug im Neubau und eine Rampe im Altbau gewährleistet. Die umfangreichen Erweiterungsmaßnahmen sind dem heute deutlich höheren Standard sowie der Umsetzung eines zeitgemäßen Betreuungskonzeptes für alle Altersgruppen zu verdanken. Während der Bauzeit wurde wegen des erhöhten Bedarfs an Betreuungsplätzen weitere Plätze geschaffen.
Derzeit können bis zu 136 Kinder ab einem Alter von ein bis zehn Jahren betreut werden. „Durch unsere familienfreundliche, familienähnliche und teiloffene Konzeption, kennen wir die Lebensbiographie der Kinder von Anfang an und können sie optimal begleiten. Um effektiv arbeiten und planen zu können, haben wir die sieben Gruppen in vier Fachbereiche eingeteilt“., sagt Kinderhausleiterin Elke Karaus-Lein.
Platz für eine neue Krippengruppe
Im Zuge des Neubaus wurde eine Krippengruppe eröffnet. Die Krippenkinder, als Wichtelkinder bezeichnet, sind im Erdgeschoss untergebracht. Es gibt zehn Plätze für Kinder von einem bis drei Jahren. Die roten, gelben und grünen Zwerge sind in drei Kindergartengruppen mit insgesamt 66 Plätzen im Obergeschoss des Alt- und Neubaus zu Hause. 20 Plätze bietet die naturpädagogische Gruppe der Wurzelkinder. Das Konzept basiert – mit der Kombination aus „draußen in der Natur spielen“ und „gruppenübergreifenden Projekten im Haus“ – auf zwei Säulen.
Im Obergeschoss des Altbaus sind unter anderem auch eine kleine Bücherei, Personaltoiletten sowie Hauswirtschaftsräume untergebracht. Im Erdgeschoss des Altbaus befinden sich der Personalraum, das Büro und ein Elternsprechzimmer, außerdem der hauswirtschaftliche Bereich. Die Kinderküche ermöglicht auch das Kochen mit den Kindern, gegessen wird gemeinsam im großzügigen Esszimmer. Gleich neben der Kinderküche befindet sich die Versorgerküche, in der die Mahlzeiten täglich selbst frisch gekocht werden. Aber auch die gesamte Hauswäsche wird selbst erledigt.
Weitere 40 Plätze bietet das Kinderhaus für Hort-Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse, Hausaufgaben und Ferienbetreuung inklusive. ink Die Hortkinder der haben außer dem Kinderhaus zum Essen, Lernen und Spielen ein weiteres Domizil in anliegenden Containern, liebevoll Schüli-Bungalow genannt.
Breit gefächertes Betreuungsangebot
„Die Bauphase war sehr lang und mit vielen Einschränkungen verbunden, aber es hat sich mehr als gelohnt“, bestätigt Kinderhausleiterin Elke Karaus-Lein, die die Kindertageseinrichtung in Jebenhausen seit fast sieben Jahren leitet. „Wir sind ein multiprofessionelles Team, 22 Erzieherinnen, ein Erzieher, eine Kindheitspädagogin, eine Kinderkrankenschwester sowie eine Sozialpädagogin kümmern sich täglich zwischen 6.45 Uhr und 17 Uhr um die Kinder.“ Die Eltern können von der Regelbetreuung über verlängerte Öffnungszeiten bis hin zur Ganztagesbetreuung mit Mittagessen das passende Angebot auswählen.
„Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind wir auch ein Ausbildungshaus geworden. Drei Anerkennungspraktikanten, zwei Praktikanten im Rahmen der praxisorientierten Ausbildung, zwei FSJ’ler und zwei Schulpraktikanten werden angeleitet und ausgebildet. Um einen reibungslosen Ablauf in der Küche kümmern sich vier Hauswirtschaftskräfte“, so Elke Karaus-Lein weiter.
Die Photovoltaikanlage macht das Kinderhaus Wieseneck zum ersten städtischen Gebäude mit Stromspeicher, was den Anteil der Stadt an eigengenutztem Strom deutlich erhöht. Die gesetzlichen Anforderungen an die Energieeinsparverordnung werden sogar um zehn Prozent unterschritten.