Innungsbetriebe haben in der Regel aktuelles Know-how.
Jochen Staudenmayer
Stellvertretender Obermeister der Kfz-Innung Göppingen
Startklar für die E-Mobilität
Um diese Fahrzeuge in den Werkstätten reparieren zu können, müssen die Werkstätten – so wollen es die Hersteller in der Regel – entsprechendes Equipment bereitstellen. Dazu kommt: Die Mitarbeiter müssen geschult sein, weil es durchaus Knowhow bedarf, die Elektroantriebe zu warten. Weitere Investitionen sind die Installation von Stromtankstellen und im Zweifel auch die Zuleitung zum Autohaus, wenn die bisherige Leistung nicht ausreicht. „Hier sind wir in Summe schnell in einem mittleren bis höheren fünfstelligen Bereich“, schätzt Jochen Staudenmayer. Für kleinere und mittelständische Betriebe ist das ein enormer Aufwand. Es geht noch weiter: Die Händler verdienen bei E-Modellen im Verhältnis deutlich weniger als bei den klassischen Verbrennermodellen. Dass die Unternehmer darüber nicht ganz glücklich sind, ist kein Geheimnis – bei aller Euphorie für moderne Mobilität.
Vorgeschriebene Ausstattung
„Das ist aber nur ein Teil der Investitionen, die vor allem im vergangenen Jahr die Werkstätten beschäftigt und belastet haben“, blickt Jochen Staudenmayer zurück. So könne in den Betrieben künftig nur dann die Hauptuntersuchung durch ein ausgewiesenes Prüfinstitut gemacht werden, wenn ein moderner ASA-Bremsenprüfstand eingebaut ist, der die Werte nicht analog anzeigt, sondern digital in das Protokoll des Prüfers überträgt. Der stellvertretende Obermeister ist sich „nicht sicher, ob dies eine wirklich wichtige technische Änderung ist“, die eine Neuanschaffung rechtfertigt. Denn die ist ebenfalls nicht ganz günstig – nur um weiterhin die Hauptuntersuchung bequem für den Kunden in der Werkstatt anbieten zu können. Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, wenn im Sinne der Kunden Standards geschafft werden, die der Sicherheit am und um das Fahrzeug dienen. Dennoch sollten gesetzliche Vorgaben nicht in diesem hohen Maße zu Lasten der Händler und deren Kunden gehen, die diese Investitionen über die entsprechende Stundensätze am Ende bezahlen. „Ich bin sicher, dass seriöse Werkstätten im nächsten Jahr oder in den nächsten Jahren die Preise für ihre Servicedienstleistung anpassen werden müssen“, erklärt Staudenmayer. Die Betriebe investieren ohnehin schon viel in die Ausstattung, um die Vitalwerte des Fahrzeugs auslesen zu können, die richtigen Werkzeuge für moderne Motoren bereitzustellen und viele weitere Beispiele, die für die Arbeiten rund um das Fahrzeug wichtig sind. Ein weiteres Beispiel, das die Händler erneuern mussten: Geräte für den Lichttest, die messen, ob die Schweinwerfer am Fahrzeug korrekt eingestellt sind. „Die immer aufwendigeren Geräte sind das eine“, sagt Staudenmayer. Dazu komme, dass ein kalibrierter Messplatz zur Verfügung stehen muss, der extrem eben ist, so dass es nicht zu Messfehlern kommen kann. Auch das sei eine Investition, die durch aktuelle Vorgaben von den Händlern erst in jüngster Zeit umgesetzt wurde.
Jochen Staudenmayer setzt auf das Verständnis der Kunden, dass die so ausgestatteten Werkstätten die erste Wahl sind, wenn es um die Wartung und Reparatur der Fahrzeuge geht. Und: „Die Kunden können sich darauf verlassen, dass die Innungsbetriebe auf dem aktuellsten Stand der Technik sind.“
Constantin Fetzer
Info Eine Übersicht der Innungsbetrieb findet man auf www.kh-goeppingen.de.
Auto ist effizienter Verkehrsträger
Das Land nicht deindustrialisieren und trotzdem das Umsteuern auf alternative Antriebe voranbringen: Das war der Leitgedanke jüngst beim 13. Berliner Automobildialog des Zentralverbands des Deutschen Fahrzeuggewerbes. Faktenreich und teilweise provokativ griff der Politiker und Publizist Oswald Metzger dort einige Aspekte der aktuellen Verkehrspolitik auf. So würden jährliche Einnahmen von rund 60 Milliarden Euro durch Steuern und Maut aus dem Straßenverkehr in die Staatskasse fließen. Für den Ausbau des Bundesfernstraßennetzes würden jährlich aber nur rund 10 Milliarden Euro aufgewendet, für das Schienennetz jedoch rund 20 Milliarden Euro. Dabei erbringe der Güterfernverkehr auf der Straße etwa zwei Drittel der Verkehrsleistung und der Personenverkehr sogar rund 70 Prozent. In seinem Vortrag warnte er davor, mit den Automobilherstellern und Zulieferern einen Industriezweig systematisch zu diskreditieren, der rund fünf Prozent zur volkswirtschaftlichen Wertschöpfung beitrage. Ein Umsteuern der Verkehrspolitik in Deutschland weg vom Auto sei schon aufgrund der Siedlungsstruktur und der arbeitsteiligen Industriegesellschaft nur schwer zu realisieren.
Und wie geht es weiter? Insbesondere für die rund 40 000 Kfz-Betriebe in Deutschland ist der aktuelle Weg in die automobile Zukunft mit hohen Investitionen, aber auch mit vielen Fragezeichen versehen – und das gilt leider auch für die Innungsbetriebe bei uns im Landkreis.
Ludger Wendeler
Obermeister der Kfz-Innung Göppingen
Zulassungszahlen
824 Neufahrzeuge wurden im November im Landkreis Göppingen zugelassen (Oktober: 953). Davon waren 18 Elektrofahrzeuge (9), 74 Hybridfahrzeuge (75) und davon 19 PluginHybridautos (16).
2135 Gebrauchtwagen, die im November zugelassen wurden, zählt das Landratsamt Göppingen (Oktober: 2471).