Robert-Bosch-Schule in Ulm: In Zeiten des Technologiewandels
Sonderveröffentlichung

Kraftfahrzeug und Verkehr Robert-Bosch-Schule in Ulm: In Zeiten des Technologiewandels

In einer Berufsausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker steckt ein Riesenpotenzial.

Felix Fleischmann (li.) und Philipp König vom Autohaus Kreisser sind als Mechatronik-Azubis mittlerweile im dritten Lehrjahr. Foto: tl

20.09.2023

Vor gut zwei Wochen hat das neue Berufsschuljahr begonnen. 112 junge Azubis starteten an der Robert-Bosch-Schule in Ulm ihre Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, Kfz-Mechatroniker für System- und Hochvolttechnik sowie Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge oder Zweiradtechnologie. 23 neue Lehrlinge starteten in Ehingen.
„Die Aus- und Weiterbildung liegt uns, den Betrieben der Innung des Kfz-Gewerbes Ulm / Alb-Donau-Kreis, sehr am Herzen“, sagt Petra Wieseler, die Innungs-Obermeisterin und lobt das sehr gute Miteinander mit der Schule am Ort. Diese sei exzellent ausgestattet und die Azubis setzen sich dort im Detail mit der herkömmlichen Verbrennertechnik ebenso auseinander, wie sie auch den Umgang an neuesten Fahrzeugen (sogar mit Wasserstoffantrieb) üben können - bekanntlich geht da ohne Laptop und Software rein gar nichts mehr. Im ersten Berufsfachschuljahr durchlaufen alle Azubis dieselben Lerninhalte. Zu unterschiedlich sind anfangs die Wissensstände, zu verschieden die Schulabschlüsse. Für die Vermittlung der Grundfertigkeiten in der Metallverarbeitung wie etwa Feilen, Bohren und Drehen fehlt vielen Betrieben heute die Zeit.

Mechatronik ist auch etwas für Mädchen

Der Bewerbermarkt nimmt ab, dennoch seien die Zahlen mit den Vorjahren vergleichbar, sogar mit einem geringen Plus von fünf Prozent auf Gesamtdeutschland gesehen. Der Anteil an weiblichen Azubis sei allerdings unverändert verschwindend gering. Wieseler beobachtet auch Veränderungen im Bewerbungsverhalten. Waren früher Ausbildungsverträge schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn unterschrieben unter Dach und Fach, kommen Bewerbungen heute sehr viel später, oft erst nach Ostern oder Pfingsten. Das sei schade. Die Bewerbungsphase fällt für die Schülerinnen in die Zeit ihrer Abschlussprüfungen, in der sie ohnehin am Limit sind. Ein häufiges Problem untern den Bewerbern mit Migrationshintergrund: Sprachdefizite. Werden technische Fachbegriffe nicht verstanden, entstehen schnell Lerndefizite. Sprachkurse würden angeboten, doch müssen die Azubis diese mit Interesse besuchen. Am besten bevor man den Anschluss im Unterricht verpasst. Denn in den höheren Klassen geht es tief in die Materie. Und es wird in Schwerpunkte wie zum Beispiel Elektromobilität separiert.

Im Autohaus von Petra Wieseler gibt es zum Berufseinstieg ein Azubi-Frühstück, bei dem sich alle kennenlernen und nicht erst in der Berufsschule zufällig feststellen, dass sie aus demselben Betrieb kommen. Und man vermittelt das Gefühl „Wir sind eine richtig tolle Truppe“. Es sei ganz wichtig, den Azubis Wertschätzung und Aufmerksamkeit entgegenzubringen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken: „Du bist genauso viel wert, wie deine Schulkameraden, die sich möglicherweise für ein Studium entschieden haben.“

Auch in Sachen Weiterbildung seien zertifizierte Betriebe der Innung sehr gut aufgestellt. Nicht nur wegen des großen Vorteils der Schule vor Ort. Eine erste Stufe ist es, den Servicetechniker zu machen. Oder den Kfz-Meister, sowohl klassisch in Vollzeit oder berufsbegleitend in der Abendschule. Auch berufliche Veränderungen im eigenen Haus sind keine Seltenheit, sei es zum Serviceberater oder in den Verkauf. Im kaufmännischen Bereich punkten die Mitarbeiter mit ihrem technischem Hintergrundwissen und der eigenen Erfahrung. Nicht zuletzt kann man die handwerkliche Ausbildung auch als Sprungbrett zu einem späteren Ingenieurstudium betrachten. Und auch auf den Bachelor soll man zukünftig noch etwas obendrauf satteln können, das sei in Planung und soll eine zusätzliche Zukunftsperspektive bieten, so Petra Wieseler. 

„KFZ-Mechatronik ist und bleibt spannend, wenn man sieht, welche neuen Sachen und neue Ideen Zulieferer und Hersteller kürzlich auf der IAA Mobility gezeigt haben. Der Technologiewandel ist im vollen Gange. Individuelle Mobilität wird immer wichtiger. Eine Ausbildung in diesem Bereich ist eine interessante Herausforderung mit Potential für die Zukunft.“
tl