Viele Themen beschäftigen derzeit das Kraftfahrzeuggewerbe – das wurde bei der diesjährigen Innungsversammlung der Kfz-Innung Göppingen im Mai deutlich. Die Branche steht weiterhin unter dem Einfluss tiefgreifender Veränderungen: Die Transformation hin zur Elektromobilität, zunehmende politische Regulierungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und ein spürbarer Margendruck stellen viele Betriebe vor neue Herausforderungen. Zugleich wächst der Druck auf die Verkaufs- und Servicebereiche der Autohäuser, sich an veränderte Kundenbedürfnisse, technologische Neuerungen und gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen.
Erfahrungsaustausch und interessante Gespräche
Die Mitgliedsbetriebe der Innung nutzten die Versammlung als Gelegenheit, um sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren, Erfahrungen auszutauschen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Obermeister Ludger Wendeler führte durch die Veranstaltung und gab in seiner Ansprache nicht nur einen Rückblick auf das vergangene Jahr, sondern auch einen klaren Ausblick auf das, was die Branche künftig erwartet – mit einem Appell an Politik, Hersteller und die Betriebe selbst, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam an einer zukunftsfähigen Mobilität zu arbeiten. Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Ehrung der Gesellen, die ihre Prüfung erfolgreich abgelegt haben, sowie ihrer Ausbildungsbetriebe, die sie auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben. Dino Benny Dürr vom Autohaus Horschak in Göppingen und Nico Mehler vom Autohaus Lutz in Donzdorf legten ihre Gesellenprüfung mit der Note 2,4 ab.
Aktuelle Entwicklungen der Kfz-Branche

In seinem Bericht blickte Wendeler auf ein herausforderndes Jahr zurück. Der Jahresanfang sei für Service und Verkauf schwierig gewesen, mit steigendem Margendruck und einem Rückgang der Neuzulassungen um 3,3 Prozent bundesweit – im Landkreis Göppingen sogar um 8,3 Prozent. Positiv hervorzuheben sei jedoch, dass die Gebrauchtwagenmärkte stabil geblieben seien, mit einem leichten Rückgang von 2,6 Prozent im Landkreis. Wendeler stellte die Frage, ob individuelle Mobilität in Zukunft noch bezahlbar sein werde. Er betonte, dass die Politik hier Verantwortung übernehmen müsse, um eine gute Grundlage für das Kfz-Gewerbe zu schaffen. Besonders kritisch sieht Obermeister Ludger Wendeler die politische Diskussion darüber, dass Autos, die älter als zehn Jahre sind, künftig nicht mehr alle zwei, sondern jedes Jahr zur Hauptuntersuchung sollen, sowie steigende Parkgebühren. Mobilität dürfe nicht zum Luxusgut werden. Ein weiteres Thema war das anvisierte Agentursystem der Hersteller. Wendeler stellte fest, dass sich wider Erwarten einige Hersteller von der geplanten Umstellung distanzieren. Es werden an dieser Stelle höhere Kosten auf Herstellerseite erwartet. Die Beratung sowie Betreuung durch Autohäuser seien allerdings weiterhin von großer Bedeutung. Dies werde auch durch mehrere Umfragen bestätigt, die die Bedeutung des persönlichen Kontakts bei Kaufentscheidungen unterstrichen. Die Elektromobilität sei weiterhin auf dem Vormarsch, jedoch müsse das E-Auto in den Bereichen Reichweite, Ladeinfrastruktur und Kaufpreis überzeugen, um sich vollständig durchzusetzen. Die Euro7-Norm bringe eine Weiterentwicklung der Motoren mit sich, während Vorschriften und Regulierungen politisch weiterhin zunehmen würden. Trotz eines leichten Rückgangs der Innungsbetriebe im Vergleich zum Vorjahr sei die finanzielle Lage der Kfz-Innung stabil. Erfreulich sei, dass die Zahl der Ausbildungsverhältnisse steige, während die Anzahl der Studierenden rückläufig sei. Die Jobsicherheit im Kfz-Gewerbe sei hoch, und der Kfz-Mechatroniker sei der beliebteste Ausbildungsberuf und werde das in Zukunft sicher auch sein.
Nachwuchsförderung und Fachkräftegewinnung
In seiner Rede richtete Obermeister Ludger Wendeler schließlich den Blick auf die Nachwuchsförderung – ein zentrales Anliegen der Kfz-Innung Göppingen. In diesem Zusammenhang würdigte er insbesondere die Bildungsmesse Göppingen, die im vergangenen November in der Werfthalle stattfand. Die Veranstaltung hat sich aus seiner Sicht längst zu einer festen Größe im Jahreskalender der regionalen Ausbildungslandschaft entwickelt. Für die Ausbildungsbetriebe aus dem Kfz-Gewerbe biete die Messe eine wertvolle Möglichkeit, sich und ihre Ausbildungsangebote einem breiten Publikum zu präsentieren. Auch für die Innung selbst sei die Messe ein bedeutendes Forum, um das Kfz-Handwerk als moderne, zukunftssichere und vielseitige Branche vorzustellen. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, jungen Menschen frühzeitig die Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten im Kfz-Handwerk aufzuzeigen“, betonte Ludger Wendeler. Die Bildungsmesse ermögliche genau das – und zwar auf Augenhöhe: Die Innung präsentiert sich gemeinsam mit Auszubildenden aus den Mitgliedsbetrieben auf der Bildungsmesse. Diese berichten aus erster Hand über ihren Berufsalltag und geben den Jugendlichen authentische Einblicke – ein wertvoller Beitrag, den die Betriebe aktiv unterstützen. Dieses persönliche Gespräch sei oft der erste wichtige Impuls für eine spätere Bewerbung. Mit Blick auf den anhaltenden Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs sprach sich Wendeler für ein weiterhin starkes Engagement der Innungsbetriebe auf solchen Messen aus. „Nur wenn wir gemeinsam Präsenz zeigen und Begeisterung wecken, können wir die Fachkräfte von morgen gewinnen.“ Im Rahmen der Innungsversammlung wurde deutlich, mit welchen Herausforderungen und Chancen das Kfz-Handwerk aktuell konfrontiert ist. Die Themen reichten von wirtschaftlichen Rahmenbedingungen über politische Vorgaben bis hin zu Fragen der Ausbildung und Zukunftssicherung. Die Kfz-Innung Göppingen baut auch weiterhin auf ein starkes Netzwerk engagierter Betriebe, die gemeinsam an nachhaltigen Lösungen arbeiten. Dabei setzt sie gezielt Impulse in den Bereichen Innovation und Nachwuchsförderung, um die Branche zukunftsfähig zu gestalten.
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