Schwäbisch Hall. Unter dem Titel „Die Schönheit der Sünde“ hat die Autorin Tatjana Kruse eine Kriminovelle zu Leonhard Kern verfasst. Das Bändchen erscheint als Ergänzung zum Ausstellungskatalog. In der Geschichte können die Leser einen spekulativen und amüsanten Blick hinter die Kulissen der Werkstatt und auf das Privatleben Kerns werfen.
Wann und wie sind Sie Leonhard Kern das erste Mal „begegnet“?
Tatjana Kruse: In der Schule, wie alle alten Haller:innen. Obwohl ich damals bei den Museums-Ausflügen nicht so aufmerksam war, wie ich das hätte sein sollen.
Wie entstand die Idee zur Krimi-Novelle?
Ich bin ja Auftragskillerin und auch dieser Auftrag wurde von der Kunsthalle Würth an mich herangetragen. Wobei ich nicht immer so von Herzen gern ja sage wie in diesem Fall.
Kern hat vor 400 Jahren gelebt – steht damit bei Ihnen zum ersten Mal eine historische Persönlichkeit im Mittelpunkt?
Es ist in der Tat meine erste historische Novelle. Ich habe mir prompt bei befreundeten Kolleg: innen, die sich auskennen, Rat geholt: Rebecca Gablé und Iny Lorentz. Neue Herausforderungen reizen mich immer! Und das Schreiben hat mir großen Spaß gemacht.
Ist das schwieriger als über einen fiktiven, zeitgenössischen Charakter zu schreiben?
Es ist sogar leichter – Leonhard Kern kann mich nicht mehr verklagen, falls er denken sollte, dass meine Erzählung ihm nicht gerecht würde.
Sie sind in einer Parallelgasse von Kerns einstigem Haus aufgewachsen – hilft das beim Schreiben?
Ich habe in Schwäbisch Hall ständig das Gefühl, dass die Gassen und Häuser Geschichte atmen und mir Inspirationen zuflüstern. Ein großartiger Ort für eine Schriftstellerin.
Gibt es eine Arbeit von Leonhard Kern, die Sie besonders fasziniert?
„Adam und Eva, einander erkennend“ finde ich als Romantikerin schon besonders schön. Darum freut es mich auch so, dass die beiden – nur leicht verfremdet – das Cover zieren.
Was glauben Sie, was Kern für ein Typ war?
Kern war kernig, kein Zweifel möglich. Abenteuerlustig, aber auch sturköpfig.
Angenommen, Sie könnten Leonhard Kern heute treffen, was würden Sie ihn fragen?
Er war bestimmt kein großer Plauderer vor dem Herrn. Ich würde ein Löwenbräu-Bier mit ihm köpfen und still genießen, dass ich neben so einem tollen Typen sitzen darf. blo
Info
Am Mittwoch, 29. September, liest Tatjana Kruse im Adolf-Würth-Saal aus ihrer Novelle „Die Schönheit der Sünde“. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, die Platzzahl begrenzt. Karten können ab 2. August, 11 Uhr, unter kunsthalle@wuerth.com bestellt werden.