Der Ulmer Gemeinderat hat 1957 die Planung des Wohngebiets Böfingen beschlossen – der Stadtteil ist sozusagen auf dem Reißbrett entstanden. Damals wurde dringend Wohnraum für Einheimische und Vertriebene aus dem Zweiten Weltkrieg benötigt. Seitdem sind in mehreren Abschnitten Baugebiete entstanden. Das Wahrzeichen Böfingens sind die drei Hochhäuser nahe dem Einkaufszentrum. Dieses wurde übrigens von dem bekannten Stuttgarter Architekturbüro Behnisch und Partner entworfen.
Der historische Kern von Böfingen
Bevor der Stadtteil Böfingen systematisch erbaut wurde gab es in dem seit 1446 zu Ulm gehörenden Ort nur einige Bauernhöfe sowie das Böfinger Schlössle. Es bildet den historischen Kern. Südlich des Schlössles schließt mit der Böfinger Halde malerische Waldlandschaft an. Das Patrizierschlössle, dessen Räume von der Gustav Werner-Schule genutzt werden, geriet lange Jahre in Vergessenheit. Zum 50-jährigen Jubiläum Böfingens nahm sich die Regionale Planungsgruppe (RPG) Böfingen dem Schlössle an. Es war durch Zäune schwer einsehbar und nur von der Fahrstraße her zu erreichen. Die RPG erstellte erste Planideen und Skizzen. Ziel war, das Schlössle besser auffindbar und zugänglich zu machen. Angelehnt an die Ideen der RPG folgte eine konkrete Planung der Stadt, im Oktober 2006 wurde mit der Umsetzung begonnen. Seitdem gibt ein Rundweg immer neue Blickwinkel auf den historischen Bau frei. Überdies machen zwei Anbindungen an den beliebten Waldweg der Böfinger Halde den Zugang für Wanderer und Radfahrer von Süden her und umgekehrt attraktiver. Verweilen lässt sich auf Bänken, die Ulmer Bürger gestiftet haben.
Zahlen zum Böfinger Schlössle
Im Mittelalter stand an dessen Stelle eine Burg, die dem Kloster Reichenau gehörte und 1446 an die Stadt Ulm ging. Auf den Grundmauern der Burg erbaute der Ulmer Patrizier Jacob Löw 1587 das Schlössle, dessen Renaissancefassade 1975 wieder freigelegt wurde. Petra Starzmann
Interessante Namen
Die Böfinger Straßennamen haben oft historische Hintergründe, sie sind benannt z. B. nach Gegnern und Verfolgten des Nazi-Regimes (Eberhard-Finckh-Straße): Eberhard Finckh war Offizier der Reichswehr und später Mitglied im Generalstab der Wehrmacht. Zeitweise war Finckh in Ulm stationiert. Er hat an Umsturzplänen mitgearbeitet und wurde 1944 hingerichtet.
Nach Flugpionieren (Hermann-Köhl-Weg): Hermann Köhl (1888 – 1938) aus dem Neu-Ulmer Stadtteil Pfuhl ging nach seinem Kampf-Einsatz im Ersten Weltkrieg in die zivile Luftfahrt. Ihm gelang es, 1928 den Atlantik von Osten nach Westen zu überqueren.
Nach alten Flurnamen, wie Braunland, was Brachland bedeutet. Der Haslacherweg ist nach den historischen Höfen in Ober- und Unterhaslach benannt. P. Starzmann