Der OGV ist mit 208 Mitgliedern der drittstärkste Verein in Jungingen. Mit den Jahren ist die Zahl stetig angewachsen. Als Günther Klardney 2006 nach 22 Jahren sein Amt als Vorsitzender nicht mehr fortführen wollte, gab es fast ein Nachfolgeproblem. Schließlich erklärten sich Paul Geiger und Inge Baiker bereit, den Posten zusammen weiterzuführen, wofür eigens die Satzung geändert werden musste. Seit 2015 ist Paul Geiger alleiniger Vorsitzender. „2006 hatte der Verein 92 Mitglieder. Wenn man berücksichtigt, dass es bis heute 40 Todesfälle gab, sind 156 Mitglieder neu hinzugekommen“, rechnet Geiger. Darunter sind viele jüngere Mitglieder zwischen 25 und 45 Jahren. Woher das Interesse? „Das Programmangebot ist attraktiv“, unterstreicht Geiger. Überdies habe der Verein mit dem Tag der offenen Gartentür und dem Herbstmarkt Veranstaltungen eingeführt, die auf den Verein aufmerksam machen.
Hier geht was
Der jährliche Baumschnittkurs vermittelt Wissenswertes für alle, die Bäume zu schneiden haben. Interessant sind die Vorträge zu einem breiten Themenspektrum. Zum Einsatz für die Umwelt zählt etwa die Teilnahme an der „Dorfputzete“, sowie Streuobstpflege. Weiter gibt es informative sowie gesellige Ausflüge, die für Themen wie Anbau, Umwelt und Nachhaltigkeit aufschlussreich sind. Hinzu kommen besondere Aktivitäten, so die Kooperation mit der Gutenberg Grundschule in Jungingen. „Wir haben von unserem Verein aus organisiert, dass das Thema Garten bei den Kindern präsent wird“, blickt Paul Geiger auf die Reaktivierung des Schulgartens. Mit dem Tag der offenen Gartentür und dem Herbstmarkt hat der OGV Treffpunkte für die Junginger ins Leben gerufen. Beim Tag der offenen Gartentür stehen für das Publikum Gärten offen und es gibt gesellige Bewirtung auf „Geigers Hof“. Der Herbstmarkt ist ein regionaler Markt mit gemütlicher Hockete beim Stadel der Heimatgeschichtlichen Sammlung.
Einsatz für Streuobstwiesen
Einst gab es um die Dörfer Streuobstwiesengürtel, die vielerorts weitgehend verschwunden sind. Auch in Jungingen musste Streuobst Neubauten weichen. Der „Stadtgarten“, ein städtisches Grundstück mit Streuobst, ist geblieben. Pächter der Wiese ist Hans Schrem. Er ist zudem im Vorstand des OGV, der sich um die Streuobstwiese kümmert. Als natürlichen Rasenmäher und Vertikutierer hält Schrem hier Hühner. „Wir haben hier zwei Hühnermobile. Die werden regelmäßig versetzt, dass die Grasnarbe geschützt ist.“ Durch das Picken und vor allem das Scharren vertikutiert, also durchlüftet das Federvieh die Wiese. In der Wiese sind Hoch- und Niedrigstämme. „Derzeit gibt es eine Förderung für Hochstämme, doch mit niedrigen Stämmen ist es einfacher als mit Hochstämmen“, bemerkt Vereinsvorsitzender Geiger. Irgendwann käme man auf hohe Bäume nicht mehr hinauf und der Obstansatz sei in einigen Metern Höhe.
„Baumschneiden ist eine Philosophie für sich, fünf Beschneider fünf Meinungen“, äußert Paul Geiger, als er mit Hans Schrem und Erwin Walter aus dem Vereinsvorstand vor einem Apfel der Sorte Rote Alkmene steht. Dabei betont Geiger: „Wenn man einen Baum schneiden will, stellt man sich erst einmal vor ihn hin, damit man sieht, wie der Baum werden soll.“ Bei der Roten Alkmene ist der Schnitt gemäß dem Dreierteam voll gelungen. Sie hat einen Hauptast und drei Seitenäste. Warum schneidet man Bäume in der Regel, wenn sie kahl sind? „Man kann Bäume immer schneiden. Aber wenn kein Laub dran ist, sieht man besser, was wegsoll“, erklärt Schrem. Damit die Freude an dem Obst währt, gibt es genügend zu tun. Es gilt, zu erhalten und zu erneuern. So ein Baum werde durchschnittlich über 40 Jahre alt, blickt Geiger auf einen knorrigen Apfelbaum. Dahinter befinden sich Bienenstöcke. „Das ist gut, auch wegen der Bestäubung“, stellt das OGV-Team fest. Petra Starzmann