Bio-Hofladen in Neu-Ulm: "Wir sind absolute Ur-Ludwigsfelder", so Helmut Fink
Sonderveröffentlichung

Mein Ludwigsfeld Bio-Hofladen in Neu-Ulm: "Wir sind absolute Ur-Ludwigsfelder", so Helmut Fink

Einst und jetzt: Ludwigsfeld hat sich stark verändert mit der Zeit. Helmut Fink, Nachkomme der ersten Siedler, erzählt.

Helmut Fink vor dem Hofladen. Rechts die Fassade seines Hofs und die frühere Miste, die heute ein Blumenbeet ist. Schon Finks Vorfahren, die zu den ersten Bewohnern des Stadtteils zählten, betrieben in Ludwigsfeld Landwirtschaft. FOTOS: PETRA STARZMANN

20.10.2022

Wer nach Ludwigsfeld kommt, dem fallen zuerst die Hochhäuser auf. Sie zeugen von der Wohnbebauung, die den Neu-Ulmer Stadtteil heute dominiert. Am Anfang stand in Ludwigsfeld jedoch die Landwirtschaft. ,,Der erste Siedler war Christian Fink. 1862 kam er von Steinheim. Bis dahin durfte Ludwigsfeld nicht bebaut werden. Es sollte freigehalten werden, da es im Schussbereich der Bundesfestung Ulm lag. Es gab nur zwei Höfe außerhalb dieses Bereichs", blickt Helmut Fink, ein Nachkomme der ersten Finks, zurück. Daher sagt er über seine Familie: „Wir sind Ur-Ludwigsfelder."

Die Nähe zum Ulmer Markt war attraktiv

Christian Fink baute einen Hof neben dem heutigen Anwesen der Familie im Illerholzweg. ,,Er hat damals die Marktnähe zu Ulm gesucht, denn er hat so genannte Abmelkwirtschaft betrieben. Das heißt, er hat Kühe gekauft, die frisch abgekalbt hatten. Die hat er so lange gemolken, bis sie keine Milch mehr gaben. Dann hat er sie geschlachtet, er hatte viel Milch und Fleisch. Es gab ja keine Kühlschränke, so konnte er alles direkt auf dem Markt verkaufen, der nah lag", erklärt Helmut Fink. Nach ein paar Jahren baute Christian Fink die Hofstelle direkt neben seiner damaligen, größer als die erste. Das ist der heutige Hof der Finks in der Memminger Straße. ,,Ludwigsfeld wurde in jener Zeit ein Straßendorf, es waren alles Bauernhöfe entlang der Memminger Straße. Es gab eine große Konkurrenz bezüglich der Grundstücke, daher der Beiname ,Schnäppingen', der von ,Schnapphausen' kommt, für Ludwigsfeld", bemerkt Helmut Fink. Schließlich änderte sich die Siedlungsstruktur: Es wurden Häuser für Arbeiter gebaut - stetig wurden es mehr. ,,Noch nach dem Weltkrieg gab es 34 Milcherzeuger, wie eine Liste zeigt. Überhaupt hatten damals alle Tiere und Ackerbau", blickt Fink zurück.

Nur noch vier Landwirte - von einstmals 34

Schließlich haben die Bauern entlang der Memminger Straße ihre Höfe aufgegeben, manche hatten noch landwirtschaftlichen Nebenerwerb. Nicht zuletzt durch den Bauboom haben sie landwirtschaftliche Nutzflächen verpachtet. ,,Aktuell sind wir der einzige Vollerwerbsbetrieb im Ort außer den beiden alten Gehöften außerhalb. Dazu haben wir einen Nebenerwerbler", nennt Agraringenieur Fink aktuelle Zahlen. Sein Hof inmitten von Ludwigsfeld nimmt sich nostalgisch aus mit der schmucken Hausfassade und den Holztoren an der Scheune. Die ehemalige Miste im Hof ist in ein schönes Pflanzbeet umgewandelt worden - eine Reminiszenz an alte Zeiten, als die Memminger Straße noch schmaler und die Vorgärten größer waren: „Denn die alten Ludwigsfelder hatten einen großen Sinn für Ästhetik", lacht Fink.

Im ehemaligen Stall hat der Landwirt einen Hofladen eingerichtet. ,,1995 bin ich in den Betrieb eingestiegen und habe ihn auf Bioland umgestellt" erklärt er. Die Weichen für die vom Verband erwünschte Weidehaltung legte bereits Finks Vater: ,,Er hat 1979 einen Laufstall außerhalb gebaut. Durch die Flurbereinigung im Zuge des Flächenausgleichs aufgrund des Autobahnbaus war es möglich, ein großes zusammenhängendes Flurstück zum Weideland zu machen", deutet Fink auf die Weide, die den Leuten beim Fahren auf der Autobahn ins Auge fällt. Fink setzt auf Milchviehhaltung und Ackerbau. Ackerbau zum einen, da gemäß Bioland die Kühe weitestgehend hofeigenes Futter bekommen sollen. Zum anderen baut Fink Speisegetreide nebst Kartoffeln an. So können die Ludwigsfelder bei ihm immer freitags regional einkaufen: Es gibt selbstgemachte Produkte aus der fink'schen Milch und weitere Bio-Lebensmittel. Petra Starzmann