Blasmusikfreunde kennen den Hit ,,Aus Böhmen kommt die Musik". Betrachtet man Ulm und seine Stadtteile, muss es definitiv heißen: ,,Aus Söflingen kommt die Musik", denn viele Vereine aus dem musikalischen Bereich haben hier ihre Heimat.
Ulmer Zupforchester
Aus dem Alten Forsthaus schallen Mandolinentöne. Das Ulmer Zupforchester probt. Sein Repertoire reicht von barock über folkloristisch bis hin zu konzertant und unterhaltsam. Für Ulmer Ohren sind die Konzerte der 14 ,,Zupfer" eher ungewohnt, ertönen doch Mandoline, Mandola, Gitarre und Kontrabass. ,,Das Saarland, wo ich herkomme, ist eine Hochburg der Mandoline“, erklärt Harald Recktenwald, der von 1976 bis 1985 Dirigent des Zupforchesters war und immer noch mitspielt. Hier kennt man das Instrument weniger - das änderte sich erst mit einer Vereinsgründung im Jahr 1920.
,,Damals sind die Leute zum Wandern losgezogen und haben die handlichen Instrumente dabeigehabt", blickt Vereinsvorsitzende Erika Fuchs auf die Ursprünge. ,,1. Mandolinen- und Gitarren-Club" nannte sich der Verein damals. ,,Als wir das Repertoire mehr hin zur Konzertmusik geändert haben, benannten wir den Verein um", erzählt Fuchs, die bereits mit 16 Jahren dem Verein beitrat. 2023 ist die Mandoline das Instrument des Jahres. Die Zupfer würden sich freuen, wenn das Instrument so neue Freunde finden würde, denn Nachwuchs könnte das Orchester gut gebrauchen: ,,Wenn jemand möchte, könnten wir auch unterrichten", lädt Dirigent Rainer Ungermann ein.
Zitherverein Ulm-Söflingen
Von wegen nur im Alpenraum: Bereits 1910 wurde der „Zitherverein Alpenröserl Söflingen" gegründet. Initiator war Zithersolist Christof Mayr, der sich wegen einer Anstellung bei Magirus in Söflingen niedergelassen hatte. ,,Zur Zeit der Vereinsgründung war die Zither hier viel stärker verbreitet als heute, es gab mehrere Zither-Vereine", blickt Vereinsvorsitzender Heinrich Frenkenberger zurück. In den langen Jahren seines Bestehens hat der Verein nicht nur den Namen zu Zitherverein Ulm-Söflingen geändert, sondern auch das Repertoire erweitert. „Wir spielen zwar auch Volksmusik, doch noch viel mehr, von Mittelalter bis Moderne. Auch der Beatles-Song, Yesterday' ist dabei", betont die zweite Vereinsvorsitzende Anneliese Maisch, denn: „Wir wollen nicht einseitig sein, das wird der Zither nicht gerecht." Neun Zithern, einen Bass und zwei Gitarren umfasst das Ensemble.
Bläserschule Söflingen
Die 1920 gegründete Stadtkapelle Ulm gilt als eines der besten und renommiertesten Blasorchester im Großraum von Ulm und der Alb-Donau-Region. Im Orchester spielen derzeit rund 60 Musikerinnen und Musiker jeden Alters. Seit 2005 steht es unter der musikalischen Leitung von Franco Hänle und konnte seither seine Leistung stets steigern. So spielt das Orchester heute auf Höchststufenniveau. Besonderes Augenmerk legt die Stadtkapelle auf die Jugendarbeit. Der 1992 gegründete „Förderverein Söflinger Jugendmusik“ unterstützt die musikalische Jugendarbeit in Ulm, insbesondere im Stadtteil Söflingen. Die Fördertätigkeit des Vereins erstreckt sich von der Beschaffung von Instrumenten und Zubehör über Ausbildungsbeihilfen, Bezuschussung von Jugendreisen und Konzertreisen bis hin zur Kostenübernahme für musikalische Aufbaulehrgänge.
Liederkranz
An einem warmen Maiensonntag im Jahr 1822 lagerten der Pfeiffenmacher Florian Nuding, der Schuhmacher Franz Fraidel und der spätere Traubenwirt Franz Nuding im Gras und sangen und pfiffen. Als auf der Straße der Provisor Wolff des Weges kam, baten die jungen Männer diesen, ,,sie ein paar Liedlein zu lehren, dann machen wir ein Quartett zusammen." So entstand laut Vereinschronik der Liederkranz. Zeitweise hatte der Chor 120 Sänger. Seit 1965 sind Frauen als gleichberechtigte Mitglieder zugelassen. Neben dem Gesang hat der Liederkanz Söflingen noch einmal bereichert: Er hat das beliebte Zeitbeerfest ins Leben gerufen.
Harmonika-Verein Ulm-Söflingen
Einst gab die Mundharmonika den Ton an im Harmonika-Verein Ulm-Söflingen. 1932 fand sich ein kleiner Kreis von Freunden des kleinen Blasinstruments zusammen und gründete den Mundharmonika-Club ,,Edelweiß". Bald waren es 24 Spieler. Für das damalige musikalische Niveau sprechen verschiedene erste Preise. Von 1958 bis 1961 gab es mehrere Rundfunkaufnahmen. Auch das parallel zum Mundharmonika-Orchester laufende Akkordeon-Orchester feierte Erfolge. ,,Leider musste unser Jubiläumskonzert zum 90. Gründungstag wegen Krankheit im November 2022 abgesagt werden. Es wird voraussichtlich dieses Jahr stattfinden", erklärt Eugen Bezler vom Harmonika Verein. Da das Mundharmonika-Orchester keinen Nachwuchs bekommt, wird dieses Konzert wahrscheinlich das letzte sein. ,,Unsere Mitglieder sind bis auf einen Mitspieler bereits über 70 bzw. 80 Jahre alt", bedauert Bezler. Das Akkordeon-Orchester besteht weiter. Doch auch hier gibt es Nachwuchsprobleme. Petra Starzmann