Es sind die Heimatvereine, die helfen, die Geschichte ihres Ortes zu bewahren. Der Heimatverein Bisingen-Steinhofen wurde vor 36 Jahren zu neuem Leben erweckt. Eine Gruppe vor allem jüngerer Bisinger ermöglichte diesen Neuanfang. Gegründet worden war der Heimatverein bereits im Jahre 1952.
So viele Aktivitäten haben die Mitglieder begleitet. Erinnert sei zum Beispiel an die 1200-Jahr-Feier Bisingens (1986), das 100-jährige Bestehen der Pfarrei St. Nikolaus in Bisingen (1988) und der Festakt anlässlich 200 Jahre Bisinger Nichthuldigung (1998). Außerdem wurde das 1952 erschienene Heimatbuch neu aufgelegt. Intensiv wurde die Geschichte des Burgstalls Ror, des Schlössles von Bisingen, erforscht.
Angriff der Reutlinger!
Gebaut wurde die Burg Ror im 11. Jahrhundert. Einst lebte dort das Adelsgeschlecht der Walger, bis die Reutlinger heranstürmten und Ror zerstörten. Große Steinkugeln, die in und rund um die Anlage gefunden worden, zeugen von jenem kriegerischen Ereignis.
In den 1950er- und Anfang der 1960er-Jahren wurde erstmals gegraben und geforscht. Mancher erinnert sich vielleicht noch an Lukas Haug, Karl Schilling, Josef Knaus, Anton Buhl oder Walter Reiff. Und an den Widerstand gegen die im Wald geplante Kreismülldeponie.
Die Herren von Walger hatten für den Burgbau einen strategisch wichtigen Punkt ausgesucht. Aber sie lebten sicher nicht das ganze Jahr dort. In der kalten Jahreszeit zog es sie wohl nach Bisingen, wo nahe dem Pfarrhaus eine weitere Burg vermutet wird. Nach der Burgeroberung 1311 verließen deren Bewohner das Schlössle und zogen in die Ferne. Im Jahr 1340 gab es die letzte Erwähnung. Doch um Burgruine und Schlössle rankt sich so manche Sage. So soll in einem unterirdischen Gewölbe im Bisinger Schlösslesberg ein riesiger Schatz verborgen sein. Zwei Männer versuchten ihn einst zu bergen, doch der Teufel machte ihnen einen Strich durch die Rechnung...
Blick auf Textilindustrie
Der Heimatverein Bisingen-Steinhofen hat das Buch „Bisingen: Burgstall Ror – die Geschichte einer Truchsessenburg in bewegter Zeit“ herausgegeben. Der Autor, Sören Frommer, Jahrgang 1970, hat in Tübingen Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters studiert und seinen Abschluss als Magister Artium in der Fachrichtung „Archäologie des Mittelalters“ gemacht.
Doch das Interesse des Heimatvereins ist breit gefächert. Exkursionen, Vorträge sowie themenbezogene Ausstellungen halfen den Bisingern, mehr über das Leben ihrer Vorfahren zu erfahren. Recherchiert und informiert wurde in den Bereichen Textilfertigung und Schuhhandwerk – beide charakteristisch für alte Zeiten in der Zollergemeinde, ebenso wie über die Kriegs- und Besatzungszeit mitsamt dem damals eingerichteten Flugplatz in Bisingen Nord.
Vor zwei Jahren richtete der Heimatverein Bisingen-Steinhofen das „Gombafescht“ am Klingenbach aus. Alljährlich wird inzwischen ein historischer Kalender mit Aufnahmen aus alten Zeiten herausgegeben.
Gemeinsame Infobroschüre
Groß war immer die Frage: Wohin mit all den Fundstücken, die der Heimatverein über die Jahrzehnte zusammengetragen hat? Die Gemeinde hat inzwischen geeignete Räumlichkeiten im ehemaligen Schaudt-Gebäude zur Verfügung gestellt, was vom Heimatverein dankend angenommen wurde.
Die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie spürt natürlich auch der Heimatverein Bisingen-Steinhofen. Vieles, was geplant, war, musste erst einmal ruhen. Darunter auch die fruchtbaren Zusammenkünfte der Heimatvereine aus Bisingen, Thanheim und Wessingen. Neben dem Gesprächsaustausch über aktuelle Themen, ist es allen Mitgliedern ein Anliegen, gemeinsam eine Informationsbroschüre mit den Sehenswürdigkeiten der Gesamtgemeinde herauszugeben. Das soll aber nun so bald wie möglich wieder angegangen werden. Von Jörg Wahl