Fachklasse Göppingen: gestalterische Ausbildung im Metall-Handwerk
Sonderveröffentlichung

Metall macht's möglich Fachklasse Göppingen: gestalterische Ausbildung im Metall-Handwerk

Die länderübergreifende Fachklasse Metallgestaltung an der Gewerblichen Schule Göppingen ist eine echte Besonderheit. Hier planen und realisieren die Auszubildenden anspruchsvolle Projektarbeiten.

In der Schmiedewerkstatt der länderübergreifenden Fachklasse Metallgestaltung lernen die Auszubildenden das traditionelle Handwerk. Foto: Tobias Fröhner

17.06.2024

Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Metallbauer, zwischen drei Fachrichtungen kann man wählen: Konstruktionstechnik, Nutzfahrzeugbau und Metallgestaltung. Der Ausbildungsplan ist in den ersten beiden Jahren für alle gleich, erst danach vertieft man sich in die jeweilige Richtung. Wer Glück hat, kann seine gestalterische Ausbildung an der Gewerblichen Schule in Göppingen absolvieren. „Auszubildende aus Baden-Württemberg und Hessen kommen im dritten und vierten Lehrjahr in Blockbeschulung in unsere länderübergreifende Fachklasse, auf Antrag können aber auch Auszubildende aus anderen Bundesländern hier unterrichtet werden“, sagt Studiendirektor Franz Thaler. „Dann durchlaufen sie bei uns ein ganzheitliches Konzept für die gestalterische Ausbildung.“ Ermöglicht werde dies durch enge Abstimmung und großes Engagement seitens des Lehrer-Teams. Als Klassenlehrer führt und organisiert Gewerbeschulrat Christian Dreifert die länderübergreifende Fachklasse. Klaus Schäffler leitet den Werkstattunterricht. Für die Unterbringung steht das Göppinger Schmiedewohnheim des Unternehmerverbands Metall Baden-Württemberg zur Verfügung. 

Enge Verknüpfung von Theorie und Praxis

Zu den Unterrichtsinhalten, die in der Fachklasse gelehrt werden, gehört unter anderem das Herstellen von Schmiedeteilen und Gebrauchsgegenständen, von Türen, Toren und Gittern sowie von Treppen und Geländern. Auch das Dokumentieren und Restaurieren denkmalgeschützter Bauteile gehört zum Unterrichtsplan. „Im theoretischen Unterricht und im Werkstattunterricht werden gestalterische, metalltechnische und fachpraktische Inhalte vermittelt und anschließend praktisch angewendet, zum Beispiel im Rahmen verschiedener Projekte“, erklärt Franz Thaler. „Besonderen Wert legen wir auf die Förderung der Gestaltungskompetenz unserer Auszubildenden. Für die Umsetzung ihrer Ideen lernen sie bei uns sowohl ganz traditionelle Techniken als auch den Umgang mit modernen Technologien für die Metallbe- und verarbeitung.“ 

"Es gibt bei uns ein ganzheitliches Konzept für die gestalterische Ausbildung."

Franz Thaler Studiendirektor

Angegliedertes Fort- und Weiterbildungszentrum

Das umfassende Angebot der Schule wird noch einmal ergänzt durch Kurse des Fördervereins der Gewerblichen Schule Göppingen BFW. Hier können die Auszubildenden weitere Qualifikationen erlangen. Eingerichtet sind eine DVS-Kursstätte für Schweißtechnik und das Competenz-Centrum Befestigungstechnik, wo insbesondere Dübeltechnik gemäß der Europäischen Technischen Zulassung im Fokus steht.

Projektarbeit im zweiten Ausbildungsteil

Im zweiten Teil der Ausbildung in der Fachklasse geht es an die Projektarbeit. Die ist wirklichkeitsnah gestaltet und orientiert sich stets an marktüblichen Voraussetzungen. Bei der Projektarbeit lernen die Auszubildenden Planung, Präsentation und Ausführung. Die Ergebnisse dieser Projekte sind oft an verschiedenen Stellen auf dem Schulgelände zu sehen – darunter ein Baumschutzgitter oder eine Pausenbank. Sie kamen und kommen aber auch außerhalb zum Einsatz. Ein Beispiel dafür ist ein besonderes Projekt, das für ein ehemaliges Kultcafé, das Casa Nova in Rechberghausen, entstanden ist: Aufgabe der Auszubildenden war es, vier Kerzenleuchter zu gestalten, die das Thema Inklusion, das im Casa Nova gelebt wurde, aufgreifen. 

Ausarbeitung der Ideen in Teams

Das Projekt begann mit einem Entwurfswettbewerb. Die Auszubildenden haben in Teams ihre Ideen für die Leuchter ausgearbeitet und anschließend vor dem Auftraggeber präsentiert. Ausgewählt wurde schließlich ein Entwurf, der die drei Themen der Inklusion „Eingebundenheit und Akzeptanz“, „gleichberechtigte Teilhabe“ sowie „Verantwortung und Vertrauen“ aufgriff und sie formsprachlich zum Ausdruck brachte. Der vierte Leuchter sollte die drei Elemente gestalterisch kombinieren. „Solch abstrakte, nicht sichtbare Themen durch die Formgebung sichtbar zu machen, ist die hohe Kunst der Metallgestaltung, der unsere Schüler Rechnung tragen“, so Christian Dreifert. 

Umgesetzt wurde die Siegeridee von der gesamten Klasse. Auch hier wurde wieder in Teams gearbeitet, wobei das Urheber-Team darauf achtete, dass die Gesamtidee nicht verfälscht wurde. 

Leuchter in der Schule ausgestellt

Nachdem das Casa Nova schließen musste und das Gebäude verkauft wurde, hat die Schule die Kerzenleuchter mit Erlaubnis der ehemaligen und neuen Eigentümer des Gebäudes zurück in die Schule geholt, berichtet Franz Thaler: „Hier stellen wir sie aus. So geht tolle Arbeit unserer Auszubildenden nicht verloren und andere können von ihr lernen.“