Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie
Sonderveröffentlichung

Mobilität der Zukunft Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie

Die Transportbranche ist im Umbruch, zahlreiche Gestaltungsspielräume für nachhaltige Lösungen tun sich auf. Doch wie lässt sich diese Chance mit den steigenden Anforderungen an die Logistik kombinieren? 

Im neuen Logistikzentrum mit Hauptsitz im Ulmer Norden ist reichlich Platz für das Unternehmen, um nachhaltig zu wachsen. Foto: Seifert Logistics

03.06.2022

24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr – ohne Logistik geht nichts. Doch in Sachen Nachhaltigkeit kommt Deutschlands drittgrößter Wirtschaftsbereich nicht richtig voran, obwohl eine europäische Verordnung den Nutzfahrzeugherstellern ganz klare Flottenziele vorgibt. „Bereits bis 2025 und vor allem aber ab 2030 müssen deutliche CO₂-Reduzierungen bei den Neuzulassungen von Fahrzeugen erreicht werden“, erklärt Andre Kranke, Head of Corporate Research and Development bei Dachser – die festgelegten 30 Prozent CO₂-Reduzierung im Vergleich zu einem 2019 modernen Euro 6-Lkw sei durch Optimierungen der Dieseltechnologie jedoch nicht zu schaffen. Batterieelektrische und Wasserstoff-Brennstoffzellen-elektrische Lkw werden aus Sicht von Kranke hier das Rennen machen, und auch Oberleitungs-Lkw seien auf ausgewählten Strecken eine Option.

Nachhaltig von nah bis fern

Dachser selbst hat unter anderem einen der ersten serienreifen eActros seit Februar 2022 als Teil seiner Klimaschutzstrategie in den Fuhrpark aufgenommen. Mindestens 50 weitere batterieelektrische Lkw und rund 1000 elektrische Pkw sollen bis Ende 2023 folgen. Zusätzlich wird Dachser die Entwicklung und Erprobung von Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzellentechnik im Rahmen von Pilotprojekten vorantreiben – spätestens ab 2023 werden erste Fahrzeuge verschiedener Hersteller im Dachser-Netzwerk unterwegs sein. Und auch auf der sogenannten „letzten Meile“ gehen die Logistiker aus Kempten seit 2018 mit einem emissionsfreien Liefergebiet in Stuttgart neue Wege. Je nach Größe und Sperrigkeit stellen zwei Elektro-Lkw die Ware entweder direkt zu oder bringen sie in ein Mikrohub, wo dann auf elektrisch unterstützte Lastenräder umgeladen wird.


„279 Mrd. Euro hat die Logistikbranche im Jahr 2020 bundesweit umgesetzt, davon entfielen 114,2 Mrd. Euro auf den Bereich Spedition und Logistik.”

Quelle: Statista


Wie wichtig solch flexible Konzepte und Netzwerke sind, weiß auch die in Ulm ansässige Seifert Logistics Group. „Besonders in unsicheren Zeiten ist es wichtig, schnell und flexibel zu reagieren, um unsere Kunden in der Logistik zu unterstützen“, sagt CEO Axel Frey. Neben agilen Teams, die Schwankungen in den Kapazitäten ausgleichen können, und einer Diversifizierung durch verschiedene Branchen, würden künftig aber auch vor allem Lagerflächen entscheidend sein, um die Supply-Chain weiter zu optimieren. Mit einem Neubau auf 90 000 Quadratmetern hat Seifert genau hierfür die Weichen für die Zukunft schon gestellt – und auch die unmittelbare Nähe zum dortigen Containerbahnhof ist kein Zufall. Denn dies führt zur direkten und klimafreundlichen Anbindung an andere Verkehrsträger und damit auch an Seehäfen.

Logistik trifft Additive Fertigung

Mit der Investition in 3D-Druck-Technologien hat sich die Seifert Logistics Group dazu einen ganz neuen Bereich aufgebaut, der auch in Sachen Nachhaltigkeit künftig eine große Rolle spielen kann. „Beispielsweise im Bereich der Ersatzteillogistik zeigt die Additive Fertigung Vorteile, da hier Schnelligkeit und Tailor-Made-Lösungen gefragt sind“, verrät der Geschäftsbereichsleiter Standardisierung und Digitalisierung Julian Seifert, einzelne Bauteile könnten produziert, gelagert und je nach Abrufzeitpunkt schnellstmöglich geliefert werden. Im Anschluss produziere man das entnommene Teil einfach wieder nach. Den Strom für die 3D-Drucker liefern die hauseigenen Fotovoltaikanlagen, mit denen Dachser seine Dachflächen nach und nach versieht. „Von heute rund 5000 kWp Leistung wollen wir die Produktionsleistung in den nächsten drei ahren auf 20 000 kWp vervierfachen“, verrät Andre Kranke, und das sei nur der erste Schritt. Gleichzeitig gehe man in vielen Bereichen das Thema Energieeffizienz konsequent an, habe beispielsweise schon alle Lagerbeleuchtungen auf LED umgestellt, ergänzt Kranke, dies seien alles kleine Bausteine, um letztlich die großen Klimaschutzziele zu erreichen. Martin Dambacher


„64 Mrd. Kilometer betrug die gesamte Fahrleistung von Lkw im Straßengüterverkehr in Deutschland im Jahr 2020.“

Quelle: Statista

Über Dachser

Das 1930 gegründete, globale Logistikunternehmen ist heute mit weltweit 376 Standorten und rund 32 000 Mitarbeitern in den Geschäftsfeldern Europa-Logistik, Luft- und Seefracht sowie der Lebensmittel-Logistik vertreten. Dazu bietet das erfolgreiche Familienunternehmen mit Hauptsitz in Kempten (Allgäu) seinen Kunden zahlreiche Services entlang der Supply Chain an.

Über Seifert Logistics

Das 1947 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Ulm hat sich vom regionalen Marktführer zu einem international operierenden Speditions- und Kontraktlogistikdienstleister entwickelt. Mit mehr als 2500 Mitarbeitenden werden an mehr als 45 Standorten in Europa innovative Beschaffungs-, Produktions-, Distributions- und Servicelösungen realisiert.